Tag & Nacht

Emmanuel Macron mag eine klare Sicht auf die russische Bedrohung haben – aber warum bleibt er so still, wenn es um Donald Trumps Haltung zur Ukraine geht? Diese Frage stellt sich François Hollande, ehemaliger Präsident Frankreichs, der Macrons Zurückhaltung in einem Interview deutlich kritisierte.

„Die Aggression geht von Wladimir Putin aus, keine Frage. Aber paradoxerweise trägt Donald Trump zur Eskalation bei“, erklärte Hollande. Der Grund: Trumps wankelmütige Politik gegenüber der Ukraine und seine Forderung, die Unterstützung durch die USA drastisch zu reduzieren.

Trump und Selenskyj: Eine angespannte Begegnung

Erst vor wenigen Tagen kam es zu einem aufsehenerregenden Treffen zwischen Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Dabei wurde deutlich, wie groß die Differenzen sind. Trump forderte mehr Dankbarkeit für die bisherige Hilfe der USA, während Selenskyj darauf bestand, dass sein Land weiterhin auf westliche Unterstützung angewiesen sei. Ein Schulterschluss? Kaum. Vielmehr war das Treffen ein weiteres Zeichen für die Unberechenbarkeit der US-Politik.

Europa muss handeln – doch tut es das auch?

Die Frage, die sich nun stellt: Wie reagiert Europa auf die veränderte Lage? Frankreich hat bereits beschlossen, seine militärische Unterstützung für die Ukraine weiter auszubauen. Eine neue Finanzspritze von 195 Millionen Euro soll dazu dienen, moderne Artilleriegeschosse und Präzisionsbomben bereitzustellen. Auch die Lieferung älterer gepanzerter Fahrzeuge soll beschleunigt werden.

Aber reicht das aus? Immerhin steht Europa an einem Scheideweg: Soll es sich weiterhin auf die USA als Schutzmacht verlassen oder endlich eine eigene, unabhängige Sicherheitsstrategie entwickeln?

Frankreich als Vorreiter – doch Deutschland zögert

Während Frankreich die Initiative ergreift, wirkt Deutschland zurückhaltender. In Berlin wird darüber diskutiert, ob die europäische Verteidigung – insbesondere die nukleare Teilhabe – neu gedacht werden muss. Kanzlerkandidat Friedrich Merz sprach sich kürzlich für eine engere Kooperation mit Frankreich und Großbritannien aus. Ein Vorschlag, der zeigt, dass das Vertrauen in die USA schwindet.

Europas Stunde schlägt jetzt

Macrons vorsichtige Rhetorik, Trumps unklare Linie und Putins militärischer Druck – all das macht deutlich: Europa kann sich keine Passivität leisten. Die Ukraine ist längst zum Prüfstein für die europäische Sicherheitspolitik geworden. Die Frage ist nicht mehr, ob Europa handeln muss, sondern wie entschlossen es das tut.

Von C. Hatty

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