Tag & Nacht

Am 20. Dezember feiern wir den Internationalen Tag der menschlichen Solidarität – einen Tag, der uns daran erinnern soll, wie wichtig Zusammenarbeit, Mitgefühl und gegenseitige Unterstützung für das Wohlergehen unserer Welt sind. Doch was bedeutet Solidarität in einer Zeit, in der gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Brüche immer deutlicher zutage treten? Und wie können wir die Idee der Solidarität in unserem Alltag leben?

Solidarität: Mehr als ein Ideal

Solidarität ist ein großes Wort. Oft wird es in Reden, Kampagnen und politischen Diskussionen bemüht, doch was steckt wirklich dahinter? Im Kern bedeutet Solidarität, dass wir als Menschen füreinander einstehen – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion oder sozialem Status. Es geht um ein bewusstes „Wir“, das auf der Erkenntnis basiert, dass wir auf einer fundamentalen Ebene miteinander verbunden sind.

Die Vereinten Nationen, die diesen Tag im Jahr 2005 ins Leben gerufen haben, definieren Solidarität als einen Schlüsselwert, der für den Aufbau einer friedlichen, gerechten und nachhaltigen Welt unerlässlich ist. Sie mahnen, dass die großen Herausforderungen unserer Zeit – sei es Armut, Klimawandel oder soziale Ungleichheit – nur gemeinsam bewältigt werden können. Aber warum scheint uns dieses „Gemeinsam“ so oft zu entgleiten?

Die Krise der Solidarität

Unsere heutige Welt scheint oft von einer „Krise der Solidarität“ geprägt. Soziale und wirtschaftliche Ungleichheit wächst, globale Konflikte häufen sich, und populistische Strömungen schüren Spaltungen statt Einigkeit. Die Pandemie hat zwar gezeigt, wie verwundbar wir als globale Gemeinschaft sind, doch sie hat auch deutlich gemacht, wie ungleich diese Verwundbarkeit verteilt ist. Während einige Länder Zugang zu Impfstoffen und medizinischer Versorgung hatten, mussten andere nahezu schutzlos durch die Krise navigieren.

Diese Ungleichheiten sind keine Zufälle, sondern Ergebnisse systemischer Probleme: koloniale Altlasten, unfaire Handelsbeziehungen und politische Machtgefälle tragen dazu bei, dass Solidarität oft auf Lippenbekenntnisse reduziert wird. Doch die Frage bleibt: Wie können wir aus dieser Spirale ausbrechen?

Ein Tag zum Handeln, nicht nur zum Erinnern

Der Internationale Tag der menschlichen Solidarität sollte mehr sein als eine Gelegenheit für schöne Worte. Er sollte ein Anlass sein, unser eigenes Handeln zu reflektieren und uns zu fragen: Was kann ich persönlich tun, um solidarischer zu sein?

Solidarität beginnt im Kleinen – im Respekt für unsere Mitmenschen, im Teilen unserer Ressourcen und im Verständnis für andere Lebensrealitäten. Aber sie endet nicht dort. Wahre Solidarität erfordert strukturelle Veränderungen: von der Stärkung sozialer Sicherungssysteme bis hin zur globalen Umverteilung von Ressourcen. Regierungen und Institutionen sind ebenso in der Pflicht wie jede*r Einzelne von uns.

Solidarität in Aktion: Erfolgsbeispiele

Es gibt hoffnungsvolle Beispiele, die zeigen, dass Solidarität kein unerreichbares Ideal ist:

  • Internationale Hilfsorganisationen: Projekte wie der globale Klimafonds, der ärmere Länder bei der Bewältigung der Klimakrise unterstützt, oder Initiativen zur Verteilung von Covid-19-Impfstoffen zeigen, wie Zusammenarbeit konkrete Ergebnisse erzielen kann.
  • Gemeinschaftliches Engagement: Lokale Bewegungen wie Foodbanks, Nachbarschaftshilfen oder ehrenamtliche Arbeit in Krisengebieten beweisen, dass Solidarität auch im Kleinen Großes bewirken kann.
  • Politische Solidarität: Die Unterstützung von Geflüchteten oder die Zusammenarbeit bei globalen Gesundheitskrisen sind Beispiele dafür, wie Staaten Verantwortung übernehmen können.

Doch diese Beispiele dürfen nicht die Ausnahme bleiben. Sie müssen zur Regel werden, wenn wir wirklich eine solidarische Welt schaffen wollen.

Ein Blick nach vorn

Der Internationale Tag der menschlichen Solidarität lädt uns dazu ein, uns nicht nur mit den offensichtlichen Ungerechtigkeiten auseinanderzusetzen, sondern auch mit den subtileren Formen der Ausgrenzung. Solidarität bedeutet, die Privilegien zu hinterfragen, die uns oft nicht bewusst sind, und aktiv daran zu arbeiten, Räume für andere zu schaffen.

Vielleicht ist es an der Zeit, Solidarität nicht nur als moralischen Imperativ zu betrachten, sondern als eine Notwendigkeit – eine Überlebensstrategie für eine Welt, die durch Klimawandel, Ressourcenknappheit und gesellschaftliche Polarisierung bedroht ist. Denn am Ende geht es nicht nur darum, anderen zu helfen, sondern auch darum, unser gemeinsames Schicksal zu sichern.

Solidarität ist kein Luxus, sondern eine Verantwortung. Der Internationale Tag der menschlichen Solidarität erinnert uns daran, dass wir als Menschheit nur so stark sind wie unsere schwächsten Glieder. Möge dieser Tag ein Weckruf sein – für Regierungen, Organisationen und jeden Einzelnen von uns, über die Grenzen hinweg zusammenzustehen und gemeinsam an einer besseren Zukunft zu arbeiten.


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