Tag & Nacht

Ein 23-jähriger Mann wurde in Grenoble (Isère) am Samstag, den 21. Dezember 2024, wegen des Verdachts der Vergewaltigung seiner 13-jährigen Cousine und der Planung einer Zwangsheirat angeklagt und in Untersuchungshaft genommen. Der Fall hat schockierende Details ans Licht gebracht, die von der Staatsanwaltschaft Grenoble veröffentlicht wurden.

Die Flucht des Mädchens

In der Nacht vom 16. auf den 17. Dezember 2024 floh die 13-jährige Rumänin aus dem Haus der Familie ihres Cousins in Grenoble. Sie suchte verzweifelt Zuflucht in einer Klinik und schilderte weinend, dass sie mehrfach von ihrem Cousin vergewaltigt wurde und gegen ihren Willen mit ihm verheiratet werden sollte. Das Mädchen erklärte, dass ihre Eltern, die in einem Lager in Cergy leben, diese Ehe arrangiert hatten.

Laut ihrer Aussage wurde sie zunächst von ihrem Cousin und seinen Brüdern abgeholt und in das Apartment seines Bruders sowie später in das Haus seiner Eltern gebracht. Dort wurde sie gegen ihren Willen festgehalten und zu sexuellen Handlungen mit dem Cousin gezwungen – im Beisein von Onkel und Tante.

Polizeiliche Ermittlungen und erste Ergebnisse

Nach der Flucht des Mädchens leitete die Polizei eine groß angelegte Untersuchung ein. Am Mittwoch und Donnerstag wurden der Angeklagte, seine Eltern, seine Brüder sowie der Vater des Mädchens in Polizeigewahrsam genommen. Die Ermittler der Familien- und Jugendschutzbrigade konnten in kürzester Zeit Beweise sichern, die die Aussagen des Opfers untermauerten.

Die Verdächtigen räumten während der Verhöre schließlich die Existenz eines Heiratsplans ein. Die Staatsanwaltschaft eröffnete daraufhin ein Verfahren wegen „Vergewaltigung einer Minderjährigen unter 15 Jahren durch einen Erwachsenen mit einem Altersunterschied von mindestens fünf Jahren“ sowie wegen „Entführung, Freiheitsberaubung oder willkürlicher Festnahme eines Minderjährigen, um ein Verbrechen oder Vergehen zu erleichtern“.

Justizielle Maßnahmen

Der mutmaßliche Täter wurde in Untersuchungshaft genommen. Der Vater des Mädchens wurde unter richterliche Kontrolle gestellt, was nicht den Forderungen der Staatsanwaltschaft entsprach, die eine Untersuchungshaft beantragt hatte. Diese Entscheidung wurde von der Staatsanwaltschaft angefochten. Auch die Eltern des Angeklagten, die als „beaufsichtigte Zeugen“ eingestuft wurden, stehen im Fokus der Ermittlungen. Auch diese Entscheidung wird angefochten.

Das Mädchen wurde in die Obhut des Kinderschutzes übergeben, wo sie nun psychologisch betreut und vor weiteren Gefahren geschützt wird.

Ein schockierender Fall mit gesellschaftlicher Tragweite

Dieser Fall beleuchtet das erschreckende Ausmaß von Zwangsehen und sexuellem Missbrauch in Frankreich. Besonders schockierend ist die mutmaßliche Mittäterschaft von Familienangehörigen, die das Mädchen ihrer Freiheit und Würde beraubt haben sollen.

Die Justiz hat nun die Aufgabe, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Gleichzeitig zeigt der Fall die Notwendigkeit, den Schutz von Minderjährigen zu stärken und gesellschaftliche Strukturen zu hinterfragen, die solche Verbrechen begünstigen.


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