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Jean-Marie Le Pen, der ehemalige Anführer der französischen extremen Rechten, wird heute in seiner Heimatstadt La Trinité-sur-Mer in der Bretagne beigesetzt. Die Zeremonie soll in einem privaten Rahmen stattfinden, während ein umfangreiches Sicherheitsaufgebot für Ruhe sorgen soll.

Beisetzung in der Heimatstadt

Die Beerdigung des 96-jährigen Mitbegründers des Front National (heute Rassemblement National), der am Dienstag verstarb, wird um 14:30 Uhr in der kleinen Kirche Saint-Joseph abgehalten. Diese Kirche bietet Platz für etwa 200 Personen und liegt in der Küstengemeinde La Trinité-sur-Mer, wo Jean-Marie Le Pen aufwuchs. Der örtliche Pfarrer Dominique Le Quernec wird die Messe leiten. Nach der Zeremonie wird Le Pen im Familiengrab beigesetzt, wo bereits seine Eltern ruhen – ein Wunsch, den er zu Lebzeiten geäußert hatte.

Die Wahl des Beisetzungsortes spiegelt nicht nur Le Pens Verbundenheit mit seiner Heimat wider, sondern auch die zurückgezogene Atmosphäre, die seine Familie für diesen Anlass wünscht. La Trinité-sur-Mer, eine idyllische Kleinstadt mit nur 1.700 Einwohnern, bereitet sich jedoch auch auf einen möglichen Ansturm von Sympathisanten und Kritikern vor.

Sicherheitsmaßnahmen für einen heiklen Moment

Um jegliche Störungen zu verhindern, wurde ein massives Sicherheitsaufgebot mobilisiert. Rund 100 Polizeikräfte, darunter eine Einheit mobiler Gendarmen, werden vor Ort sein. Zusätzlich hat der Präfekt des Morbihan, Pascal Bolot, ein Demonstrationsverbot für die gesamte Gemeinde erlassen. Grund hierfür sei die politische Bedeutung des Verstorbenen, die potenziell sowohl Unterstützer als auch Gegner anziehen könnte. Ziel ist es, Zusammenstöße zwischen gegensätzlichen Gruppierungen zu verhindern.

Eine solche Vorsicht ist nicht unbegründet: Bereits am Abend seines Todes kam es in mehreren Städten wie Paris, Lyon und Rennes zu Versammlungen, bei denen Gegner Le Pens mit Feuerwerken und Gesängen seinen Tod feierten. Während Innenminister Bruno Retailleau diese Szenen als „beschämend“ bezeichnete, zeigten sich andere, wie die linke Abgeordnete Mathilde Panot, unbeeindruckt.

Eine zweite Gedenkmesse in Paris

Neben der heutigen Beisetzung ist für den 16. Januar eine weitere Zeremonie geplant. Diese wird um 11:00 Uhr in der Kirche Notre-Dame du Val-de-Grâce in Paris stattfinden und steht der Öffentlichkeit offen. Organisiert von Marine Le Pen und ihren Schwestern, soll diese Messe ein religiöser Gedenkakt sein. Die Wahl dieser Kirche, die zum Militärbistum Frankreichs gehört, spiegelt Le Pens historische Nähe zu nationalistischen und militärischen Themen wider.

Eine polarisierende Figur bis zum Ende

Der Tod von Jean-Marie Le Pen markiert nicht nur das Ende eines politischen Lebens, das Frankreich über Jahrzehnte gespalten hat, sondern auch einen Moment, der erneut die tiefen Gräben im Land sichtbar macht. Während Unterstützer den Verlust eines Mannes betrauern, der als „Le Menhir“ (Der Hinkelstein) bekannt war und eine feste Größe im politischen Spektrum darstellte, sehen Gegner seinen Tod als Anlass zur Erleichterung.

Die Bürgermeisterin von Perpignan, Louis Aliot, versuchte, die Wogen zu glätten, indem sie betonte, dass es unwahrscheinlich sei, dass Proteste ein Begräbnis stören würden. „Und wenn doch, wird der Staat sie fernhalten“, fügte sie hinzu.

Ein Balanceakt zwischen Respekt und Kontroverse

Die strikte familiäre Zurückgezogenheit und die umfassenden Sicherheitsmaßnahmen zeigen, wie umstritten Jean-Marie Le Pen auch über den Tod hinaus bleibt. Die Frage, ob man bei solch einer Persönlichkeit jemals vollständig von Ruhe und Frieden sprechen kann, bleibt offen. Doch vielleicht ist es genau diese Mischung aus Kontroversen und starker Präsenz, die ihn zu einem der polarisierendsten Akteure der französischen Geschichte gemacht hat.


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