Tag & Nacht

Die Arbeiter in den französischen Kernkraftwerken kehren allmählich wieder an ihre Arbeitsplätze zurück, nachdem mit der EDF-Führung eine Einigung über Lohnerhöhungen erzielt wurde. Die Streiks hatten am 13. September begonnen.

Nach den Raffinerien nun die Atomkraftwerke: Die Geschäftsleitung des Stromversorgers EDF und die Gewerkschaften haben sich darauf geeinigt, dass die Arbeit in den Kraftwerken, die bestreikt wurden, wieder aufgenommen wird. Die Beschäftigten erhalten Lohnerhöhungen und Einmalzahlungen. Diese Streikbewegung hatte weniger Aufsehen erregt als die der Raffineriebeschäftigten, war aber auch sehr real: Bis zu 12 der Kernkraftwerke in Frankreich waren betroffen. Die ersten Beschäftigten, die die Arbeit wieder aufnahmen, waren am vergangenen Freitag die Arbeiter in Gravelines, wo sich das leistungsstärkste Kraftwerk Westeuropas befindet.

Die von der CGT als Bedingung für die Beendigung des Arbeitskampfes geforderte Erhöhung von mindestens 200 Euro pro Monat für alle wurde erreicht. Im Einzelnen bietet die EDF-Geschäftsleitung eine Lohnerhöhung von 5% für Geringverdiener bis hin zum Meister und individuelle Aufstiegsmaßnahmen mit Prämien in Höhe von 2.600 Euro an. Den Führungskräften wird eine Lohnerhöhung von 2,5% plus Prämien angeboten, deren Höhe noch festgelegt werden muss.

Verzögerungen bei der Durchführung der Wartungsarbeiten
Die Gewerkschaften haben bis Donnerstag, 27. Oktober, Zeit, sich zu äußern und die Lohnvorschläge zu bestätigen. Eine Fortsetzung der Bewegung an einzelnen Standorten ist nicht ausgeschlossen. In jedem Fall hat die EDF-Geschäftsleitung sehr schnell auf die wichtigsten Forderungen reagiert. Weit weniger sichtbar als die Raffinerieblockaden der letzten Wochen, waren die Streiks in den Kernkraftwerken in dieser Zeit der energiepolitischen Spannungen in Europa insgesamt jedoch wesentlich problematischer.

Die Streiks führten zu Verzögerungen im Zeitplan für die Wartungsarbeiten am gesamten Kernkraftwerkspark und schürten die Sorge, dass es in diesem Winter zu Engpässen kommen könnte. Für die EDF-Führung kam es nicht in Frage, den Arbeitskampf auszusitzen, zumal sie kurz vor der Übernahme des Unternehmens durch den Staat im Rahmen einer Wiederverstaatlichung steht. Der Stromversorger, der Ende des Jahres mit 60 Milliarden Euro verschuldet sein wird, wird in den nächsten Wochen wieder zu einem vollständig staatlichem Konzern werden.

Der französische Staat, der heute 84% von EDF besitzt, will die 16% des Kapitals, die derzeit noch an der Börse notiert sind, in den kommenden Wochen weitestgehend aufkaufen.


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