Tag & Nacht




Wladimir Putin bleibt den Friedensverhandlungen zum Ukrainekrieg in Istanbul fern. Und man fragt sich unweigerlich: Warum? Warum kneift der mächtigste Mann Russlands, wenn es um den direkten Dialog mit Wolodymyr Selenskyj geht?

Ein Präsident, der doch stets betont, die Kontrolle zu haben. Der vorgibt, klare Ziele zu verfolgen. Und der dann – wenn sich endlich ein Fenster zum Frieden öffnet – lieber jemanden vorschickt? Herr Putin, das sieht nicht nach Stärke aus. Das sieht aus wie ein Rückzieher. Wie ein Ausweichen.

Natürlich, man wird uns erzählen, es sei Taktik. Diplomatie. Staatsräson. Bla bla. Doch in Wahrheit schwingt da ein ganz anderer Ton mit – einer von Unsicherheit, vielleicht sogar von Angst. Denn da sitzt er, der ukrainische Präsident, offen für Gespräche, bereit, sich dem direkten Austausch zu stellen. Und Sie, Herr Putin? Sie bleiben auf Distanz. Bleiben im Schatten.

Man könnte sagen: ein Präsident, der Krieg befiehlt, sollte auch den Mut haben, über Frieden zu sprechen – von Angesicht zu Angesicht. Aber anscheinend ist das zu viel verlangt. Zu unbequem. Zu gefährlich für das Narrativ vom starken Zaren, der alles im Griff hat.

Und mal ehrlich: Was befürchten Sie, Herr Putin? Dass Selenskyj Ihnen die Show stiehlt? Dass die Weltöffentlichkeit erkennt, wer tatsächlich Dialogfähigkeit besitzt? Dass das Ringen um Frieden kein Spiel ist, bei dem man sich hinter Beratern verstecken kann?

Dieser Friedensgipfel in Istanbul ist keine PR-Bühne – es ist die letzte Ausfahrt vor einer Eskalation, die niemand wollen kann. Und gerade jetzt, da sich politische Schwergewichte aus aller Welt bemühen, Brücken zu bauen, drückt sich einer – der eine – um die Verantwortung.

Vielleicht ist es auch bequemer, aus Moskau heraus Anweisungen zu geben. Sich die Hände nicht schmutzig zu machen mit harten Gesprächen, mit Zugeständnissen, mit Gesichtern, die man nur aus Kriegsbildern kennt.

Doch eines ist klar: Friedensverhandlungen brauchen mehr als kalte Strategie. Sie brauchen Präsenz. Persönliche Konfrontation. Emotion. Menschlichkeit. All das, was der Kreml in diesen Tagen vermissen lässt.

Ob aus Angst, Arroganz oder Kalkül – Ihre Abwesenheit spricht Bände, Herr Putin.

Von Andreas M. Brucker

Neues E-Book bei Nachrichten.fr







Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!