Tag & Nacht




Manchmal fragt man sich, ob die Menschheit noch bei Trost ist. Heute ist der Internationale Tag des friedlichen Zusammenlebens – was für ein großer, fast rührender Name für einen Tag, der inmitten der Explosionen von Gaza und des Granatdonners in der Ukraine fast zynisch wirkt. Während Kinder in Kiew unter Betonschutt hervorgezogen werden und ganze Familien in Rafah sterben, reden wir über Zusammenleben. Friedlich. Wirklich?

Was ist das eigentlich für ein Zusammenleben, wenn ein paar wenige Machtpolitiker mit stählerner Brust auf Karten starren und Linien verschieben, während Millionen frieren, hungern, fliehen – oder einfach sterben? Dieser Tag sollte ein Aufschrei sein. Doch er verkommt zur stillen Fußnote.

Dabei ist die Lösung so greifbar wie nie: Waffenstillstand. Jetzt. Nicht morgen. Nicht, wenn die nächste Konferenz vorbei ist. Nicht, wenn noch ein weiteres Dorf in Trümmern liegt.

Gaza schreit. Die Ukraine blutet. Und was tun wir? Wir senden diplomatische Grüße und liefern weiterhin Waffen. Eine seltsame Logik: Frieden schaffen mit immer größeren Kalibern. Ist das noch politisch oder schon pathologisch?

Gerade in der Ukraine wäre jetzt der Moment, an dem etwas geschehen muss. In Istanbul sitzen sie zusammen – ukrainische und russische Unterhändler. Warum nicht gerade heute ein Zeichen setzen? Warum nicht heute sagen: Genug ist genug. Lasst die Waffen schweigen. Wenigstens für einen Tag. Und dann für zwei. Und dann für immer.

Man hört oft: „Ein Waffenstillstand nützt doch nur dem Aggressor.“ Aber wer glaubt eigentlich, dass ein Krieg den Opfern nützt? Wer denkt wirklich, dass Zivilisten in Mariupol, Bachmut oder Sderot davon profitieren, wenn es keinen Waffenstillstand gibt?

Es geht hier nicht um politische Punkte. Es geht um Leben. Um echte Gesichter, nicht um Strategiepapiere. Um Mütter, die ihre Kinder nicht begraben sollten. Um Kinder, die nicht lernen sollten, wie sich Angst im Körper anfühlt. Stell dir mal vor, dein Kind müsste mit Schutzweste zur Schule gehen – und du weißt nicht, ob es zurückkommt.

Frieden ist unbequem. Weil er Kompromisse braucht. Weil er Feindbilder zertrümmert. Weil er Stärke durch Nachgeben ersetzt. Aber er ist das Einzige, was wirklich heilt. Alles andere – bringt nur neues Leid.

Wir feiern Gedenktage, hängen Tauben aus Papier an Fenster und beten für Frieden – aber das reicht nicht. Es ist ein Lippenbekenntnis, solange nicht gehandelt wird.

Ein Appell an die Vernunft: Hört auf die stillen Schreie. An die Delegationen in Istanbul – zieht nicht wieder mit neuen Forderungen ab. Geht nicht hinaus, ohne eine Vereinbarung in der Tasche. Zeigt Mut zum Einlenken.

Und an die Weltgemeinschaft: Druck hilft. Laut sein hilft. Dranbleiben hilft. Heute ist ein guter Tag, um nicht wegzusehen. Heute ist ein Tag, an dem Frieden mehr sein muss als ein Wort.

Lasst endlich die Waffen schweigen – verdammt noch mal!

Von C. Hatty

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