Weihnachten. Das Fest der leuchtenden Kinderaugen, der warmen Herzen und der großen Versprechen. Zumindest in der Theorie. In der Praxis liegt unter dem Baum immer öfter etwas ganz anderes: billiger Plastikmüll mit Schleifchen, der schneller gefährlich als kaputt ist. Willkommen im modernen Weihnachtswunderland des E-Commerce, wo das Kindeswohl irgendwo zwischen Warenkorb und Blitzversand verloren geht.
60 Prozent der auf manchen Plattformen verkauften Spielzeuge gelten als gefährlich. Sechzig. Nicht ein Ausrutscher, kein bedauerlicher Einzelfall, sondern ein Geschäftsmodell. Man könnte fast zynisch applaudieren: So effizient schafft es kaum jemand, Profit und Verantwortungslosigkeit zu vereinen. Und das alles pünktlich zum Fest der Liebe. Timing ist schließlich alles.
Während Eltern noch überlegen, ob das Holzspielzeug pädagogisch wertvoll genug ist, haben andere längst entschieden: Hauptsache billig, Hauptsache schnell, Hauptsache verkauft. Ob der Plastikdrache beim Kauen giftige Stoffe freisetzt oder die Puppe in ihre Einzelteile zerbröselt wie ein Keks – geschenkt. Im wörtlichen Sinn. Schließlich klickt niemand auf „Jetzt kaufen“, um danach noch lästige Fragen zu stellen. Vertrauen ist bequemer als Nachdenken.
Der zuständige Minister warnt, mahnt, appelliert. Die Plattformen müssten unsere Normen respektieren, heißt es. Müssen. Ein schönes Wort. Eines, das im globalen Onlinehandel ungefähr so viel Gewicht hat wie ein Wattebausch im Sturm. Denn solange Containerweise Ware ins Land rauscht und Kontrollen zur mathematischen Randnotiz werden, bleibt die Verantwortung ein wandernder Ball: zu groß für den Zoll, zu abstrakt für den Staat, zu unpraktisch für die Plattformen. Und am Ende landet sie dort, wo sie am wenigsten hingehört – bei den Eltern.
„Seien Sie wachsam“, lautet die Empfehlung. Übersetzt heißt das: Sie dürfen die Geschenke kaufen, bezahlen, auspacken – und anschließend prüfen, ob Ihr Kind damit sicher spielen kann oder man besser gleich den Müllsack holen sollte. Frohe Bescherung.
Dass all das ausgerechnet zu Weihnachten eskaliert, ist kein Zufall. Die Jagd nach dem schnellen Euro kennt keine Feiertage. Moralische Grenzen schon gar nicht. Das Kind staunt, der Konzern kassiert, und irgendwo bröckelt ein Stück Plastik, das eigentlich ein Lächeln sein sollte.
Vielleicht wäre das mal ein echtes Weihnachtswunder: Spielzeug, das Kinder erfreut, ohne sie zu gefährden. Aber das wäre vermutlich zu viel verlangt. Rendite wartet schließlich nicht bis nach den Feiertagen.
Ein Kommentar von C. Hatty
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