Tag & Nacht




  1. August 1945. Es war ein sonniger Morgen in Hiroshima. Kinder auf dem Schulweg, Mütter beim Kochen, Arbeiter auf dem Weg in die Fabrik. Um 8:15 Uhr verwandelte sich die Stadt in ein Inferno. Innerhalb von Sekunden verdampften Menschen, wurden Schatten in Beton gebrannt. Häuser, Körper, Erinnerungen – alles zerfiel in Licht und Feuer. Über 70.000 Tote an diesem einen Tag. Zehntausende folgten, langsam und qualvoll, durch Strahlung, Verbrennungen, Krebs.

Und wofür?

Für ein Zeichen der Macht. Für ein „Ende des Krieges“. Für ein Experiment am lebenden Menschen.

Wer heute noch mit Atomwaffen droht, hat nichts – gar nichts – aus der Geschichte gelernt. Keine Lektion, keine Demut, keine Menschlichkeit. Stattdessen hören wir 80 Jahre später auch wieder das gefährliche Säbelrasseln: In Moskau. In Pjöngjang. In Washington. Und, ja – auch in NATO-Dokumenten. Die Drohung mit nuklearer Vernichtung ist wieder salonfähig geworden. Als ob Hiroshima ein Unfall der Geschichte gewesen wäre, ein notwendiges Übel. Nein. Es war ein Verbrechen. Punkt.

Die Überlebenden – die Hibakusha – tragen noch heute die Narben. Auf der Haut, in der Lunge, im Gedächtnis. Sie erzählen von Kindern mit verbrannter Haut, von Männern, deren Augen geschmolzen sind, von einer Stadt, in der die Luft selbst zur Waffe wurde. Und doch hören ihnen zu wenige zu. Schon wieder.

Atomwaffen sind keine „Versicherung“. Sie sind keine „Abschreckung“. Sie sind die logische Endstufe menschlicher Hybris. Sie garantieren nicht Sicherheit – sie garantieren das Ende. Wer sie besitzt, ist nicht stärker. Wer mit ihnen droht, ist nicht rational. Wer ihren Einsatz rechtfertigt, hat die Kontrolle über das eigene moralische Koordinatensystem verloren.

Die Menschheit hat nur zweimal eine Atombombe im Krieg eingesetzt. Beides Mal gegen Zivilisten. Wer heute ernsthaft an nukleare Erstschläge denkt, spielt nicht mit Macht, sondern mit der völligen Auslöschung menschlichen Lebens. Hiroshima war keine „historische Notwendigkeit“. Es war ein Menschheitsversagen. Und jedes erneute Spiel mit der Bombe ist ein Schritt zurück in die Barbarei.

Schande über euch, die ihr noch immer mit dem Feuer spielt.
Shame on you.

Ein Kommentar von Andreas M. Brucker

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