Es gibt Momente, da will man einfach nur schreien.
Da liest man von einem neuen Gesetz, das angeblich „die Landwirte entlasten“ soll – und merkt, wie dabei Stück für Stück alles geopfert wird, was uns eigentlich heilig sein sollte: unsere Gesundheit, unsere Natur, unsere Zukunft.
Was da unter dem Namen „Duplomb“ in der Nationalversammlung verhandelt wird, ist nichts anderes als ein Frontalangriff. Ein Angriff auf die Vernunft, auf die Wissenschaft, auf den gesunden Menschenverstand – und auf jeden, der noch an ein Leben im Einklang mit der Natur glaubt.
Wie könnt ihr das verantworten?
Wie kann man in Zeiten von Artensterben, Klimakatastrophen und steigenden Krebsraten ernsthaft ein Pestizid wie Acétamipride wieder auf unsere Felder lassen – ein Mittel, das erwiesenermaßen Bienen tötet, das mit neurologischen Schäden bei Kindern und mit Krebs bei Erwachsenen in Verbindung gebracht wird?
Wirklich jetzt? Im Jahr 2025?
Wollen wir das unseren Kindern erklären müssen? Dass wir weggeschaut haben, als es um ihre Zukunft ging?
Wer profitiert – und wer zahlt den Preis?
Natürlich wird das Ganze wieder in wohlklingende Worte verpackt: Wettbewerbsfähigkeit, Vereinfachung, „Bauern helfen“. Aber wem hilft dieses Gesetz wirklich?
Den kleinen Höfen in der Bretagne? Den Bio-Betrieben, die mühsam versuchen, nachhaltig zu wirtschaften?
Nein. Dieses Gesetz ist ein Geschenk an die Agro-Industrie. An diejenigen, die aus Monokultur Profit schlagen, die Tiere wie Maschinen behandeln und denen es egal ist, was mit dem Boden, dem Wasser, der Luft passiert – Hauptsache, die Zahlen stimmen am Ende des Quartals.
Und währenddessen atmen wir alle ein, was da versprüht wird. Unsere Kinder spielen in Gärten, deren Böden längst vergiftet sind. Unsere Insekten verschwinden. Unsere Wälder trocknen aus.
Ihr nennt das Fortschritt?
Ich nenne das Wahnsinn.
Und das Schlimmste: Ihr macht es im Eilverfahren. 3.500 Änderungsanträge? Abgewürgt mit einem formalen Trick. Kein öffentlicher Diskurs, kein Hinhören auf Wissenschaft oder Zivilgesellschaft. Ihr habt Angst vor der Wahrheit – das ist offensichtlich.
Denn tief im Inneren wisst ihr es doch selbst.
Dass man keine Gesundheit opfert für ein bisschen Bürokratieabbau.
Dass man keine Ökosysteme zerschlägt, um Wahlkampfgeschenke zu verteilen.
Dass man eine demokratische Debatte nicht einfach wegräumt wie lästigen Unrat.
Aber ihr tut es trotzdem.
Warum? Weil Lobbydruck größer ist als Gewissen? Weil Karriere wichtiger ist als Verantwortung?
Ich habe es satt.
Satt, dass Umweltschutz immer noch als Luxusproblem dargestellt wird.
Satt, dass Kinder und Alte mit ihren Körpern für Entscheidungen zahlen, die sie nie getroffen haben.
Satt, dass man uns das als Fortschritt verkaufen will – dabei ist es ein Rückschritt in die düstersten Kapitel unserer Geschichte.
Die Natur verhandelt nicht. Die Gesundheit verzeiht nichts.
Und wenn ihr dieses Gesetz durchdrückt – dann seid ihr verantwortlich für das, was folgt. Für jedes Bienensterben. Für jeden Asthmaanfall. Für jedes Kind, das in einer giftigen Welt aufwächst, nur weil ihr nicht den Mut hattet, Nein zu sagen.
Wir brauchen Politiker mit Rückgrat, keine Sprechpuppen der Agrarlobby.
Es geht nicht um Ideologie. Es geht ums Überleben.
Schämt euch.
Ein Kommentar von Andreas M. Brucker
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