Tag & Nacht




Es gibt Preise – und dann gibt es den Goldman Environmental Prize. Kein Glanz, keine Gala, kein aufgesetztes Lächeln fürs Blitzlichtgewitter. Stattdessen? Echte Geschichten. Echtes Engagement. Und ganz viel Herzblut.

Man hört oft von Held:innen – und doch bleiben die meisten gesichtslos. Aber hier, bei diesem Preis, bekommen sie ein Gesicht, eine Stimme, eine Bühne. Und wer sich einmal mit diesen Geschichten beschäftigt hat, wird sie nicht mehr los.

Ein Fluss mit Rechten? Klingt verrückt. Ist aber genial.

Mari Luz Canaquiri Murayari aus Peru hat geschafft, was auf den ersten Blick unmöglich erscheint: Ein Fluss – der Marañón, ein Seitenarm des Amazonas – besitzt jetzt Rechte. Er darf nicht mehr verschmutzt werden, er darf frei fließen. Und die indigene Gemeinschaft der Kukama wacht über ihn wie über ein Familienmitglied.

Klingt das nur nach Symbolik? Keineswegs. Es ist ein juristischer Triumph – und ein kraftvolles Signal für die Rechte der Natur und der Menschen, die seit Jahrhunderten im Einklang mit ihr leben. Wer schützt hier wen? Vielleicht schützt der Fluss ja auch uns, indem er weiter existiert.

Müll kennt keine Grenzen – leider

Semia Gharbi aus Tunesien zeigt, wie schmutzig das Geschäft mit dem Müll wirklich ist. Tausende Tonnen italienischer Haushaltsabfälle, illegal entsorgt in ihrer Heimat. Einfach so, als wäre Afrika eine gigantische Müllhalde.

Doch Semia – Wissenschaftlerin, Lehrerin, Aktivistin – ließ sich nicht abspeisen. Sie recherchierte, deckte auf, forderte Verantwortung ein. Und siehe da: Die Müllberge wurden zurückgeschickt, Schuldige verhaftet, Gesetze verschärft. Weil eine Frau nicht weggeschaut hat.

81 Jahre und kein bisschen müde

Batmunkh Luvsandash aus der Mongolei. Ehemaliger Elektroingenieur, heute Wüstenschützer. Mit 81 Jahren kämpft er immer noch gegen die Ausbeutung der Gobi-Wüste.

Ein Mann, ein Stück Land, ein unerschütterlicher Wille. Er hat durchgesetzt, dass ein 66.000 Hektar großes Gebiet geschützt bleibt. Kein Bergbau, keine Zerstörung, nur Natur. Ein stiller Held, der zeigt: Alter ist keine Ausrede.

Der Fluss, der Europa wachgerüttelt hat

Besjana Guri und Olsi Nika aus Albanien haben der Vjosa, einem der letzten wilden Flüsse Europas, ihre Freiheit bewahrt. Staudämme? Energiegewinnung? Alles schön und gut – aber nicht auf Kosten eines einzigartigen Ökosystems.

Ihre Arbeit? Wissenschaftlich fundiert, leidenschaftlich vorgetragen, international unterstützt. Das Ergebnis? Die Vjosa ist heute der erste Wildfluss-Nationalpark Europas. Ein Sieg für die Natur – und für uns alle.

Der Hafen, der nie gebaut wurde

Carlos Mallo Molina war mal Bauingenieur. Heute baut er keine Häfen mehr, sondern Schutzräume. Auf Teneriffa verhinderte er mit viel Ausdauer einen Megahafen, der ein sensibles Meeresgebiet zerstört hätte.

Seine Waffe? Wissen. Und ein langer Atem. Heute entsteht dort ein Zentrum für Meeresforschung und Schutz. Eine wundervolle Wendung – und ein Lehrstück für alle, die glauben, gegen wirtschaftliche Interessen könne man eh nichts tun.

Ewige Chemikalien? Ewiger Kampf.

Laurene Allen, Krankenschwester aus den USA, ist der lebende Beweis, dass Fürsorge nicht am Krankenbett endet. In ihrer Heimatgemeinde in New Hampshire fand sie heraus, dass das Trinkwasser mit PFAS belastet war – diesen „ewigen Chemikalien“, die Krebs und andere Krankheiten auslösen können.

Die Behörden schwiegen. Laurene nicht. Über 20 Jahre kämpfte sie, bis endlich die lokale Plastikfabrik geschlossen wurde. Gesundheitsschutz heißt eben auch Umweltschutz.

Und was ist mit uns?

Was bewegt Menschen dazu, sich mit Konzernen, Regierungen und übermächtigen Interessen anzulegen? Was treibt sie an, wenn alles dagegen spricht?

Vielleicht ist es diese einfache Wahrheit: Es geht ihnen nicht am Allerwertesten vorbei. Sie wollen nicht akzeptieren, dass Bequemlichkeit, Geld und Gleichgültigkeit über Leben, Natur und Gerechtigkeit triumphieren.

Und mal ehrlich – wenn eine Krankenschwester eine Fabrik schließen kann, ein 81-Jähriger die Wüste schützt und eine indigene Anführerin einem Fluss Rechte erstreitet, was hält uns eigentlich noch zurück?

Kleine Taten, große Wirkung

Wir müssen nicht alle Nationalparks gründen oder internationale Müllskandale aufdecken. Aber wir können anfangen – vor der eigenen Haustür, in Gesprächen, mit kleinen Schritten. Vielleicht ist es das, was dieser Preis uns wirklich zeigt: Mut steckt an. Engagement wächst. Und Veränderung beginnt oft ganz leise.

Diese sieben Menschen – und viele mehr – zeigen: Der Schutz unserer Erde ist kein Privileg von Expert:innen oder Aktivist:innen. Es ist eine Aufgabe für uns alle.

Ein Kommentar von Catherine H.

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