Ganz ehrlich – es nervt.
Ja, Streik ist ein Grundrecht. Ja, Menschen sollen für faire Arbeitsbedingungen kämpfen dürfen. Aber warum zur Hölle trifft es immer uns, die einfach nur in den Urlaub fliegen wollen?
Wochenlang arbeitet man durch, schiebt Überstunden, bringt die Kinder morgens müde in die Schule, hetzt zum Job, hetzt zurück, kocht, wäscht, räumt auf, plant nebenbei noch die Reise. Und wenn endlich der große Tag kommt – Koffer gepackt, Pässe bereit, Vorfreude kribbelt wie Cola im Bauch – dann: Streik.
Flug gecancelt.
Stundenlanges Ausharren im Terminal, drückende Luft, genervte Durchsagen, schreiende Kinder, Tränen der Enttäuschung. Und während du da sitzt und innerlich kochst, hörst du: „Wir kämpfen für unsere Rechte.“ Ja super. Ich kämpfe auch – gerade mit mir selbst, um nicht laut loszubrüllen.
Ist es Absicht? Ist es Kalkül?
Natürlich ist es das. Ferienzeit tut weh, Ferienzeit bringt Schlagzeilen. Ferienzeit trifft Menschen dort, wo es besonders schmerzt: bei der kostbarsten Zeit des Jahres. Kein Chef sagt: „Ach, der Flug fiel aus, bleiben Sie doch einfach zwei Tage länger weg.“ Kein Kind versteht: „Sorry Schatz, der Streik ist gesellschaftlich relevant, Meer gibt’s dieses Jahr keins.“
Ist das fair?
Viele sagen: „Ohne Druck bewegt sich nichts.“ Vielleicht stimmt das. Vielleicht ist der Streik an einem Dienstag im November einfach nicht medienwirksam genug. Aber wenn man jedes Jahr wieder zur Ferienzeit die gleichen Schlagzeilen liest, wächst vor allem eins: Zorn.
Und Resignation.
Man fühlt sich wie eine Spielfigur in einem Machtkampf, der mit dem eigenen Leben nichts zu tun hat – außer, dass er es ruiniert. Ich verstehe die Forderungen. Ehrlich. Niemand sollte in unterbesetzten Teams schuften, während oben in der Verwaltung gepolsterte Büros glänzen. Aber der Weg, den sie wählen, führt dazu, dass hunderttausende Unbeteiligte Mit-Leidtragende sind.
Streik mag nötig sein. Doch dieses Nötig trifft immer uns. Immer in der Ferienzeit. Immer genau dann, wenn das Leben mal kurz unbeschwert sein soll.
Und genau das macht wütend.
Ein Kommentar von C. Hatty
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