Es ist immer dasselbe Spiel. Ein Sturm zieht auf. Die Bilder gehen um die Welt. Verwüstete Häuser. Weinende Kinder. Menschen, die alles verloren haben. Und dann? Ein paar Schlagzeilen. Betroffenheit. Ein paar Tweets. Vielleicht eine Spende. Und wenig später kehrt die Welt wieder zurück in ihren gewohnten Trott – SUV, Flugreise, Steak.
Wie können wir nur so kaltherzig sein?
Während Hurrikan Melissa mit voller Wucht über Jamaika hinwegfegt, während in der Dominikanischen Republik Menschen in den Schlammlawinen ersticken, während Hunderttausende auf Kuba ihre Häuser verlassen müssen, fragt man sich: Wann begreifen wir endlich, dass unser Lebensstil tödlich ist?
Tödlich – kein zu großes Wort. Denn genau das ist die Wahrheit.
Unsere CO₂-Emissionen, unsere fossile Bequemlichkeit, unser Konsum auf Pump – all das ist der Nährboden für Monsterstürme wie Melissa. Jeder Grad mehr im Ozean macht den nächsten Sturm wahrscheinlicher, stärker, zerstörerischer. Und trotzdem verhalten wir uns so, als ob all das ein Naturgesetz wäre, gegen das man nichts machen kann.
Dabei sind wir es.
Wir – die Industrienationen, die Reichen, die Mächtigen – tragen die Hauptverantwortung für eine Klimakrise, unter der vor allem jene leiden, die am wenigsten dazu beigetragen haben. Menschen im globalen Süden. Inselstaaten. Kinder, die heute schon in Notunterkünften zur Welt kommen.
Was braucht es noch? Noch ein Jahrhundertsturm? Noch ein Kontinent in Flammen? Noch ein verlorenes Jahrzehnt?
Unsere Ignoranz ist ein Skandal. Unser Zögern ist eine Form von Gewalt. Wer sich heute gegen konsequenten Klimaschutz stellt, stellt sich auf die Seite der Zerstörung. Punkt.
Es geht längst nicht mehr um Verzicht – es geht um Gerechtigkeit. Um Verantwortung. Um ein Mindestmaß an Mitgefühl.
Natürlich ist es unbequem, den eigenen Lebensstil zu hinterfragen. Natürlich kostet Veränderung Kraft. Aber was wiegt schwerer – ein paar Flugmeilen weniger oder ein Land, das unter Wasser steht?
Wir müssen endlich aufhören, zu glauben, dass Klimaschutz eine Option ist. Er ist Pflicht. Für uns, für kommende Generationen, für Menschen, deren Leben heute von unserer Entscheidung abhängt.
Fangen wir an. Jetzt. Nicht erst nach dem nächsten Sturm.
Von Andreas M. Brucker
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