Tag & Nacht




Das hier ist kein gewöhnlicher politischer Schlagabtausch. Es ist ein Angriff auf das Herz dessen, was eine freie, offene und gebildete Gesellschaft ausmacht. Und es geht uns alle an – nicht nur ein paar Studierende in Boston.

Denn wenn ausländische Studierende an Harvard plötzlich nicht mehr willkommen sind, weil diese Universität angeblich „zu gefährlich“ ist – dann wird Bildung zur Geisel einer Ideologie. Dann entscheidet nicht mehr der Wille zu lernen, sondern die politische Stimmung, wer in einem Hörsaal sitzen darf.

Ich bin wütend.

Wütend, weil man hier nicht nur eine Universität angreift, sondern ein Ideal: die Vorstellung, dass Wissen grenzenlos ist. Dass man Fragen stellen darf. Dass man diskutieren, streiten, denken kann – frei und ohne Angst.

Und ich bin traurig.

Traurig, weil es sich anfühlt, als ob wir zuschauen, wie Populismus Stück für Stück die Säulen unserer Gesellschaft unterhöhlt. Erst ist es „nur“ ein Einreiseverbot. Dann sind es „nur“ bestimmte Ideologien, die nicht mehr geduldet werden. Irgendwann braucht es dann keine Argumente mehr – nur noch Lautstärke und Macht.

Harvard ist ein Symbol. Nicht nur für Elite – sondern für Bildung und Forschung weltweit, für Begegnung, für Möglichkeiten. Für viele junge Menschen aus aller Welt war ein Platz dort der Traum ihres Lebens. Und nun? Plötzlich sollen sie gefährlich sein, nur weil sie aus dem Ausland kommen?

Das ist nicht nur ungerecht. Es ist perfide.

Denn das hier ist nicht einfach eine Entscheidung gegen eine Universität. Es ist eine Kampfansage an die Idee, dass Bildung alle Grenzen überwindet. Dass Menschen unterschiedlichster Herkunft gemeinsam denken, forschen und daran wachsen dürfen.

Wenn die USA, ein Land, das jahrzehntelang von dieser Offenheit profitiert hat, diesen Weg verlässt – was sagt das über den Zustand unserer Welt?

Müssen wir jetzt wirklich anfangen, unsere Bücher zu verteidigen wie früher in noch dunkleren Zeiten?

Es beginnt mit einem Visum. Es endet mit der Stille und Leere in Bibliotheken, in denen einmal die Zukunft gedacht wurde.

Wer jetzt schweigt, macht sich mitschuldig. Denn wenn heute Harvard schließt, schließen morgen andere Räume des Denkens. Und das ist nicht bloß ein Angriff auf eine Institution – das ist ein Angriff auf uns alle.

Von M.A.B.

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