Tag & Nacht


Frankreich – eines der reichsten Länder Europas. Und doch sterben hier Menschen auf der Straße, als wären sie wertloser als Beton.
912 Wohnungslose sind 2024 in Frankreich gestorben. Neunhundertzwölf. Menschen. Weg.
Erfroren, verhungert, erschöpft.
Vergessen.

Aber die Republik schweigt.
Statt Wohnungen gibt’s Wachstuben. Statt Hilfe Repression. Statt Würde Verwaltungsakten.

Diese Zahl ist keine Statistik. Sie ist ein Skandal.

Wenn Kinder unter 15 Jahren auf Bürgersteigen sterben, wenn Frauen in Zeltlagern ihre Schwangerschaft verlieren, wenn Männer im Schlaf erfrieren – dann ist das nicht „tragisch“.
Dann ist das politisches Totalversagen.

Wer in einem Land wie Frankreich auf der Straße stirbt, stirbt an Ignoranz. An Bürokratie. An kaltem Zynismus.

Und an uns.

Denn wir alle schauen hin – aber handeln nicht. Wir wissen von den Camps unter Autobahnbrücken. Von den Bettlern vor dem Supermarkt. Von den Notunterkünften, die um 7 Uhr räumen müssen.
Und was tun wir?

Wir wechseln die Straßenseite.

Frankreich hat Geld für neue Autobahnen, für Olympiabauten, für Prestigeprojekte in Paris. Aber keine Mittel für menschenwürdigen Wohnraum?

Ernsthaft?

Das ist keine Frage der Ressourcen. Es ist eine Frage des politischen Willens.
Und der fehlt. Offenbar.

Wenn der Staat 350 000 Menschen ohne Obdach kennt, aber keine Antworten bietet – dann ist das nicht „kompliziert“. Es ist zynisch.
Und menschenverachtend.

Wir dürfen uns daran nicht gewöhnen.
Wir dürfen diese 912 Menschen nicht einfach abhaken.

Sie hatten Namen. Träume. Familien.

Vielleicht waren sie krank. Oder geflüchtet. Oder einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.
Aber eins waren sie nie: schuld an ihrem Tod.

Wenn ein Land nicht einmal mehr verhindern kann – oder will –, dass seine Bürger auf offener Straße sterben, dann verliert es sein moralisches Fundament.
Punkt.

Frankreich hat kein Wohnungsproblem. Frankreich hat ein Gerechtigkeitsproblem.

Autor: Von C. Hatty

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