Tag & Nacht




Manchmal scheint es, als bestünde die Welt nur noch aus Katastrophenmeldungen, aus Eilmeldungen voller Lärm und Angst. Krieg, Klimakrise, Politikverdrossenheit – es ist leicht, den Eindruck zu bekommen, dass alles nur noch bergab geht. Doch dann tauchen Geschichten auf wie diese aus Bordeaux. Und plötzlich wird es still. Warm. Menschlich.

Denn da stehen Jugendliche in den Reben, die sonst zwischen Beton, Asphalt und Vorurteilen groß geworden sind. Sie lachen, sie schwitzen, sie lernen. Sie erleben, dass man Teil von etwas sein kann, das wächst. Nicht virtuell, nicht auf Social Media, sondern ganz real – unter der Sonne, im Geruch der Erde, mit klebrigen Fingern vom Traubensaft.

„Les raisins de la solidarité“ – schon der Name klingt wie ein Versprechen.
Ein Versprechen darauf, dass Zusammenhalt keine Floskel ist, sondern etwas, das man buchstäblich mit den Händen erntet. Hier begegnen sich Welten, die sonst kaum miteinander sprechen: die Jugend der Stadt und die Winzer des Landes, die Hoffnung der Zukunft und die Erfahrung der Vergangenheit.

Was mich daran so berührt, ist diese Schlichtheit. Niemand tut hier etwas für Schlagzeilen oder Imagepflege. Es geht um Begegnung, um Würde, um Lernen.
Und während überall sonst Schlagzeilen von Spaltung und Hass erzählen, zeigen diese jungen Menschen, dass man Brücken auch anders bauen kann – aus Vertrauen, Respekt und Neugier.

Vielleicht liegt genau darin die Zukunft: nicht in den großen politischen Parolen, sondern in kleinen Gesten, in echten Momenten der Nähe. Ein Korb Trauben kann zum Symbol werden, wenn er gemeinsam getragen wird.

Solche Projekte erinnern uns daran, dass Hoffnung keine naive Idee ist, sondern eine Tat. Eine Tat, die Erde unter den Fingern hat und Sonne im Herzen.

Und ja – es gibt sie noch, die guten Nachrichten.
Die, die nicht laut sind, aber lange nachhallen.
Die, die uns wieder an das glauben lassen, was wir fast vergessen hätten: dass Menschen, wenn man sie lässt, füreinander da sein können.

Vielleicht ist das der schönste Jahrgang, den Bordeaux je hervorgebracht hat – einer, der nicht nach Reichtum schmeckt, sondern nach Menschlichkeit.

🍇✨ Es gibt sie wirklich: die schönen und guten Nachrichten. Man muss nur hinschauen – und manchmal, ganz leise, auch ein bisschen daran glauben.

Ein Kommentar von Andreas M. Brucker

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