Frankreichs Gemeinden schlagen Alarm: Rund 1.500 Kommunen stehen seit Beginn des Jahres ohne Versicherungsschutz da oder müssen sich mit massiv gestiegenen Tarifen auseinandersetzen. Die Association des maires de France (AMF) fordert nun das Wirtschaftsministerium und die Versicherungsbranche zu einer sofortigen Lösung auf, um die Funktionsfähigkeit der lokalen Verwaltung zu sichern.
Versicherungschaos bedroht Gemeinden
„Die Situation ist alarmierend“, heißt es im offiziellen Kommuniqué der AMF vom 21. Januar. Viele Gemeinden berichten, dass Versicherer entweder nicht auf Ausschreibungen reagieren oder horrende Prämien fordern, die das Budget kleiner und mittlerer Kommunen übersteigen. Diese Dynamik gefährdet nicht nur die Schadensabsicherung, sondern auch die Fortführung zentraler öffentlicher Dienstleistungen.
Die AMF appelliert an das Wirtschaftsministerium, sich gemeinsam mit den Versicherungsanbietern und der Interessenvertretung der Kommunen an einen Tisch zu setzen. Ziel ist es, eine langfristige Lösung zu finden und den Gemeinden wieder Zugang zu bezahlbarem Versicherungsschutz zu ermöglichen.
Explodierende Kosten
Die Statistiken zeichnen ein erschreckendes Bild: Zwischen 2018 und 2024 sind die Prämien für Kommunen im Schnitt um 90 % gestiegen. Besonders gravierend ist die Erhöhung bei der Versicherung gegen Sachschäden, wo die Tarife um satte 147 % in die Höhe geschossen sind.
Diese Entwicklungen treffen sowohl ländliche als auch urbane Gemeinden – unabhängig davon, ob sie von klimatischen Extremereignissen oder gesellschaftlichen Spannungen betroffen sind. „Wir reden hier von einem flächendeckenden Problem“, betont die AMF.
Warum steigen die Tarife?
Die Versicherungsbranche verweist auf mehrere Faktoren, die die Kosten in die Höhe treiben:
- Klimawandel: Zunehmende Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Stürme und Brände führen zu hohen Schadenssummen.
- Soziale Unruhen: Ereignisse wie die jüngsten Ausschreitungen belasten Versicherer zusätzlich.
- Inflation: Steigende Preise für Baumaterialien und Dienstleistungen erhöhen die Schadenskosten und schlagen sich in höheren Prämien nieder.
Die Folge? Kleine und mittlere Kommunen können die Prämien nicht mehr bezahlen, während große Städte ihre Budgets stark strapazieren müssen, um den Versicherungsschutz aufrechtzuerhalten.
Gefährdung öffentlicher Dienstleistungen
Ohne ausreichenden Versicherungsschutz stehen Gemeinden vor existenziellen Herausforderungen. Schulen, Rathäuser, öffentliche Einrichtungen oder Infrastrukturen könnten nach einem Schadensfall ungeschützt bleiben. Das würde nicht nur die Gemeinden selbst betreffen, sondern auch die Bürger, die auf diese Dienste angewiesen sind.
Forderungen der AMF
Die AMF verlangt dringend Maßnahmen, um die Situation zu entschärfen:
- Verhandlungen mit Versicherern: Die Branche muss gezwungen werden, fairere Tarife anzubieten und auf die Bedürfnisse der Gemeinden einzugehen.
- Staatliche Unterstützung: Der Staat sollte ein Sicherungssystem schaffen, das den Gemeinden in Krisensituationen unter die Arme greift.
- Regulierung: Die AMF fordert eine gesetzliche Kontrolle der Versicherungsprämien, um überhöhte Tarife zu verhindern.
Ein Kampf gegen die Zeit
Die Uhr tickt – ohne schnelle Lösungen könnten viele Kommunen in Frankreich wichtige Projekte einfrieren oder auf notwendige Investitionen verzichten. Auch die Bürger werden die Auswirkungen spüren, wenn Dienstleistungen eingeschränkt oder Gebäude ungeschützt bleiben.
In einer Zeit, in der lokale Verwaltungen ohnehin unter steigenden Kosten und wachsendem Druck leiden, ist diese Krise ein weiteres schweres Gewicht auf ihren Schultern. Es bleibt zu hoffen, dass Regierung und Versicherungsbranche bald auf die Hilferufe reagieren – denn Gemeinden sind das Herzstück einer funktionierenden Gesellschaft.
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!