Der Lac Léman (Genfersee) – ein Juwel der Natur und zugleich das größte Binnengewässer Westeuropas – ist in Gefahr. Eine Bedrohung, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen ist, aber dennoch alarmierend ist: Mikroplastik. Eine kürzlich durchgeführte Studie, initiiert von der Kommission internationale pour la protection des eaux du Léman (Cipel) und der Association franco-suisse pour la sauvegarde du Léman (ASL), offenbart das erschreckende Ausmaß dieser unsichtbaren Verschmutzung.
Eine alarmierende Entdeckung
Die Studie, die in den Jahren 2021 und 2022 durchgeführt wurde, erfasste Mikroplastikpartikel auf 25 Stränden entlang des Lac Léman, sowohl auf der französischen als auch auf der Schweizer Seite. Die Ergebnisse sind erschreckend: Im Durchschnitt wurden 7.600 Mikroplastikpartikel pro Quadratmeter festgestellt. Diese winzigen Partikel, die eine Größe von 0,3 bis 5 Millimetern aufweisen, sind nicht nur allgegenwärtig, sondern auch äußerst besorgniserregend.
Woher stammt diese unsichtbare Gefahr? Ein Großteil – ganze 60% – dieser Mikroplastikpartikel entstammt einer Quelle, die wir in unserem Alltag kaum beachten: unserer Kleidung. Insbesondere synthetische Textilien setzen beim Waschen winzige Fasern frei, die über das Abwasser ihren Weg in den See finden. „Es ist erschreckend, wie viel Mikroplastik durch alltägliche Tätigkeiten in unsere Umwelt gelangt,“ erklärt Nicole Gallina, Generalsekretärin der Cipel.
Europa greift durch, aber die Schweiz zögert
Die Europäische Union hat das Problem erkannt und wird ab 2025 vorschreiben, dass Waschmaschinen mit speziellen Filtern ausgestattet sein müssen, die diese Mikrofasern auffangen. Die Schweiz hingegen hat eine ähnliche Maßnahme bisher abgelehnt – ein Umstand, der von Umweltorganisationen stark kritisiert wird. Doch Gallina betont, dass auch individuelle Maßnahmen einen Unterschied machen können. Weniger häufiges Waschen, die Verwendung von Mikrofasersäcken und das Tragen langlebigerer Kleidung sind einfache, aber effektive Schritte, um die Belastung zu reduzieren.
Die unsichtbare Gefahr durch alltäglichen Kunststoff
Nicht nur Kleidung trägt zur Mikroplastikbelastung bei – auch die Zerfallsprodukte größerer Plastikobjekte spielen eine Rolle. Plastiktüten, Zigarettenstummel und industrielle Plastikgranulate zerfallen mit der Zeit in immer kleinere Teile und tragen so ebenfalls zur Verschmutzung des Sees bei. Die Cipel fordert daher nicht nur persönliche Verantwortung, sondern auch umfassende Maßnahmen, um den Eintrag von Plastik in den See über Zuflüsse und Regenwasser zu reduzieren.
Ein Juwel in Gefahr – was tun?
Was bleibt uns zu tun? Der Lac Léman ist nicht nur ein Naturwunder, sondern auch Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Seine Verschmutzung bedroht das gesamte Ökosystem. Wir müssen handeln – als Einzelpersonen, aber auch als Gesellschaft. Die Einführung von Filtern in Waschmaschinen ist ein Anfang, aber es braucht mehr. Weniger Plastik in den Alltag zu bringen und das Bewusstsein für die Auswirkungen unseres Handelns zu schärfen, sind entscheidende Schritte.
Die unsichtbare Bedrohung durch Mikroplastik ist real und präsent – doch sie ist nicht unaufhaltsam. Was ist es uns wert, einen der schönsten Seen Europas für kommende Generationen zu bewahren?
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