Die Teekultur gewinnt in Frankreich zunehmend an Beliebtheit. Nachdem das Überseedepartement La Réunion lange Vorreiter war, haben jetzt auch die Bretagne und Okzitanien nachgezogen. Immer mehr Landwirte entdecken die Faszination des Teeanbaus. Doch was steckt hinter diesem neuen Trend?
Ein Pionier bei Perpignan
Nahe Perpignan in den Pyrénées-Orientales baut Jean-Marc Sanchez als einer der wenigen Franzosen Tee an. Auf vier Hektar Gewächshausfläche hat er vor vier Jahren 30.000 Teepflanzen gesetzt. Letztes Jahr erntete er 50 Kilogramm, dieses Jahr sollen es vier- bis sechsmal so viel werden. Unter den Solarpaneelen, die den Blättern Schatten spenden, werden die Teeblätter verarbeitet – entweder per Hand oder mit Maschinen, die er für 50.000 Euro aus China importierte. Insgesamt hat der Agraringenieur bereits 450.000 Euro in sein Projekt investiert. In Toulouse verkauft ein Geschäft seinen Tee für 24 Euro pro 50 Gramm.
Ein Tee, der sich abhebt
Die ersten Teepflanzen in Frankreich wurden in den 1950er Jahren auf La Réunion gepflanzt. Heute gibt es neben den Pflanzern auf der Insel sogar auch Produzenten in der Bretagne, die sich in einer Genossenschaft zusammengeschlossen haben. In der ehemaligen Tabakmühle von Morlaix im Finistère werden die alten Schnupftabakmühlen genutzt, um den Tee zu rollen. Das Ziel: wirtschaftlich auf eigenen Beinen zu stehen.
Der französische Tee könnte sich vor allem durch die einzigartigen Aromen der verschiedenen Anbaugebiete auszeichnen. Ob es die salzige Luft der Bretagne oder die warme Sonne Okzitaniens ist – die Terroirs Frankreichs verleihen dem Tee einen besonderen Charakter.
Herausforderung der Nachhaltigkeit
Die nachhaltige Produktion spielt eine immer größere Rolle. Jean-Marc Sanchez nutzt Solarpaneele nicht nur, um seinen Tee zu schützen, sondern auch, um seine Energiekosten zu senken und die Umwelt zu schonen. Solche innovativen Ansätze sind essenziell, um im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die Zukunft des Teeanbaus in Frankreich
Kann Frankreich ein bedeutender Teeproduzent werden? Die Voraussetzungen sind vielversprechend: Das Interesse der Konsumenten an lokal produzierten Lebensmitteln wächst, und der Tee aus Frankreich bietet ein unverwechselbares Geschmackserlebnis. Mit einer geschickten Kombination aus Tradition und Innovation könnte der Teeanbau in der Bretagne und in Okzitanien bald eine feste Größe auf dem europäischen Markt werden.
Ein Schluck französischer Tee – das schmeckt nach mehr!
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