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Im Jahr 2028 soll in Echassières im Département Allier eine Lithiummine in Betrieb genommen werden. Laut einem 2018 veröffentlichten Bericht des Bureau de recherches géologiques et minières fehlt es Frankreich nicht an diesem Metall, das für die Herstellung von Batterien unerlässlich ist – ein Markt, der heute zu 75% von China besetzt ist. Die Förderung wirft jedoch auch Umweltfragen auf.

Auf den ersten Blick sieht Lithium unscheinbar aus. Es ist weich, silbergrau, das leichteste aller Metalle und oxidiert schnell an der Luft oder in Kontakt mit Wasser. Es hat jedoch Eigenschaften, die es für die Herstellung von wiederaufladbaren Batterien unentbehrlich machen. Telefone, Laptops, Fotoapparate, Videokameras und sogar Heimwerker- und Gartengeräte.

Sein Verbrauch stieg seit vor etwa zwanzig Jahren schnell exponentiell an. Zwischen 1996 und 2005 hat sich allein der Lithium-Verbrauch bei Computern um 3000% erhöht. Seit 2010 hat sich der Verbrauch weltweit innerhalb von zehn Jahren verdoppelt.

Das Bureau de recherches géologiques et minières (BRGM) schätzt, dass die Nachfrage in den nächsten zehn Jahren um durchschnittlich 18% pro Jahr steigen wird, wovon 60 bis 86% auf Batterien entfallen werden. Die Preise für Lithium sind von anfangs 6.430 € auf 45.030 € pro Tonne in 2021 gestiegen und werden bis Ende 2022 auf über 50.000 € steigen.

Mit dem zunehmenden Verkauf von Elektroautos hat das Metall bestätigt, dass es mehr denn je strategisch wichtig geworden ist. Für Frankreich und Europa, die für 2035 das Ende des Baus von Verbrennungsmotoren geplant haben, stellt sich eine wichtige Frage: Tauschen wir unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus den Petromonarchien am Golf gegen eine Lithium-Abhängigkeit von China ein?

Denn das Reich der Mitte produziert derzeit nicht nur 75% der wiederaufladbaren Batterien, sondern seit über einem Jahrzehnt besteht Pekings Strategie auch darin, seinen Einfluss auf den Bergbau und die strategischen Ressourcen der Welt auszuweiten, analysiert ein Bericht des Centre d’études prospectives et d’informations internationales (Cepii), wobei Lithium als ein Paradebeispiel gilt.

Die größten Förderländer liegen auf der südlichen Erdhälfte. Aber der chinesische Bergbaugigant Tianqi kaufte 2009 die australische Firma Talison Lithium, die eine der größten Lithiumminen der Welt betreibt. Chinesische Konzerne haben Vereinbarungen über neun der elf großen Lithiumminen und -projekte in Australien getroffen, so das Cepii.

China beherrscht 52% der weltweiten Lithiumproduktion und 25% der Lithiumreserven. Angesichts dessen muss Europa und muss Frankreich rechtzeitig reagieren.

Der 2018 veröffentlichte Bericht des BRGM zeichnet ein positives Bild der französischen Lithiumressourcen und des dadurch entstehenden Potenzials. Auf europäischer Ebene soll es Vorkommen des „weißen Goldes“ von etwa 24 Mio. Tonnen geben, wobei Spanien, Finnland, die Ukraine, Portugal, aber auch Frankreich zu den „wichtigsten Ländern in der Lithiumprospektion“, so das BRGM.

Nördlich des Zentralmassivs, in der Bretagne, im Elsass, aber auch im Südwesten: „Wir haben Lithiumvorkommen und wir werden sie ausbeuten. Das ist ein Schlüssel zu unserer Souveränität“, erklärte Emmanuel Macron am 17. Oktober gegenüber der Tageszeitung Les Echos.

Zwei Genehmigungen zum Lithium-Abbau wurden bereits in den Departements Bas-Rhin und Allier bestätigt, wo der Industriekonzern Imerys am 24. Oktober den Start des Projekts „Emili“ bekannt gegeben hat. Sechs weitere Anträge sind anhängig, darunter drei für das Département Haute-Vienne.

Allerdings: Um ein Gramm Lithium zu produzieren, werden zwei Tonnen Wasser benötigt. U d so kann, wie Kritiker meinen, der strategisch wichtige Lithium-Abbau das lebensnotwendige Nass bedrohen. 


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