Tag & Nacht

In den Straßen von Lyon häufen sich leere Kartuschen von Distickstoffmonoxid – besser bekannt als „Lachgas“. Trotz Verbot konsumieren vor allem junge Menschen das ursprünglich für die Lebensmittelindustrie gedachte Gas. Doch was als harmloser Partyspaß gilt, birgt ernsthafte Gesundheitsrisiken. Die Stadt reagiert nun mit harten Maßnahmen.


Lachgas: Ein gefährlicher Trend unter Jugendlichen

Sie liegen überall – die silbernen Metallkapseln, achtlos auf Gehwegen und in Parks entsorgt. In Lyon wurden allein im Jahr 2024 sieben Tonnen dieser Behälter eingesammelt. Das zeigt, wie weit verbreitet der Konsum von Lachgas inzwischen ist.

Ursprünglich dient das Gas als Treibmittel für Schlagsahne-Siphons. Doch längst ist es zum festen Bestandteil vieler Partys geworden. Besonders unter Studierenden ist der Konsum weit verbreitet – Lachgas ist nach Alkohol und Cannabis die drittbeliebteste psychoaktive Substanz bei Menschen unter 25 Jahren.

Der Reiz? Die Wirkung setzt sofort ein. Ein paar Atemzüge aus einem mit Gas gefüllten Luftballon genügen, um für wenige Minuten ein Gefühl der Euphorie, Schwindel oder leichte Halluzinationen zu erleben. Doch der kurze Rausch hat eine Schattenseite.

Vom Spaß zum Gesundheitsrisiko

„Das Gas zerstört eine lebenswichtige Vitamin-B12-Reserve im Körper“, warnt Dr. Christophe Riou, Suchtmediziner und stellvertretender Bürgermeister von Lyon. „Ein Mangel an diesem Vitamin kann Nervenschäden, Lähmungen und sogar Hirnschäden verursachen.“

Doch das ist nicht alles. Mediziner beobachten zunehmend schwere Nebenwirkungen wie Gedächtnisverlust, Blutgerinnsel oder im schlimmsten Fall Schlaganfälle und Herzinfarkte. Besonders riskant ist der Missbrauch über längere Zeiträume – viele Konsumenten unterschätzen die Langzeitfolgen.

Trotzdem ist das Gas noch immer leicht zu bekommen. Online kann es mit wenigen Klicks bestellt werden, oft in großen Mengen. Die Gesetzgebung hinkt hinterher: Zwar wurde der Verkauf an Minderjährige 2021 verboten, doch eine vollständige Regulierung fehlt.

Lyon zieht die Notbremse

Angesichts der alarmierenden Zahlen geht Lyon nun einen Schritt weiter. Ein neues städtisches Dekret untersagt nicht nur den Konsum, sondern auch den Besitz von Lachgas in der Öffentlichkeit. Die Stadt setzt auf verstärkte Kontrollen und Aufklärungskampagnen, um das Problem einzudämmen.

Doch reicht das aus? Kritiker bezweifeln, dass ein Verbot allein die jungen Konsumenten abschrecken kann. Solange das Gas im Internet frei erhältlich ist, bleibt der Zugang einfach. Experten fordern daher strengere Gesetze auf nationaler Ebene – etwa eine Regulierung ähnlich wie bei Medikamenten oder anderen Betäubungsmitteln.

Ein wachsendes Problem in ganz Frankreich

Lyon ist nicht die einzige Stadt, die Alarm schlägt. In vielen französischen Metropolen klagen Behörden über eine Flut von Lachgas-Kartuschen im öffentlichen Raum. Die Szene erinnert an frühere Diskussionen um Designerdrogen: legal erhältlich, aber mit unkalkulierbaren Risiken.

Andere Länder gehen bereits rigoroser gegen das Problem vor. In den Niederlanden wurde Lachgas als illegale Droge eingestuft, in Großbritannien gilt seit 2023 ein striktes Verkaufsverbot. Ob Frankreich ähnliche Maßnahmen ergreifen wird, bleibt abzuwarten.

Fakt ist: Der Trend hält an – und mit ihm die gesundheitlichen Gefahren. Ein kurzer Rausch mag harmlos erscheinen, doch für manche kann er schwerwiegende Folgen haben.

Artikel: C. Hatty


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