Tag & Nacht

Um das enttäuschende Ergebnis seiner Partei LREM bei den Regionalwahlen zu vergessen, will der Präsident die letzte Phase seines Quinquenniums einleuten und sich nun den Präsidentschaftswahlen zuwenden. Er plant eine Reihe von Ankündigungen noch vor Mitte Juli, vielleicht wird er sogar den Kongress einberufen.

„Beeilt euch, wenn ihr über die Regionalwahlen reden wollt, heute Abend gibt es Fußball, danach hat es jeder vergessen. Sie haben also nur noch ein paar Stunden Zeit.“ Dieser gestrige Scherz eines Begleiters des Staatschefs illustriert perfekt die Einstellung von Emmanuel Macron, der schnell eine neue Seite aufschlagen und und nach vorne gehen will. Diese Wahlen sollen bald nur noch ein zwar schlechter aber vergangener Moment sein. Nicht einmal eine bleibende Erinnerung.

Also nahm er gestern seinen inzwischen berühmten Wanderstab wieder in die Hand, um auf dem Renault-Gelände in Douai eine chinesisch-japanische Batteriefabrik zu eröffnen. Er traf dort auf den Regionalpräsidenten Xavier Bertrand, mit dem er ein paar Worte wechselte. Die Wahl dieses Reiseziels und damit auch dieses unvermeidliche Treffen leitet aus diplomatischer Sicht symbolisch den Präsidentschaftswahlkampf ein, da Xavier Bertrand der einzige bis heute erklärte Kandidat der Rechten ist.

Die Woche des Präsidenten wird sehr arbeitsreich werden. Heute wird er die Ankunft von JP Morgan, der berühmten Investmentbank, in Frankreich feiern. Gestern Abend empfing er rund hundert Top-Bosse in Versailles zur Operation „Choose France“, ab Mittwoch und bis Freitag leitet er den UN-Gipfel zur Gleichberechtigung. Ist das genug, um die Regionalwahlen zu vergessen?

Im Élysée wird derzeit vor allem darüber nachgedacht, wie die letzte Etappe der fünfjährigen Amtszeit eingeleitet werden kann. Kein Wechsel des Premierministers in Sicht, versicherte gestern das Staatsoberhaupt. Emmanuel Macron will vor allem die angekündigten Reformen, insbesondere die Rentenreform, umsetzen. Auch deshalb macht er seine Tournee durch Frankreich. Er will die Meinung der Franzosen ausloten und wird seine Strategie je nach dem, was er hört und spürt, anpassen.

Es wird erwartet, dass der Präsident vor Mitte Juli in einem großen Interview oder einer Rede vor dem Kongress sprechen wird. Es ist noch nichts entschieden und alles wird von der Wichtigkeit der Ankündigungen abhängen. Der Präsident arbeitet derzeit an Reformen für junge Menschen, wie z.B. die Jugendgarantie, aber auch für ältere Menschen, zum Problem Verlust der Autonomie. „Er hat sich überlegt, den Kongress zusammenzurufen, um die feierliche Dimension zu unterstreichen“, erklärt ein Berater.

Aber im Moment ist noch nichts entschieden, weder über die Form noch über den Inhalt. Der Sommer kann erlebnisreich werden…


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