Tag & Nacht

Ein Dokumentarfilm, der am Donnerstag auf France 2 ausgestrahlt werden wird, zeigt ein knapp zehnminütiges Gespräch zwischen Emmanuel Macron und Wladimir Putin, das vier Tage vor dem russischen Angriff auf die Ukraine stattfand.

Der Dokumentarfilm des Journalisten Guy Lagache, der am Donnerstag, den 30. Juni auf France 2 ausgestrahlt werden wird, enthüllt den Inhalt eines etwa neunminütigen Gesprächs zwischen Wladimir Putin und Emmanuel Macron, vier Tage vor dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine.

An diesem 20. Februar versucht Emmanuel Macron, die Spannungen abzubauen und einen zukünftigen Krieg zu verhindern: „Seit unserem letzten Gespräch nehmen die Spannungen immer mehr zu und du kennst mein Engagement und meine Entschlossenheit, den Dialog fortzusetzen“, sagte der französische Präsident zu seinem russischen Kollegen. „Ich möchte, dass du mir zunächst deine Lesart der Situation mitteilst und mir vielleicht auf recht direkte Weise sagst, was deine Absichten sind“, fährt Emmanuel Macron fort.

„Was könnte ich sagen? Du siehst doch selbst, was passiert“, entgegnete Wladimir Putin und verwies auf das Minsker Abkommen, ein Friedensprotokoll, das den Konflikt im Donbass beenden soll. Der Kremlchef greift dann den ukrainischen Staatschef Wolodymir Selenskyj an, dem er vorwirft, er wolle sich Atomwaffen beschaffen. „Aber nein, Quatsch“, ärgert sich Emmanuel Bonne, diplomatischer Berater von Emmanuel Macron.

„Die Vorschläge der Separatisten sind uns scheißegal“.
Es folgt ein von Ironie und Höflichkeitsfloskeln durchsetzter Austausch, in dem die beiden Politiker über die Minsker Vereinbarungen streiten. Emmanuel Macron sagt schliesslich wütend: „Ich weiß nicht, wo dein Jurist das Recht gelernt hat. Ich jedenfalls schaue mir nur die Texte an und versuche, sie anzuwenden!“. Und „Die Vorschläge der Separatisten sind uns scheißegal“, sagt Macron nach einer erneuten Attacke von Wladimir Putin wütend.

Anschliessend wird über ein mögliches Treffen zwischen Putin und Joe Biden besprochen. „Ich wollte dir ganz konkret zwei Vorschläge machen. Der erste wäre, in den nächsten Tagen in Genf ein Treffen zwischen dir und Präsident Biden zu organisieren“, sagte Macron. Wladimir Putin scheint von dieser Idee nicht begeistert zu sein und lenkt ab: „Um nichts zu verbergen, ich wollte eigentlich Eishockey spielen gehen (…). Jetzt gerade spreche ich mit dir aus der Sporthalle“, sagt Putin zu Macron, der trotzdem auf eine grundsätzliche „Vereinbarung“ drängt.

Am 24. Februar, also vier Tage nach diesem Gespräch, überfällt Russland die Ukraine. Das von Emmanuel Macron anberaumte Treffen zwischen Putin und Biden findet nie statt. „Wir haben ihn nicht überzeugt“, kommentierte der französische Präsident mehrere Tage später die gescheiterten Bemühungen um Frieden.


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