Frankreichs Präsident Emmanuel Macron steht kurz davor, eine neue Serie ambitionierter Maßnahmen zum Schutz der Ozeane anzukündigen. Ein politisches Bekenntnis, das nicht überraschend kommt – denn schon in den letzten Jahren zeichnete sich ab, dass der französische Staatschef dem marinen Umweltschutz eine besondere Rolle beimisst. Die Frage, die sich nun stellt: Werden Worten diesmal auch wirksame Taten folgen?
Schon 2022, beim One Ocean Summit im bretonischen Brest, positionierte sich Macron klar als Fürsprecher des Blauen Planeten. Damals versammelten sich Vertreter aus 41 Ländern und über 500 Fachleute, um über die Zukunft der Meere zu beraten. Frankreich nutzte die Bühne, um seine südlichen Meeresgebiete stärker unter Schutz zu stellen – etwa durch die Erweiterung der Naturschutzgebiete in den französischen Süd- und Antarktisgebieten.
Ziel war unter anderem, die Küstenmülldeponien bis 2025 vollständig zu beseitigen. Ein Vorhaben, das sich gewaschen hat.
Doch der Wille zur Veränderung ging noch weiter. Frankreich trat dem High Level Panel for a Sustainable Ocean Economy bei – einer internationalen Initiative, die auf eine nachhaltige Nutzung der Meeresressourcen abzielt. Konkret: 100 Prozent der französischen Wirtschaftszone sollen ökologisch verantwortungsvoll bewirtschaftet werden.
Das bedeutet nicht Verzicht, sondern kluge Steuerung. Also: Wirtschaft ja, aber im Einklang mit den Ökosystemen.
Ein besonders mutiges Signal setzte Macron im November 2022 bei der Klimakonferenz COP27 in Ägypten. Dort stellte er sich demonstrativ gegen die Ausbeutung der Tiefsee. Frankreich – einst interessiert an der Erschließung von Rohstoffen in den Tiefen der Ozeane – sprach sich nun für ein Moratorium aus.
Eine 180-Grad-Wende. Und ein Fingerzeig an Industrien, die die Tiefsee als neuen Goldrausch betrachten.
Ein weiterer Baustein dieser Meeresstrategie: Die nationale Schutzgebietsstrategie für das Jahr 2030. Sie sieht vor, dass 30 Prozent des französischen Staatsgebiets – inklusive der maritimen Zonen – unter Schutz gestellt werden sollen. Davon soll ein Drittel unter „striktem Schutz“ stehen.
Doch genau an diesem Punkt entzündet sich auch Kritik.
Was bedeutet eigentlich „strikter Schutz“? Wie verbindlich sind die Regeln? Und reichen die finanziellen Mittel überhaupt, um Schutz in der Praxis umzusetzen? Mehrere Umweltorganisationen zweifeln genau daran – und mahnen verbindlichere Vorgaben an.
Macron hat auch den globalen Rahmen im Blick. Bei der UN-Ozeankonferenz in Lissabon 2022 plädierte er für ein internationales Abkommen zum Schutz der Hochsee – angelehnt an das Pariser Klimaabkommen. Ein verbindlicher Pakt für die Weltmeere, getragen von möglichst vielen Staaten, wäre ein großer Wurf.
Doch bis dahin ist es ein weiter Weg – und die globale Uneinigkeit in Umweltfragen ist kein Geheimnis.
Frankreich als Vorreiter im Meeresschutz? Das klingt gut. Doch Worte alleine werden das Plankton nicht retten. Die Zeit drängt – Meereserwärmung, Überfischung, Plastikflut und industrielle Interessen setzen dem Ozean zu. Und vielen Schutzgebieten fehlt bislang eines: echte Durchsetzungskraft.
Wenn Macron nun erneut auf die Bühne tritt, um neue Maßnahmen anzukündigen, dann sollte die Marschrichtung klar sein: klare Regeln, echte Kontrolle, spürbare Wirkung.
Denn: Wer den Ozean schützt, schützt auch das Klima – und letztlich uns selbst.
Von C. Hatty
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