Tag & Nacht

Das Marineland in Antibes, ein Symbol für Meereslebewesen-Shows in Frankreich, wird am 5. Januar 2025 seine Tore endgültig schließen. Nach über 50 Jahren Betrieb markiert diese Entscheidung das Ende einer Ära – und das Ergebnis eines gesellschaftlichen Wandels.

Vom Höhepunkt zum Niedergang

Seit seiner Eröffnung im Jahr 1970 zog Marineland Generationen von Besuchern an. Besonders die spektakulären Shows mit Orcas und Delfinen begeisterten die Massen. In den besten Jahren strömten täglich bis zu 10.000 Gäste in den Park. Doch die glorreichen Zeiten sind vorbei.

Der Rückgang begann schleichend, beschleunigte sich aber in den letzten Jahren dramatisch. Heute kommen nur noch ein Drittel der früheren Besucherzahlen. Zwei Gründe stehen dabei im Vordergrund: die zunehmende Sensibilisierung für das Tierwohl und die staatliche Entscheidung, Orca- und Delfinshows ab 2026 zu verbieten.

„Wir können unter diesen Bedingungen nicht weitermachen“, erklärte Pascal Picaud, der Direktor von Marineland. Er betonte, dass die Schließung notwendig sei, um frühzeitig die Umsiedlung der Tiere zu organisieren.

Gesellschaftlicher Wandel und neue Werte

Die Schließung des Parks ist mehr als nur ein wirtschaftliches Problem – sie symbolisiert einen gesellschaftlichen Paradigmenwechsel. In den letzten Jahrzehnten wuchs das Bewusstsein für die Bedürfnisse von Wildtieren. Dokumentationen wie Blackfish und Bewegungen für den Tierschutz führten zu einem wachsenden Widerstand gegen die Haltung von Meeressäugern in Gefangenschaft.

Was früher als spektakuläre Unterhaltung galt, wird heute zunehmend als unethisch wahrgenommen. Die Vorstellung, dass Tiere in kleinen Becken Kunststücke vorführen, steht im Widerspruch zu dem Wunsch vieler Menschen nach einem respektvolleren Umgang mit der Natur.

Folgen für Mensch und Tier

Die Schließung betrifft nicht nur die 103 Mitarbeiter des Parks, von denen 40 % Tierpfleger sind, sondern auch die dort lebenden Tiere. Orcas, Delfine, Seelöwen und andere Meerestiere müssen umgesiedelt werden. Doch wohin?

Die Suche nach geeigneten Orten gestaltet sich schwierig. Einige Tiere könnten in sogenannte Sanctuaries umgesiedelt werden, spezielle Schutzgebiete, die ein Leben in natürlicher Umgebung ermöglichen. Doch solche Einrichtungen sind selten und oft bereits überfüllt. Für Tiere, die ihr Leben in Gefangenschaft verbracht haben, kann die Anpassung an eine neue Umgebung zudem eine enorme Herausforderung sein.

Auch die Mitarbeiter des Parks stehen vor einer ungewissen Zukunft. Viele haben jahrelang eng mit den Tieren gearbeitet und müssen sich nun beruflich neu orientieren. Für sie ist die Schließung nicht nur ein Jobverlust, sondern auch das Ende einer emotionalen Bindung zu den Tieren, die sie betreut haben.

Ein Park mit Geschichte

Marineland war über Jahrzehnte ein Ort, an dem Besucher eine enge Verbindung zur Meereswelt erleben konnten. In den 1970er- und 1980er-Jahren war der Park ein Vorreiter in der Meereslebewesen-Unterhaltung und ein wichtiger Teil des Tourismus an der Côte d’Azur.

Doch nicht nur der gesellschaftliche Wandel hat dem Park zugesetzt. Naturkatastrophen wie die verheerenden Überschwemmungen im Oktober 2015, die erhebliche Schäden an den Becken verursachten, hinterließen ebenfalls Spuren. Diese Ereignisse unterstrichen die Verwundbarkeit des Parks und beschleunigten seinen Niedergang.

Ein Symbol des Wandels

Die Schließung von Marineland ist mehr als das Ende eines Freizeitparks – sie steht exemplarisch für den Wandel unserer Werte und die wachsende Bedeutung des Tierschutzes. Es ist ein Zeichen dafür, dass sich unser Verhältnis zu Wildtieren verändert hat und dass Unterhaltung nicht mehr auf Kosten ihrer Lebensqualität gehen sollte.

Doch was bleibt? Vielleicht ist es die Hoffnung, dass die Tiere in eine bessere Umgebung gelangen – und dass die nächsten Generationen die Meereswelt auf eine Weise erleben, die von Respekt und Schutz geprägt ist.

So endet Marineland, wie viele Institutionen, die einst ein Symbol ihrer Zeit waren: als Zeugnis eines gesellschaftlichen Wandels, der eine neue Ära einläutet.


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