Tag & Nacht




Der kanadische Premierminister Mark Carney bleibt im Amt – ein politischer Triumph, der selbst viele Parteifreunde überrascht hat. Wie der Sender CBC/Radio Canada berichtete, gewann Carney die gestrige Parlamentswahl und sicherte seiner Liberalen Partei damit eine vierte Amtszeit. Ein bemerkenswerter Umschwung, wenn man bedenkt, wie aussichtslos die Lage der Liberalen noch vor wenigen Monaten wirkte.

Ob die Partei jedoch die absolute Mehrheit im Unterhaus errungen hat oder erneut eine Minderheitsregierung bilden muss, ist bislang noch offen.

Dabei galt der Sieg der Konservativen unter Pierre Poilievre schon fast als ausgemachte Sache. Der erfahrene Politiker setzte auf ein striktes konservatives Profil – doch dann kam Donald Trump.


Der Trump-Effekt: Ein Bumerang für Konservative

Trumps wiederholte Attacken gegen Kanada trafen nicht nur die wirtschaftliche Stabilität des Landes – sie machten auch Pierre Poilievre das Leben schwer. Der US-Präsident belegte kanadische Waren mit Strafzöllen, drohte in seiner typischen Überheblichkeit sogar mit einer Annexion Kanadas als 51. Bundesstaat – und trieb das Land in eine wirtschaftliche Schieflage.

Für viele Kanadier war das zu viel. Plötzlich wirkte Poilievres Nähe zu Trumps Politik nicht mehr wie Stärke, sondern wie eine Gefahr. Seine populistischen Parolen gegen „woke Ideologie“ und die versprochene Kürzung von Auslandshilfe verfingen nicht mehr – vor allem nicht bei der politischen Mitte, wie Umfragen zeigten.


Wer ist Mark Carney?

Ein Mann mit einem beeindruckenden Lebenslauf: Mark Carney studierte in Harvard und Oxford, war in der globalen Finanzwelt zu Hause. Als Chef der Bank of Canada manövrierte er das Land durch die Finanzkrise 2008, später führte er die Bank of England durch das Brexit-Chaos. Seit März steht er als Premierminister an der Spitze des Landes – als erklärter Anti-Trump-Politiker.

Carney verspricht Stabilität, wirtschaftliche Weitsicht und internationale Glaubwürdigkeit. Viele Kanadier sehen in ihm einen Kontrapunkt zum aggressiven Populismus – einen kühlen Kopf in hitzigen Zeiten. Und genau das war wohl das entscheidende Argument bei dieser Wahl.


Putin pausiert – aber nur kurz

Ein paar tausend Kilometer weiter östlich verkündet Russland eine Feuerpause im Ukrainekrieg. Präsident Wladimir Putin ordnete für den 8. Mai eine dreitägige Waffenruhe an – angeblich, um dem Wunsch von Donald Trump zu entsprechen. Ob das mehr als ein symbolisches Manöver ist?

Der ukrainische Außenminister Andrii Sybiha reagierte skeptisch: „Warum erst am 8. Mai?“ fragte er auf Social Media. Die Ukraine sei bereit für einen dauerhaften Waffenstillstand – sofort.


Blackout im Südwesten Europas

Gestern versank die iberische Halbinsel stellenweise im Dunkeln. Ein massiver Stromausfall legte Teile große Spaniens und Portugals lahm – Flughäfen, Bahnen, U-Bahnen, ganze Stadtviertel waren betroffen. Auch der französische Teil des Baskenlandes war kurzzeitig ohne Strom.

Was genau den Blackout ausgelöst hat, ist noch unklar. Portugiesische Energiebehörden vermuten eine Störung im europäischen Stromnetz. Hinweise auf einen Cyberangriff gebe es jedoch keine, so die EU.

Die Reaktionen der Menschen reichten von hektischen Hamsterkäufen über verwirrte Ratlosigkeit bis zu stoischer Gelassenheit – viele griffen zur Kerze und machten sich einen Stromausfall-Abend im Retro-Stil. Manchmal muss man eben improvisieren, oder?


Weltgeschehen im Überblick

  • Jemen: Die Huthi-Miliz gibt den USA die Schuld an einem tödlichen Angriff auf eine Migranteneinrichtung in Saada.
  • Vatikan: Das Konklave zur Papstwahl beginnt am 7. Mai – 16 Tage nach dem Tod von Papst Franziskus.
  • Südasien: Indien und Pakistan setzen nach einem Anschlag in Kaschmir gegenseitig Visa aus.
  • Israel: Geheimdienstchef Ronen Bar kündigt seinen Rücktritt für Juni an.
  • Gaza: Die UN kritisiert Israels Blockade humanitärer Hilfe – vor dem Internationalen Gerichtshof laufen Anhörungen.
  • Syrien: Die kurdisch geführten Kräfte im Nordosten sollen in eine neue Nationalarmee integriert werden – nicht alle Anhänger trauen dem Frieden.
  • Südostasien: Die Philippinen weisen Chinas Anspruch auf das Sandy-Cay-Riff zurück und mahnen zur Deeskalation.
  • Australien: Die kleine Dackeldame Valerie wurde nach 529 Tagen wiedergefunden – quicklebendig auf Kangaroo Island.

USA im Fokus: Trump schaltet auf Angriff

  • Migration: Zwei neue Dekrete sollen sogenannten „Sanctuary Cities“ das Leben schwer machen – Trumps Kampagne gegen illegale Einwanderung geht in die nächste Runde.
  • Justizministerium: Seit Trumps Amtsantritt haben hunderte Juristen aus der Bürgerrechtsabteilung ihren Hut genommen.
  • Zölle: Neue Maßnahmen sollen Autokonzerne entlasten, die Produktion in die USA verlagern wollen.
  • Klimapolitik: Der Klimabericht – ad acta gelegt. Hunderte Fachleute wurden entlassen.
  • Technik: IBM kündigt Investitionen von 150 Milliarden Dollar in den USA an – als Reaktion auf Druck aus dem Weißen Haus.

Autor: Andreas M. B.

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