Seit dem 1. Oktober hat die französische Polizei einen bedeutenden Schlag gegen die berüchtigte marseillaische Drogenbande DZ Mafia erzielt. Insgesamt wurden in acht separaten Ermittlungsverfahren 119 Personen festgenommen. Mehr als 100 von ihnen wurden offiziell angeklagt, darunter 73 in Untersuchungshaft genommen und 33 unter richterliche Kontrolle gestellt. Diese Entwicklung verdeutlicht die wachsende Macht und Bedrohung dieses Netzwerks – aber auch die verstärkten Bemühungen der Strafverfolgungsbehörden, diese Kriminalität einzudämmen.
Ein Netzwerk mit wachsendem Einfluss
Die DZ Mafia, bekannt für ihren dominierenden Einfluss im Drogenhandel Marseilles, hat ihre kriminellen Aktivitäten offenbar über ihre bisherigen Kerngebiete hinaus ausgedehnt. Nicolas Bessone, Staatsanwalt von Marseille, beschrieb in einer Pressekonferenz die Verbindungen der Organisation zu traditionellem Banditentum und ihre Fähigkeit, über die Region hinaus zu agieren.
Zwei emblematische Fälle verdeutlichen diese Ausdehnung:
- Ein Angriff auf ein Fahrzeug, in dem der bekannte Rapper SCH hätte sitzen sollen. Dieses Ereignis vom 26. August führte zum Tod eines seiner engen Vertrauten, nachdem sie eine Diskothek in der Grande-Motte (Hérault) verlassen hatten.
- Erpressungen, die sich gegen den Besitzer einer Diskothek, eines Restaurants und mehrerer anderer Geschäfte richteten.
In beiden Fällen konnten Ermittler laut Bessone „gemeinsame Auftraggeber“ identifizieren. Insgesamt führten diese Ermittlungen zur Anklage von 44 Personen – 31 von ihnen befinden sich derzeit in Untersuchungshaft.
Über den Drogenhandel hinaus
Traditionell wird die DZ Mafia mit dem florierenden Drogengeschäft in Verbindung gebracht, das in Marseille seit Jahrzehnten blüht. Doch die aktuellen Ermittlungen zeigen, dass die Bande zunehmend in andere kriminelle Bereiche vordringt, darunter schwere Erpressung, Gewaltverbrechen und sogar Mordaufträge.
Ein erschreckender Aspekt dieser Ausdehnung ist die Fähigkeit der Bande, auch die Strafverfolgung zu bedrohen. Eine zentrale Figur der DZ Mafia, die bereits in Haft sitzt, steht im Verdacht, hinter den jüngsten Morddrohungen gegen die Direktorin des Gefängnisses Les Baumettes und einen ihrer Stellvertreter zu stecken.
Ein komplexes Geflecht von Verbrechen
Die Ermittler betonen, dass die DZ Mafia nicht nur eine Drogenbande ist, sondern ein hochorganisiertes kriminelles Netzwerk, das tief in das soziale und wirtschaftliche Gefüge von Marseille eingebettet ist. Philippe Frizon, Leiter des interdépartementalen Dienstes der Polizei, betonte die Erfolge der jüngsten Operationen, mahnte aber auch zur Geduld: „Die Probleme werden nicht von heute auf morgen gelöst, aber wir haben Ergebnisse.“
Diese Ergebnisse sind das Resultat einer intensiven Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Polizeieinheiten, darunter dem Service Interdépartemental de la Police Judiciaire (SIPJ13).
Was bedeutet das für Marseille?
Der Kampf gegen die DZ Mafia ist mehr als eine Auseinandersetzung zwischen Polizei und Kriminellen – er ist ein Kampf um die Kontrolle der Stadt. Marseille, bekannt für seine atemberaubende Küste und reiche Geschichte, kämpft seit Jahren mit der Schattenseite des organisierten Verbrechens. Die jüngsten Erfolge geben Hoffnung, dass die Sicherheitskräfte auf dem richtigen Weg sind, aber sie verdeutlichen auch die enorme Herausforderung.
Ein langer Weg zur Sicherheit
Die Festnahmen und Anklagen markieren einen wichtigen Schritt im Kampf gegen die Kriminalität in Marseille. Doch sie werfen auch Fragen auf: Kann das Justizsystem die Verantwortlichen angemessen zur Rechenschaft ziehen? Und wie können Behörden langfristig verhindern, dass neue Netzwerke die Lücke füllen?
Der Schlag gegen die DZ Mafia zeigt, dass es möglich ist, auch mächtigen kriminellen Organisationen entgegenzutreten. Doch die Arbeit hat gerade erst begonnen. Marseille bleibt ein Spiegelbild der komplexen Herausforderungen, die viele Städte in Europa im Umgang mit organisiertem Verbrechen bewältigen müssen.
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