Die Stadt Marseille kämpfte nach heftigen Gewittern und sintflutartigen Regenfällen am Mittwoch, dem 4. September, mit teils dramatischen Überschwemmungen. Die Unwetter, die insgesamt 12 Départements im Südosten Frankreichs trafen, hinterließen auch in der Hafenstadt deutliche Spuren. In vielen Teilen Marseilles verwandelten sich Straßen in Flüsse, und einige Bewohner standen buchstäblich „mit den Füßen im Wasser“.
Besonders rund um den alten Hafen – den Vieux-Port – waren die Überschwemmungen nicht zu übersehen. Hier, wo sich normalerweise Touristen tummeln und Einheimische in Cafés und Restaurants die Sonne genießen, glichen die Gassen zeitweise eher einer Wasserlandschaft. Auf den sozialen Medien kursierten zahlreiche Videos, in denen ratlose Restaurantbesitzer vor ihren gefluteten Lokalen standen und nicht wussten, wie sie die Situation in den Griff bekommen sollten.
Regenmengen von bis zu 100 Litern
Vor allem die südlichen Viertel Marseilles, wie der 7. und 8. Bezirk, traf es heftig. Nach Angaben von France Bleu Provence fielen dort stellenweise bis zu 100 mm Regen. Die Folge: Autofahrer hatten Mühe, sich durch die überschwemmten Straßen zu kämpfen, und der Verkehr kam zeitweise komplett zum Erliegen. Auch der Tunnel Prado-Carénage, eine wichtige Verkehrsader der Stadt, musste teilweise gesperrt werden.
Doch nicht nur der Verkehr war betroffen. Das Delta Festival, ein beliebtes Musikfestival, das am Mittwochabend am Prado-Strand starten sollte, musste seine Eröffnungsveranstaltung kurzfristig absagen. Diese Entscheidung sorgte bei den angereisten Festivalbesuchern, von denen viele eine weite Anreise hinter sich hatten, für Enttäuschung – verständlicherweise.
Ein beispielloses Wetterphänomen?
Einige Einheimische sind sich sicher: Ein solches Unwetter habe es seit Jahren nicht mehr gegeben. Die Intensität und Geschwindigkeit, mit der der Regen über die Stadt hereinbrach, überraschte viele – selbst jene, die an die manchmal launische Mittelmeerwetterlage gewöhnt sind.
Die gute Nachricht: Am Donnerstagmorgen wurde die zuvor ausgegebene Unwetterwarnung der Stufe Orange für das Departement Bouches-du-Rhône und mehrere andere Départements (darunter der Gard, Vaucluse, Alpes-Maritimes und Var) wieder aufgehoben. Laut Météo-France hatten sich die heftigsten Gewitter Richtung Italien verlagert, und die restlichen Niederschläge seien nicht mehr besorgniserregend genug, um eine Warnstufe aufrechtzuerhalten.
Auch andere Regionen betroffen
Die Regenfälle der letzten 24 Stunden beschränkten sich jedoch nicht nur auf Marseille. Besonders heftig traf es auch die Grenzregion zwischen dem Var und den Alpes-Maritimes, wo laut Keraunos, dem französischen Blitz- und Sturmbeobachtungsdienst, bis zu 150 mm Regen fielen. Der Sturm tobte hier am Mittwochabend stundenlang – insbesondere die Stadt Saint-Raphaël stand zwei Stunden unter Dauerbeschuss durch schwere Gewitter.
Auch Cannes blieb nicht verschont. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag sorgte ein weiterer sintflutartiger Regenguss dafür, dass Teile der Stadt unter Wasser standen.
Bahnverkehr gestört
Die Auswirkungen der Unwetter waren am Donnerstagmorgen auch im Bahnverkehr spürbar. In den Alpes-Maritimes sorgten Hindernisse auf den Gleisen für erhebliche Zugverspätungen. Reisende, die von Nizza aus in Richtung Paris, Monaco oder Strasbourg unterwegs waren, mussten Geduld mitbringen – die Züge hatten teils mehr als zweieinhalb Stunden Verspätung. Einige Verbindungen, insbesondere in Richtung Draguignan, Cannes und Vintimille, wurden sogar komplett gestrichen.
Weitere Regionen in Alarmbereitschaft
Während sich die Lage im Südosten Frankreichs allmählich entspannte, blieb die Unwettergefahr andernorts bestehen. Am Donnerstag galten für sieben Départements im Zentralosten des Landes weiterhin Unwetterwarnungen der Stufe Orange. In der Nièvre, Saône-et-Loire, im Allier, Puy-de-Dôme, der Loire und der Haute-Loire wurden schwere Regenfälle und Überflutungen erwartet.
Was lernen wir aus dieser Geschichte? Auch im sonnigen Süden Frankreichs kann das Wetter manchmal ziemlich ungemütlich werden – und trotz aller Vorhersagen überrascht uns die Natur immer wieder mit ihrer Unberechenbarkeit.
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