Mayotte, ein französiches Archipel im Indischen Ozean, erlebt eine beispiellose Krise. Nach dem verheerenden Zyklon Chido, der mindestens 22 Menschenleben forderte und Tausende verletzte, wurde ein nächtlicher Ausgangssperre verhängt. Die Zerstörungen sind enorm – und die Insel steht vor einer humanitären Katastrophe.
Ein Zyklon von historischem Ausmaß
Mit Windgeschwindigkeiten von über 220 km/h traf Chido Mayotte am Samstag und hinterließ eine Spur der Verwüstung. Besonders betroffen sind die ärmsten Viertel, in denen viele Menschen in provisorischen Behausungen leben – diese wurden regelrecht dem Erdboden gleichgemacht.
„Es war, als ob ein riesiger Dampfhammer alles zerschmettert hätte“, beschreibt Nasrine, eine Lehrerin, den Moment der Katastrophe. Ihre Nachbarschaft in Pamandzi ist völlig zerstört, die Straßen sind von Trümmern übersät.
Auch auf den Nachbarinseln und im fernen Mosambik hinterließ Chido Zerstörung: Über 34 Tote und mehr als 20.000 zerstörte Häuser wurden dort gemeldet.
Der Kampf ums Überleben
In Mayotte fehlt es an allem: Wasser, Nahrung, Unterkünfte. Die Menschen drängen sich in die wenigen verbleibenden Geschäfte, um das Nötigste zu ergattern. „Es gibt einfach nichts mehr“, erzählt Ali Ahmidi Youssouf, der verzweifelt versucht, Wasser für seine Familie zu organisieren.
Um Plünderungen und Chaos zu verhindern, wurde eine nächtliche Ausgangssperre von 22 Uhr bis 4 Uhr verhängt. Gleichzeitig läuft die humanitäre Hilfe an:
- Lebensmittel: 120 Tonnen Nahrungsmittel sollen an die Bewohner verteilt werden.
- Notunterkünfte: Zelte und Planen werden eingeflogen, um den Obdachlosen ein Dach zu bieten.
- Medizinische Versorgung: Das einzige Krankenhaus der Insel, stark beschädigt, arbeitet mit halber Kapazität. Ein Feldlazarett soll ab Donnerstag helfen.
Internationale Solidarität
Präsident Emmanuel Macron hat seinen Besuch für Donnerstag angekündigt. Er will sich persönlich ein Bild der Lage machen. Auch Premierminister François Bayrou, der zuvor wegen seiner Abwesenheit während der Krise kritisiert wurde, versprach umfassende staatliche Unterstützung.
Ein Versorgungsschiff mit 180 Tonnen Hilfsgütern sowie zwei Transportflugzeuge stehen bereit, um Material und Personal nach Mayotte zu bringen.
Darüber hinaus sollen Spenden durch Steuervergünstigungen gefördert werden: Alle Spenden ab dem 17. Dezember 2024 werden mit einem erhöhten Steuerabzug von 75 % belohnt – ein Zeichen für die Dringlichkeit der Situation.
Ein Zeichen des Klimawandels?
Die ungewöhnliche Stärke und Häufigkeit solcher Stürme in den letzten Jahren gibt Anlass zur Sorge. Experten sehen im Klimawandel eine zentrale Ursache. Die steigenden Wassertemperaturen im Indischen Ozean – gemessen bei rund 30 Grad Celsius – liefern den Zyklonen mehr Energie und machen sie zu zerstörerischen Naturgewalten.
Die Situation in Mayotte ist eine Mahnung: Ohne globalen Klimaschutz werden Katastrophen wie Chido häufiger und verheerender.
Hoffnung in der Dunkelheit
Doch inmitten des Chaos zeigt sich auch Solidarität. Freiwillige helfen bei den Aufräumarbeiten, Familien nehmen Obdachlose auf, und Hilfsorganisationen arbeiten rund um die Uhr. „Wir werden wieder aufbauen“, sagt ein Bewohner von Mamoudzou entschlossen.
Bleibt die Frage: Wird die Welt aus solchen Tragödien lernen – oder sie nur als Vorboten einer noch düstereren Zukunft hinnehmen?
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