Tag & Nacht

Montélimar – bekannt als die Hauptstadt des Nougats und Symbol für eine friedliche Lebensweise. Doch in den letzten Jahren hat sich ein düsteres Kapitel in die Geschichte der Kleinstadt in der Drôme eingeschrieben. Der Drogenhandel breitet sich aus, und mit ihm wächst die Sorge der Einwohner, ihre Stadt könnte ihre Unschuld verlieren.

Eine bedrohliche Entwicklung

Montélimar, sonst fernab der großen Kriminalität, sieht sich einem wachsenden Problem gegenüber: Drogenhandel in gleich mehreren Vierteln. Vor allem in der Wohnsiedlung Le Plan scheint der Alltag von den Aktivitäten der Dealer bestimmt zu werden. Der Vergleich mit der Hafenstadt Marseille mag auf den ersten Blick übertrieben wirken, doch die Struktur der kriminellen Netzwerke in Montélimar ähnelt jener der Großstadt – nur in kleinerem Maßstab.

„Es ist wie ein kleines Theaterstück direkt vor der Haustür,“ erklärt ein Anwohner, der anonym bleiben möchte. Dealer richten sich regelrecht ein: mit Stühlen, Tischen und einem wachen Auge auf mögliche Polizeieinsätze. Überwachungsposten – sogenannte „Guetteurs“ – melden jede verdächtige Bewegung, und die Geschäfte laufen Tag und Nacht.

Die belasteten Bewohner

Für viele Anwohner gleicht das Leben einem Balanceakt zwischen Resignation und Angst. „Man gewöhnt sich daran, aber das macht es nicht besser“, sagt eine Frau, die seit über 20 Jahren im Viertel lebt. Besonders beunruhigend ist, dass mittlerweile nicht nur abgelegene Viertel betroffen sind – auch der zentrale Teil der Stadt leidet unter den Folgen des Drogenhandels.

Der Kampf der Stadt gegen die Kriminalität

Der Bürgermeister hat Maßnahmen ergriffen, um den kriminellen Strukturen entgegenzuwirken. Die Stadt setzt zunehmend auf Videoüberwachung, um die Polizei zu unterstützen und den Druck auf die Dealer zu erhöhen. Doch reicht das aus? Viele Experten bezweifeln, dass Kameras allein die Lösung sind.

Commandant Maillot, Leiter des Polizeikommissariats in Montélimar, erklärt: „Die Dealer passen sich an. Sie wissen, wo die Kameras stehen, und verlagern ihre Aktivitäten in blinde Flecken.“ Dennoch zeigt er sich zuversichtlich, dass die verstärkte Präsenz der Polizei und die neuen technischen Mittel erste Erfolge zeigen könnten.

Ein strukturelles Problem

Das Problem in Montélimar ist kein Einzelfall. Wie in vielen anderen französischen Städten haben wirtschaftliche Unsicherheit und soziale Spaltung dazu beigetragen, dass Kriminalität Fuß fassen konnte. Besonders betroffen sind sozial schwache Viertel, in denen junge Menschen oft keine Alternativen sehen und in den Sog der Kriminalität geraten.

Doch warum gerade Montélimar? Die geographische Lage der Stadt – ein Knotenpunkt zwischen Nord- und Südfrankreich – macht sie für Drogenhändler strategisch interessant. Hinzu kommt, dass das Netz der Kriminellen immer besser organisiert ist.

Ein langer Weg zur Normalität

Die Einwohner von Montélimar sind erschöpft, doch sie haben die Hoffnung auf eine Besserung nicht aufgegeben. Einige organisieren Nachbarschaftstreffen, um sich gegenseitig zu unterstützen. Andere fordern stärkere Eingriffe der Regierung, um die kriminellen Netzwerke endgültig zu zerschlagen.

Die entscheidende Frage bleibt: Wie kann eine Stadt wie Montélimar ihren friedlichen Charakter bewahren, ohne dabei in einen endlosen Kreislauf aus Überwachung und Polizeieinsätzen zu geraten? Die Antwort darauf wird die Zukunft der „Nougat-Stadt“ maßgeblich prägen.

Während die Auseinandersetzung zwischen Ordnungskräften und Dealern weitergeht, bleibt den Bewohnern eines sicher: Der süße Duft des Nougats, der einst die Stadt definierte, ist längst von einer bitteren Note überlagert worden.


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