Die jüngste Festnahme von Mohamed Amra, alias „La Mouche“, nach einer neunmonatigen Flucht, hat die Aufmerksamkeit erneut auf die wachsende Bedrohung durch den Drogenhandel in Frankreich gelenkt. Amra wurde in Bukarest verhaftet und in das Hochsicherheitsgefängnis von Condé-sur-Sarthe überstellt. Innenminister Gérald Darmanin bezeichnete ihn als „unseren größten Banditen“. Diese Ereignisse werfen die Frage auf: Steht Frankreich angesichts des expandierenden Drogenhandels vor einer ernsthaften Gefahr?
Die Eskalation der Drogenkriminalität
Ende 2024 erreichte die Gewalt im Zusammenhang mit dem Drogenhandel in Frankreich einen alarmierenden Höhepunkt. Fälle von Schießereien, bei denen auch Kinder und junge Erwachsene betroffen waren, häuften sich landesweit, von Rennes bis Poitiers. Innenminister Bruno Retailleau sprach von einem „Wendepunkt“ und kündigte justizielle Reformen an, um dieser Kriminalität entgegenzuwirken. Parallel dazu verzeichnete Frankreich einen massiven Anstieg der Verfügbarkeit von Kokain, trotz Rekordbeschlagnahmen im Jahr 2024. Der Drogenhandel wird durch den Ausbau des Fernabsatzes und die Verbreitung synthetischer Drogen weiter erleichtert. Kriminelle Organisationen nutzen Korruption, insbesondere innerhalb der Gefängnisse, um ihre Aktivitäten fortzusetzen. Der Drogenhandel in Frankreich wird auf jährlich zwischen 3,5 und 6 Milliarden Euro geschätzt und wird oft aus dem Ausland gesteuert.
Die Rolle der DZ Mafia
Eine der prominentesten kriminellen Organisationen in diesem Kontext ist die DZ Mafia. Ursprünglich aus den nördlichen Vierteln Marseilles stammend, hat sich diese Gruppe zu einem landesweiten Drogenkartell entwickelt. Ihr Einfluss erstreckt sich mittlerweile über die Provence-Alpes-Côte d’Azur hinaus bis nach Okzitanien, Auvergne-Rhône-Alpes, Bretagne und sogar bis in die Hauptstadt. Die DZ Mafia ist bekannt für ihre Beteiligung an Drogenschmuggel, Auftragsmorden, Entführungen und Waffenschmuggel. Ihre Expansion wurde durch strategische Allianzen mit anderen kriminellen Gruppen und die Nutzung moderner Kommunikationsmittel wie Telegram erleichtert. Die Organisation zeigt eine beunruhigende Fähigkeit, ihre Aktivitäten zu diversifizieren, einschließlich Erpressung und politischer Einflussnahme. Es gibt Hinweise darauf, dass Mitglieder der DZ Mafia versuchen, politische Kreise zu infiltrieren, um ihre Kontrolle über bestimmte Regionen zu festigen.
Politische Reaktionen und Maßnahmen
Angesichts dieser Entwicklungen hat die französische Regierung verschiedene Maßnahmen ergriffen. Der ehemalige Justizminister Eric Dupond-Moretti schlug die Einrichtung einer Nationalen Staatsanwaltschaft zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität (Parquet national anticriminalité organisée, Pnaco) vor. Dieses Gremium soll sich auf Verbrechen wie Drogenhandel, Waffenhandel, Menschenhandel und Geldwäsche konzentrieren und dabei spezialisierte Ermittlungsverfahren anwenden. Trotz der politischen Unsicherheiten nach der Auflösung der Nationalversammlung bleibt dieses Projekt von entscheidender Bedeutung. Jean-François Ricard, ehemaliger Leiter der Nationalen Anti-Terror-Staatsanwaltschaft, betonte die Dringlichkeit, das Justizsystem zu modernisieren und besser auf die Herausforderungen der organisierten Kriminalität auszurichten. Er wies darauf hin, dass das Justizsystem im Kampf gegen das organisierte Verbrechen hinterherhinkt und spezialisierte Ressourcen sowie eine verstärkte regionale Koordination benötigt.
Prävention und gesellschaftliche Verantwortung
Während repressive Maßnahmen unerlässlich sind, betonen Experten die Notwendigkeit präventiver Strategien. Christian de Rocquigny, interimistischer Leiter des Anti-Drogen-Büros (Ofast), unterstrich die Bedeutung von Bildung, Gesundheitsinitiativen und internationaler Zusammenarbeit im Kampf gegen den Drogenhandel. Er hob hervor, dass Drogenhändler in erster Linie den Tod verbreiten und dass es entscheidend ist, den Mythos des glamourösen Lebensstils von Drogenhändlern zu entzaubern. Eine wirksame Strategie sollte daher sowohl die Nachfrage reduzieren als auch gefährdete Gemeinschaften stärken. Es stellt sich die Frage: Wie kann die Gesellschaft gemeinsam gegen diese Bedrohung vorgehen?
Fazit
Die Festnahme von Mohamed Amra wirft ein Schlaglicht auf die wachsende Bedrohung durch den Drogenhandel in Frankreich. Die Eskalation der Gewalt, die Expansion krimineller Netzwerke wie der DZ Mafia und die Herausforderungen für das Justizsystem verdeutlichen die Dringlichkeit eines umfassenden Ansatzes. Es bedarf einer Kombination aus repressiven Maßnahmen, präventiven Strategien und gesellschaftlichem Engagement, um dieser komplexen Problematik wirksam zu begegnen.
Von C. Hatty
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