Tag & Nacht

Die Westküste Frankreichs und Teile des Landesinneren stehen derzeit unter erhöhtem Druck durch extreme Wetterbedingungen. Die Auswirkungen des Sturmtiefs Herminia – mit heftigen Winden, Starkregen und Hochwasser – sorgen dafür, dass Météo-France neun Départements in Vigilance orange (orangefarbene Wetterwarnung) versetzt hat. Was bedeutet das konkret? Eine Kombination aus Naturgewalten trifft auf Landstriche, die ohnehin durch vorangegangene Niederschläge gesättigt sind.

Klingt besorgniserregend? Es ist es auch.


Die betroffenen Gebiete und die Hauptgefahren

Schauen wir uns die Lage an: Ab Sonntagmorgen (26. Januar) sind die Départements Rhône, Finistère, Côtes-d’Armor, Pyrénées-Atlantiques und Hautes-Pyrénées wegen starker Winde in Alarmbereitschaft. Später, gegen 18 Uhr, schließt sich das Morbihan mit einer Warnung vor Regen und Überschwemmungen an. Hinzu kommen Ille-et-Vilaine, Mayenne und Calvados, die weiterhin unter Hochwassergefahr stehen.

Das klingt fast schon wie ein Drama in mehreren Akten – und tatsächlich könnte sich die Situation in den nächsten Stunden zuspitzen. Laut Vigicrues, dem Hochwasser-Warnsystem Frankreichs, reagieren die Zuflüsse der oberen Vilaine bereits jetzt empfindlich auf die starken Regenfälle der letzten zwei Tage. Und wie heißt es so schön? Wenn es regnet, dann gießt es – weitere Niederschläge stehen an, die die Pegelstände weiter in die Höhe treiben dürften. Ähnlich sieht es in der Normandie aus, wo Flüsse wie die Orne und Dives weiterhin Hochwasser führen.


Wenn der Wind zum Sturm wird: Was erwartet uns?

Jetzt mal ehrlich – 130 km/h an den Küsten? Das klingt nicht nach einem gemütlichen Spaziergang am Meer. Für die beiden bretonischen Départements Finistère und Côtes-d’Armor sind solche Böen keine Seltenheit, aber sie können in Kombination mit Starkregen und schon aufgeweichten Böden zu ernsten Problemen führen. Im Landesinneren werden immerhin noch Windgeschwindigkeiten von 100 km/h erwartet – genug, um Bäume zu entwurzeln, Dächer abzudecken und den Straßenverkehr zu gefährden.

In den Pyrenäen sieht die Lage ähnlich dramatisch aus. Hier könnten die Winde in mittlerer Höhenlage zwischen 110 und 120 km/h erreichen. Besonders brenzlig wird es auf den Bergkämmen und in exponierten Tälern, wo Spitzen von über 150 km/h möglich sind. Wer in dieser Region lebt, sollte also besser nicht auf die Idee kommen, eine Wanderung zu machen – das könnte schneller schiefgehen, als man denkt.

Und dann wäre da noch die Region Lyon. Dort rechnet Météo-France mit Böen von bis zu 110 km/h ab den Abendstunden. Es wird sogar gewarnt, dass die bestehende Wetterwarnung für den Rhône möglicherweise auf umliegende Gebiete ausgeweitet wird. Ein stürmischer Sonntagabend ist also garantiert.


Überschwemmungen in der Normandie: Was macht die Situation so kritisch?

Hochwasser ist kein seltenes Phänomen in Frankreich, aber die Situation in der Normandie ist momentan besonders prekär. Das liegt an der Kombination aus mehreren Faktoren: bereits hohen Flusspegeln, aufgeweichten Böden und weiterem Regen, der einfach nirgendwo mehr versickern kann. Es ist wie ein volles Glas Wasser, in das jemand weiterhin einschenkt – irgendwann läuft es über.

Die Flüsse Orne und Dives gehören zu den Hauptsorgenkindern. Ihre Pegelstände bleiben laut Prognosen weiterhin hoch, und die Zuflüsse tragen durch die anhaltenden Regenfälle zusätzlich zur Belastung bei. Auch die Mayenne gehört zu den Regionen, die in den kommenden Stunden mit erhöhtem Hochwasserrisiko rechnen müssen. Häuser und Straßen könnten überschwemmt, Verkehrswege blockiert und Felder überflutet werden. Man darf nicht vergessen: Für die betroffenen Menschen geht es oft nicht nur um Sachschäden, sondern auch um Existenzen.


Warum häufen sich solche Wetterphänomene?

Nun könnte man sich fragen: Ist das alles nur Zufall – oder spielt hier der Klimawandel eine Rolle? Die Antwort ist klar. Die Häufung von Sturmtiefs, Extremregen und Überflutungen ist kein reiner Zufall, sondern Teil eines größeren Trends. Durch den Klimawandel hat sich das Wettergeschehen in vielen Teilen der Welt verändert, und Europa bildet da keine Ausnahme.

Steigende Temperaturen bedeuten mehr Energie in der Atmosphäre, was wiederum die Entstehung von extremen Wetterlagen begünstigt. Gleichzeitig führt die Erwärmung der Ozeane dazu, dass Stürme wie Herminia mehr Feuchtigkeit aufnehmen können – was dann in Form von Starkregen auf die Landmassen trifft. Frankreich erlebt solche Phänomene immer häufiger, und die Auswirkungen werden spürbarer.


Was können wir tun?

Die Vorbereitung auf solche Extremwetterlagen ist entscheidend. In den betroffenen Regionen wurden bereits Maßnahmen ergriffen: Schulen könnten geschlossen, Verkehrswege gesperrt und Rettungskräfte mobilisiert werden. Aber ist das genug? Langfristig müssen wir darüber nachdenken, wie wir unsere Infrastruktur widerstandsfähiger machen. Zum Beispiel durch den Bau von Hochwasserschutzanlagen, die Renaturierung von Flussauen oder die bessere Entwässerung urbaner Gebiete.

Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist unser Beitrag zum Klimawandel – und der muss reduziert werden. Weniger CO₂-Ausstoß, mehr erneuerbare Energien, ein bewussterer Umgang mit Ressourcen. Klar, das klingt wie die alte Leier, aber es ist die einzige Möglichkeit, die wir haben.


Ein Blick nach vorne

Die kommenden Stunden und Tage werden für viele Menschen in Frankreich angespannt sein. Ob es sich um die Bewohner der bretonischen Küste handelt, die sich auf stürmische Nächte vorbereiten müssen, oder um die Menschen in der Normandie, die mit steigenden Flusspegeln kämpfen – alle stehen vor Herausforderungen.

Doch gleichzeitig zeigt sich immer wieder, wie resilient Gemeinschaften sein können. Nachbarn helfen einander, Rettungskräfte riskieren ihre Sicherheit, um Leben zu retten, und die Menschen passen sich an. Das mag naiv klingen, aber in solchen Momenten wird deutlich, was wirklich zählt: Solidarität.

Bleiben Sie also wachsam, informieren Sie sich regelmäßig über die Wetterlage und treffen Sie alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen. Und vergessen Sie nicht – nach jedem Sturm kommt auch wieder die Sonne.


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