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Die Welt ist einmal mehr aufgeschreckt: Nordkorea hat am Montag offiziell bestätigt, Truppen nach Russland entsandt zu haben. Ein Schritt, der geopolitisch Wellen schlägt – und den Krieg in der Ukraine noch komplizierter macht. Nach Monaten der Spekulationen über nordkoreanische Soldaten auf russischem Boden bekräftigt das Regime in Pjöngjang nun deren Beteiligung an den Kämpfen in der Region Koursk, nahe der ukrainischen Grenze.


Ein geheimes Bündnis wird sichtbar

Schon seit Monaten hatten Kiew, Südkorea und westliche Geheimdienste die Anwesenheit nordkoreanischer Soldaten in Russland vermutet. Die Rede war von mehreren Tausend Mann, die sich an den Kämpfen in der Ukraine beteiligt haben sollen. Bislang hielten sich sowohl Moskau als auch Pjöngjang bedeckt – kein Dementi, keine Bestätigung.

Das hat sich nun geändert. In einer offiziellen Mitteilung verkündete die nordkoreanische Staatsagentur KCNA, dass nordkoreanische „Teileinheiten der Streitkräfte“ bei der „Befreiung der Region Kursk“ mitgewirkt hätten – also jener Gebiete, die zeitweise von ukrainischen Truppen kontrolliert wurden. Die Mission sei erfolgreich abgeschlossen worden, so KCNA. Ein Propaganda-Coup? Oder die Wahrheit?


Heldenstatus

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ließ es sich nicht nehmen, den eingesetzten Soldaten den Heldenstatus zu verleihen. In gewohnt pathetischem Ton erklärte er, „alle, die für die Gerechtigkeit gekämpft haben, sind Helden und Vertreter der Ehre unseres Vaterlandes“. Wer Kim Jong Uns Rhetorik kennt, weiß: Solche Worte sollen nicht nur die Truppe motivieren, sondern auch dem eigenen Volk Stärke demonstrieren.

In Pjöngjang, so kündigte Kim weiter an, werde bald ein Denkmal errichtet, das die „Heldentaten dieser Schlacht“ würdigt. Ein klares Zeichen – Nordkorea will seine militärische Rolle in diesem Konflikt feiern und sichtbar machen.


Die russische Bestätigung – und was dahintersteckt

Noch vor der nordkoreanischen Bestätigung hatte bereits am Samstag der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow von den „Heldentaten nordkoreanischer Kämpfer“ gesprochen, die Russland dabei unterstützt hätten, die Region Kursk zurückzuerobern. Diese Aussage war die erste offizielle Anerkennung seitens Moskaus, dass tatsächlich nordkoreanische Soldaten im Einsatz waren.

Spätestens jetzt wird deutlich: Das im Juni 2024 geschlossene strategische Partnerschaftsabkommen zwischen Russland und Nordkorea trägt Früchte. Darin wurde unter anderem gegenseitige militärische Unterstützung im Falle eines Angriffs auf einen der beiden Staaten vereinbart – was genau unter „Angriff“ verstanden wird, bleibt dabei allerdings vage. Dass das Abkommen aber mehr ist als ein Papiertiger, zeigt sich nun an der Front.


Eine neue Eskalationsstufe

Was bedeutet diese Bestätigung für den Krieg in der Ukraine und die internationale Lage? Mit der aktiven Beteiligung Nordkoreas an den Kampfhandlungen in Europa überschreitet der Krieg eine neue Schwelle. Der Ukraine-Konflikt war bislang vor allem ein Stellvertreterkrieg zwischen Russland und dem Westen, mit China, Iran oder Nordkorea am Rand des Geschehens. Nun aber stehen nordkoreanische Soldaten offenbar direkt im Einsatz gegen ukrainische Truppen – auf russischem Boden.

Wie wird der Westen reagieren? Sanktionen gegen Nordkorea gibt es bereits zuhauf – doch deren Wirkung verpufft, solange Pjöngjang und Moskau ihre Beziehungen vertiefen. Russland erhält neue Kanäle für Rüstungsgüter und Munition, Nordkorea profitiert von Technologie und internationaler Aufmerksamkeit. Eine Win-Win-Situation für zwei Staaten, die sich vom Westen isoliert sehen.


Kiews Position – und das große Schweigen

Die ukrainische Führung hatte immer wieder auf die nordkoreanische Präsenz in den Grenzregionen hingewiesen – lange bevor es Bestätigungen gab. Diese Entwicklung dürfte Kiew in seiner Forderung nach weiterer internationaler Unterstützung bestärken. Der ukrainische Präsident Selenskyj hatte bereits vor Monaten vor einer „Koalition der Autokraten“ gewarnt, die sich gegen die Ukraine formiere.

Nun scheint diese Koalition real zu werden. Neben Russland und Nordkorea ist auch der Iran als Waffenlieferant bekannt – und China bleibt, trotz diplomatischer Zurückhaltung, ein wichtiger Player im Hintergrund.


Eine Welt im Umbruch

Diese Bestätigung aus Pjöngjang ist weit mehr als nur ein PR-Schachzug. Sie zeigt, wie fragil die internationale Ordnung geworden ist. Alte Allianzen bröckeln, neue entstehen – entlang ideologischer und wirtschaftlicher Linien. Russland und Nordkorea, zwei international isolierte Staaten, rücken zusammen. Und mit jedem weiteren Schritt werden die globalen Fronten härter.

Der Krieg in der Ukraine bleibt damit ein Pulverfass – und die jüngste Entwicklung hat das Zündschnur-Stück ein gutes Stück kürzer gemacht.

Autor: Catherine H.

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