Tag & Nacht

Die jüngsten Unruhen in dem französischen Überseegebiet Neukaledonien haben tiefe Wunden hinterlassen, doch damit nicht genug – jetzt steckt das Überseegebiet auch noch in einer schweren wirtschaftlichen und sozialen Krise. Ein Drittel der Angestellten im privaten Sektor ist arbeitslos, und eine der wichtigsten Nickel-Fabriken des Landes hat endgültig die Tore geschlossen.

Ein Abschied, der schmerzt

Nach sechs Monaten verzweifelter Bemühungen, die Fabrik und die damit verbundenen Arbeitsplätze zu retten, musste man sich am Ende docch geschlagen geben. Keiner der potenziellen Investoren zeigte Interesse. Für die meisten der 1.200 Beschäftigten war der 31. August ein bitterer Tag – es war das letzte Mal, dass sie das Werk betraten. „Zu sehen, wie die Leute einfach so gehen, das tut weh“, sagte eine Mitarbeiterin und sprach damit vielen aus der Seele.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wird im Süden Neukaledoniens Nickel abgebaut. Dieser Rohstoff war lange Zeit die wichtigste Einkommensquelle des Landes und sicherte etwa ein Viertel aller Arbeitsplätze im privaten Sektor.

Finanzielles Desaster

Das Werk im dünn besiedelten Norden war einst als Zugeständnis an die Unabhängigkeitsbewegung gedacht, um die wirtschaftliche Kluft im Zuge der Nouméa-Abkommen zu überbrücken. Doch in den elf Jahren seines Bestehens häufte das Werk nur Verluste an und entwickelte sich zu einem finanziellen Albtraum.

Was hat das Fass zum Überlaufen gebracht? Der weltweite Nickelpreis ist 2023 um fast 50 % gefallen – ein herber Schlag für die ohnehin angeschlagene Industrie in der Nouvelle-Calédonie. Zusätzlich macht die Konkurrenz aus Indonesien, die sich rasant entwickelt, der Region das Leben schwer.

Ein Teufelskreis

Die Schließung der Fabrik erfolgt in einer Zeit, in der die Folgen der Mai-Unruhen noch allgegenwärtig sind. Das Bruttoinlandsprodukt der Region ist durch die Gewalt und den wirtschaftlichen Stillstand um 20 % eingebrochen – eine verheerende Bilanz. Die ganze Region, die sich um die Nickelindustrie entwickelt hatte, steht nun vor den Trümmern ihrer Wirtschaft. Mit den verlorenen Arbeitsplätzen in der Fabrik und bei den Zulieferern summieren sich die Entlassungen auf etwa 2.000.

Es ist schwer, in dieser düsteren Lage Optimismus zu bewahren. Kann sich die Nouvelle-Calédonie von diesem Rückschlag erholen? Die kommenden Monate werden zeigen, ob es gelingt, einen Ausweg aus dieser doppelten Krise zu finden – oder ob das französische Überseegebiet noch weiter in die Tiefe gezogen wird.


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!