Wer braucht heute noch ARD, ZDF oder France Télévisions? So höhnt es in manchen Ecken. „Netflix reicht doch“, sagen die einen. „Die Öffentlich-Rechtlichen sind nur ein alter Dinosaurier“, die anderen. Aber wer so redet, hat eines vergessen: Demokratie lebt nicht von Algorithmen, die uns vorsortieren, was wir angeblich mögen. Sie lebt von einem gemeinsamen Raum, von Nachrichten, die nicht zuerst Profit, sondern Öffentlichkeit im Blick haben.
Stellen wir uns eine Gesellschaft ohne öffentlich-rechtliche Sender vor. Nachrichten, gefiltert durch Konzerne, durch private Interessen, durch Klickzahlen. Politik als Show, Debatte als Ware, Wahrheit als Nebensache. Genau das passiert, wenn wir das Feld allein den Plattformen überlassen, deren einziges Ziel Gewinnmaximierung ist. Wollen wir wirklich, dass Google, TikTok und Elon Musk entscheiden, was wir morgen über unsere Regierungen, unsere Städte, unsere Welt wissen?
Öffentlich-rechtliche Medien sind kein Luxus, sie sind eine Schutzmauer. Sie garantieren, dass auch Themen auf den Tisch kommen, die nicht in 30 Sekunden auf Instagram passen. Sie sind der Ort, an dem Minderheiten Stimmen haben, wo regionale Kultur nicht im globalen Rauschen verschwindet, wo Politik noch erklärt statt nur zugespitzt wird.
Natürlich: France Télévisions, ARD, ZDF und Co. haben Probleme. Strukturen sind träge, Kosten hoch, und ja – manches wirkt angestaubt. Aber die Alternative ist nicht, sie sterben zu lassen. Die Alternative ist, sie zu reformieren und stärker zu machen.
Die Rechnungshof-Berichte, die Defizite, die Sparzwänge – das alles ist ernst. Doch der größere Skandal wäre, wenn wir zusehen, wie die Axt an eine der Grundsäulen der Demokratie gelegt wird. Denn eine Gesellschaft ohne freien und zugänglichen öffentlichen Rundfunk ist wie ein Haus ohne Fundament: Es mag von außen glänzen, doch beim ersten Sturm bricht es zusammen.
Wer Demokratie will, muss öffentlich-rechtliche Medien wollen. Punkt. Alles andere ist Selbsttäuschung.
Ein Kommentar von: Andreas M. B.
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