Tag & Nacht

Der „One Ocean Summit“ wurde am Mittwoch, dem 9. Februar, in Brest eröffnet. Drei Tage lang treffen sich dort Wissenschaftler, Politiker und NGOs, um Staaten zu mobilisieren und wichtige Themen rund um den Schutz der Meere zu besprechen, mit dem Ziel, „unsere Ozeane zu retten“. Die Weltmeere spielen eine wichtige Rolle im Kampf gegen die globale Erwärmung, sind aber stark vom Menschen gefährdet.

„Das Niveau der Ambitionen der internationalen Gemeinschaft bei maritimen Themen anheben und unsere gemeinsame Verantwortung für den Ozean in konkrete Maßnahmen umsetzen.“ So steht es auf der Homepage des One Ocean Summit. Vom 9. bis 11. Februar kommen Wissenschaftler, NGOs und politische Persönlichkeiten in Brest zusammen, um verschiedene maritime Projekte zu ermöglichen und damit dieses ebenso riesige wie empfindliche Ökosystem zu schützen. „Der Ozean macht 70% der Erdoberfläche aus“, erinnert François Galgani, Ozeanologe am Institut Français de la Recherche pour l’exploitation de la Mer (Ifremer), gegenüber La Dépêche. „In sehr tiefen Gewässern sind die Reproduktionszyklen länger. Wenn also viel gefischt wird, besteht die Gefahr, dass eine Art ausstirbt.“

Mehr Kohlenstoff absorbiert als der Amazonas-Regenwald
Die Hauptsorgen des Gipfels betreffen den Temperaturanstieg und den Anstieg des Meeresspiegels. „Die Zahlen können je nach Projektion variieren. Die optimistischsten sagen einen Anstieg von 1°C voraus, die pessimistischsten 4°C“, stellt Laurent Seuront, Forschungsdirektor am CNRS, fest. Aber wie dem auch sei, die wissenschaftliche Gemeinschaft ist sich einig, dass etwas getan werden muss, und zwar schnell.

Die globale Erwärmung hat auch Folgen für die Meeresbewohner. so haben Ozeanologen festgestellt, dass bereits einige Fischarten aus dem Mittelmeerraum nach Norden gewandert sind. Im Meer wird das gleiche Verhalten wie bei einigen Arten an Land beobachtet, die sich durch Abwanderung an das veränderte Klima anpassen. Auch wenn diese Wanderungen keine sofortigen dramatischen Folgen haben, können sie längerfristig zu einem Rückgang der Artenvielfalt führen.

Der Ozean spielt eine große Rolle bei der Regulierung der globalen Erwärmung. Plankton zum Beispiel ist ein wahres Kohlenstoffgrab. Plankton absorbiert mindestens soviel CO2 wie der Amazonas-Regenwald, vielleicht sogar noch mehr. Je nach Studie wird von Plankton und Algen zwischen einem Viertel und einem Drittel des vom Menschen produzierten CO2 assimiliert.

Plastik, der Feind des Ozeans
Die menschliche Umweltverschmutzung wirkt sich in den Meeren immer gefährlicher aus, hauptsächlich durch Plastik, das Mikropartikel erzeugt. Die winzigen Krebstiere im Plankton werden durch die mikroskopisch kleinen Plastikteilchen in ihrer Vermehrung gestört und etwa 80% der Meeresschildkröten haben Plastik in ihrem Magen. Die Ökosysteme werden durcheinander gebracht und es entstehen tote Zonen mit sehr wenig Leben, befürchten Meeresbiologen.

Andere Verschmutzungen können zu einem Phänomen führen, das Eutrophierung genannt wird. Eutrophierung bedeutet, dass ein Nährstoff in zu großer Menge vorhanden ist und dadurch das Wasser nicht mehr im Gleichgewicht ist. In der Bretagne zum Beispiel findet man wegen der Schweinefarmen zu viel Nitrat im Wasser. Das ist auch in der Ostsee oder in den Lagunen des Languedoc der Fall. Das kann zum Aussterben von Meerestieren führen oder das Verhalten von Plankton verändern.

Obwohl die Plastikverschmutzung verschiedene Ursachen hat, wie zum Beispiel Abfälle von Touristen am Strand im Sommer oder die Schiffahrt, wird die Industrie als Hauptverursacher angesehen. Zunächst einmal wegen der intensiven Fischerei, denn viele Fischereischiffe verlieren ihre Netze, die auf dem Meeresgrund landen und dort weiter töten. Dadurch gibt es auf Dauer weniger Fische zu fangen…

Grosse Gefahren gehen für die Meere bekanntermassen vom kommerziellen Schiffsverkehr aus: Frachtschiffe transportieren regelmäßig Container mit Plastikkugeln, die als Rohstoff zur Herstellung von Verpackungen verwendet werden. Sie werden wegen ihres geringeren Gewichts oft ganz oben auf den Containerstapeln transportiert und gehen im Falle von Havarien meist als erste über Bord.

Der One Ocean Summit hat sich zum Ziel gesetzt, künftige Industrieprojekte wie den Tiefseebergbau insbesondere den Abbau von seltenen Metallen, die zum Beispiel für die Herstellung von Batterien verwendet werden, mit der Erhaltung der Ökosysteme in Einklang zu bringen. Ohne eine internationale Koordination wird es keinen Schutz der Meere geben.


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