Tag & Nacht

In den Straßen des 15. Arrondissements von Paris herrscht reges Treiben – eine spanische Familie betritt das Korner Eiffel Hotel. „Welchen Nachnamen bitte?“, fragt Morgane, die Rezeptionistin, freundlich lächelnd, während sie die Buchung der Gäste abschließt. Damit sind wie an jedem Tag während der Olympischen Spiele alle 35 Zimmer des Hotels voll belegt. „Wir haben letztlich 100% erreicht“, erzählt Morgane stolz. „Am Anfang waren wir mit 60% schon zufrieden.“ Was anfangs nur verhalten begann, entwickelte sich zu einem vollen Erfolg – nicht nur für das Korner Eiffel, sondern für viele Hotels in der französischen Hauptstadt.

Spät aber doch – die Buchungen liefen ein

Für die Pariser Hoteliers waren die Olympischen Spiele ein Ereignis, das sich in den letzten Wochen erst allmählich als rentabel herausstellte. Laut der Union des Métiers de l’Industrie et de l’Hôtellerie (Umih) lag die durchschnittliche Auslastung der Hotels während der Spiele bei 85% – eine bemerkenswerte Steigerung von 15% im Vergleich zum Sommer 2023. Aber, und das war so nicht vermutet worden: Ein Großteil der Buchungen wurde kurzfristig vorgenommen, oft erst drei bis vier Tage vor der Anreise, manche sogar am selben Tag.

Morgane erzählt von einem besonders hektischen Tag in der ersten Woche der Spiele: „Da hatten wir am Mittag noch etwa zehn Zimmer frei. Zwischen 12 und 15 Uhr waren dann alle weg – entweder über Booking.com oder durch Leute, die direkt vorbeikamen.“ Am Abend musste sie immer wieder enttäuschte Kunden abweisen, weil es schlichtweg keine freien Zimmer mehr gab.

Olympische Preise und längere Aufenthalte

Ein weiteres bemerkenswertes Phänomen dieser Olympischen Spiele: Die Zimmerpreise blieben – zumindest teilweise – moderat. Victor Hales, Betriebsleiter des Hotels Saint-Louis, berichtet von einem ungewöhnlichen Trend: „Wir hatten Zimmer, die für 120 bis 140 Euro weggegangen sind, abhängig davon, wann der Kunde gebucht hat.“ Ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass die Preise für Buchungen, die Monate vor den Spielen getätigt wurden, zwischen 400 und 500 Euro lagen. Die Angst vor einer geringen Nachfrage zu Beginn des Jahres führte dazu, dass die Preise wieder gesenkt wurden – ein Glücksfall für spontane Besucher.

Doch nicht nur die kurzfristigen Buchungen sorgten für zufriedene Hoteliers. Auch die Dauer der Aufenthalte war im Vergleich zum Vorjahr deutlich länger – durchschnittlich mehr als drei Nächte, was einer Steigerung von 20% entspricht. Dies brachte auch organisatorische Vorteile mit sich: „Weniger Abreisen bedeuten weniger Arbeit für das Reinigungspersonal und die Rezeption. Wir können uns besser auf das Wohlbefinden der Gäste konzentrieren – das ist deutlich angenehmer.“

Doch wie sieht die Zukunft aus?

Allerdings – wie das Sprichwort sagt: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“ Die Festtage für die Hotellerie in Paris enden bald. Franck Delvaux, Präsident der Union des Métiers de l’Hôtellerie Paris-Île-de-France, prophezeit eine scharfe Wende: „Von 85% wird die Auslastung nach den Spielen auf kaum 50% sinken. Es wird ein tiefer Fall sein, obwohl das normalerweise eine Zeit ist, in der noch viele ausländische Touristen Paris besuchen.“

Während die Paralympics im September vielleicht noch ein kleines Wiederaufflackern bringen könnten, ist die Zeit der vollen Häuser vorerst vorbei. Dennoch hoffen die Hoteliers, dass die positive Aufmerksamkeit, die Paris während der Olympischen Spiele erhalten hat, in den kommenden Monaten für einen Anstieg der Touristenzahlen sorgt.

Ein temporärer Triumph

Zusammengefasst haben die Olympischen Spiele den Pariser Hoteliers eine willkommene Atempause in einem schwierigen Jahr beschert. Obwohl die anfängliche Buchungslage eher verhalten war, sorgten die kurzfristigen Reservierungen und die längeren Aufenthalte für volle Häuser und zufriedene Hoteliers. Doch die Zukunft bleibt ungewiss – nach den Spielen wird Paris wieder in seinen normalen Tourismus-Alltag zurückkehren, und die Hoteliers werden sich neuen Herausforderungen stellen müssen.

Aber hey – wer weiß, vielleicht haben die Bilder von Paris bei strahlendem Sommerwetter ja den einen oder anderen zukünftigen Besucher verzaubert, der sich bereits auf den nächsten Urlaub in der Stadt der Liebe freut?


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