Tag & Nacht




Paris hat in den letzten zwei Jahrzehnten etwas geschafft, woran viele andere Großstädte noch verzweifeln: Die französische Hauptstadt hat ihre Beziehung zum Auto radikal überdacht – und sich stattdessen für saubere Luft, mehr Lebensqualität und grüne Oasen entschieden.

Ein mutiger Schritt, der sich jetzt deutlich messen lässt.


Ein Atemzug Geschichte

Früher war Paris durchzogen von breiten Verkehrsadern. Hupen, Abgase, Parkplatzsuche – das gehörte zum Stadtbild wie das Baguette zum Frühstück. Doch Stück für Stück wurden 50.000 Parkplätze gestrichen, neue Parks eröffnet, und Fahrradwege schossen wie Frühlingsblumen aus dem Asphalt. Das alles klingt nach Kosmetik – ist aber pure Medizin für die Lunge.

Denn: Die Luftqualität hat sich massiv verbessert.


Zahlen, die aufhorchen lassen

Laut Airparif, der Organisation für Luftüberwachung in der Region Paris, ist der Anteil an Feinstaub (PM 2.5) seit 2005 um satte 55 Prozent zurückgegangen. Stickstoffdioxid, das vor allem bei der Verbrennung von Diesel entsteht, sank um 50 Prozent. Verantwortlich dafür: eine klare Linie in der Politik. Umweltzonen, Fahrverbote für besonders schmutzige Fahrzeuge und die Förderung alternativer Mobilität wirken wie ein Frischluft-Turbo.

Auf alten Luftverschmutzungskarten leuchtete Paris fast komplett rot – gefährlich hohe Werte in fast jedem Viertel. Heute ist davon nur noch ein feines Netz übrig, das die vielbefahrensten Straßen markiert.


Gesunde Luft – ein stiller Held

Feinstaub und Stickstoffdioxid sind unsichtbare Feinde. Doch ihre Wirkung ist fatal. Sie dringen tief in die Atemwege ein, schädigen Herz und Lunge, erhöhen das Risiko für Krebs und chronische Krankheiten. Insofern ist die neue Pariser Luft ein echter Lebensgewinn. Leichter atmen, besser leben – das ist mehr als ein politisches Ziel. Es ist ein Versprechen an die nächste Generation.


Die Frau hinter dem Wandel

Seit 2014 führt Anne Hidalgo das Ruder im Rathaus. Die sozialistische Bürgermeisterin hat sich ein „atmendes Paris“ auf die Fahnen geschrieben. Mehr Lebensqualität, weniger Autos, mehr Platz für Menschen. Klar, das klingt schön – aber einfach war es nicht.

Gegner gab es viele: konservative Politiker, Auto-Lobbyisten und genervte Pendler aus dem Umland. Doch Hidalgo blieb standhaft. Und die Bürger? Haben sie Recht gegeben.


Referenden und Revolutionen

Im März stimmten die Pariser in einem Referendum dafür, 500 weitere Straßen autofrei zu machen. Schon 2023 wurden die Parkgebühren für SUVs drastisch erhöht – wer mit einem Spritschlucker in die Stadt rollt, zahlt das Dreifache. Auch symbolische Orte wie die Rue de Rivoli und das Seine-Ufer wurden in autofreie Zonen verwandelt. Plötzlich spazieren Menschen dort, wo früher Motoren dröhnten.

Carlos Moreno, Professor an der Sorbonne und einst Berater der Stadt, spricht von einer „Stadtpolitik für das Wohlbefinden“. Treffender kann man es kaum sagen.


Kritik? Natürlich – aber nicht entscheidend

Klar, nicht jeder jubelt. Für Pendler wird’s manchmal knifflig, und die Umstellung kostet Zeit, Nerven – und Geld. Doch die positive Bilanz ist kaum zu übersehen. Die Luft ist messbar besser, das Stadtbild grüner, der Lärmpegel gesunken. Paris zeigt, dass es geht, wenn man nur will.

Und mal ehrlich – wer hätte gedacht, dass ausgerechnet die Stadt der Liebe eines Tages auch die Stadt der Lunge wird?


Eine neue Ära der Stadtplanung

Die Pariser Revolution ist keine mit Barrikaden – sie ist leise, grün und entschlossen. Vielleicht ist das genau die Art von Revolution, die unsere Städte jetzt brauchen.

Von Andreas M. B.

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