Tag & Nacht

Ein Boom an Touristen: Das vermeldet die Stadt Paris kurz nach den Olympischen Spielen. Zu den diesjährigen Toussaint-Ferien erwartet die Hauptstadt rund 10 % mehr Besucher als im Vorjahr. Ein Zeichen für den „Olympia-Effekt“?

Frédéric Hocquard, der Tourismusbeauftragte der Pariser Stadtverwaltung, gab am 26. Oktober in einem Interview bekannt, dass Paris nach den Olympischen Spielen von einem erfreulichen Zuwachs an Touristen profitieren wird. Mit einem Plus von 9 bis 10 % bei den erwarteten Ankünften deutet alles darauf hin, dass die Stadt einen deutlichen Nachhall der Olympischen Spielen erfährt. Doch wie lange hält dieser Boom an?

Die Spiele als Katalysator für Tourismus

„Ja, ich denke, wir sehen bereits die ersten Auswirkungen der Olympischen Spiele“, äußerte sich Hocquard optimistisch. Diese Zunahme sei kein Zufall – viele der großartigen Momente, die die Welt während der Spiele auf den sozialen Medien miterlebt hat, locken jetzt Reisende in die Stadt. Ob es die Eröffnungsfeier war, die grandios inszenierten Sportstätten oder einfach das neu erwachte Interesse an Paris als Ferienziel – all das motiviert viele dazu, die Stadt nach dem Trubel der Olympiade in etwas ruhigeren Zeiten zu erkunden. Und Toussaint, also die Herbstferien rund um Allerheiligen, bietet sich als perfekte Gelegenheit an.

Ein positiver Trend – mit Schattenseiten?

Natürlich klingt das nach einem Erfolg auf ganzer Linie, doch Hocquard warnt auch vor den potenziellen Nebenwirkungen dieses Erfolges: „Wir stehen schon jetzt mit 35 Millionen Touristen jährlich an der Grenze des Möglichen.“ Wenn diese Zahlen durch den „Olympia-Effekt“ weiter steigen – möglicherweise auf 40 oder sogar 45 Millionen Besucher jährlich – könnten eher negative Auswirkungen für die Stadt spürbar werden. Das Übermaß an Tourismus könnte dann Paris ähnliche Probleme bescheren, wie es Städte wie Venedig schon länger erleben.

Warum Paris?

Man könnte sich fragen, warum Paris weiterhin so viele Menschen anzieht, auch nach einem Event von der Größe der Olympischen Spiele. Paris ist eine Stadt, die immer fasziniert, das steht außer Frage. Die historische Architektur, das kulturelle Erbe, die Kunstszene – all das trägt zur ewigen Anziehungskraft der Stadt bei. Doch was passiert, wenn die Kapazität der Stadt erreicht ist?

Paris hat bereits versucht, sich gegen den sogenannten Overtourism zu wappnen, also gegen die Überfüllung durch Touristen, die die Lebensqualität für Einwohner und Touristen gleichermaßen senken kann. Doch mit den Olympischen Spielen und der weltweit steigenden Sichtbarkeit der Stadt könnte diese Aufgabe schwieriger werden. Die sozialen Medien tragen ihren Teil dazu bei – Millionen Menschen haben die Highlights der Spiele verfolgt und wollen die Magie nun selbst erleben.

Ein Hauch von Venedig?

Wird Paris das nächste Venedig, wo sich Einheimische zunehmend zurückziehen und der Tourismus zur größten Einnahmequelle wird? Vielleicht. Allerdings ist die Situation in Paris noch anders: Die Stadt hat immer noch eine große Bevölkerung, eine dynamische Wirtschaft und ein vielfältiges Angebot, das nicht nur auf Touristen ausgerichtet ist. Doch die Balance muss gewahrt werden.

Frédéric Hocquard deutete an, dass die Stadt Strategien entwickeln könnte, um eine Überlastung zu vermeiden. Es bleibt abzuwarten, wie diese aussehen – ob es etwa spezielle Maßnahmen zur Besucherlenkung geben wird oder ob man gezielt auf weniger frequentierte Stadtteile setzt, um die Hauptattraktionen zu entlasten.

Der Reiz der ruhigen Zeiten

Interessant ist auch die Beobachtung Hocquards, dass viele Touristen sich nach einer ruhigeren Zeit in Paris sehnen. Die Olympischen Spiele haben möglicherweise einen neuen Trend angestoßen: Paris nicht nur in der Hochsaison zu besuchen, sondern gerade in den ruhigeren Monaten. Dieser Gedanke bringt frischen Wind in die Tourismusstrategie der Stadt.

Könnte es sein, dass sich Paris in Zukunft mehr auf den „ruhigen Tourismus“ fokussiert, bei dem Reisende in der Nebensaison kommen, um den wahren Charme der Stadt zu erleben, ohne in Menschenmassen zu ersticken? Für viele mag das eine willkommene Abwechslung sein.

Ein Blick in die Zukunft

Eines ist sicher: Paris wird auch in den kommenden Jahren ein Magnet für Touristen bleiben. Die Olympischen Spiele haben das Interesse an der Stadt noch einmal verstärkt und neue Besuchergruppen angelockt. Doch wie Paris mit dem potenziellen Ansturm umgehen wird, bleibt spannend.

Vielleicht wird Paris Vorreiter in einer neuen Art des nachhaltigen Tourismus – einer, der die Bedürfnisse der Stadtbewohner ebenso berücksichtigt wie die der Besucher. Bleibt nur zu hoffen, dass das Gleichgewicht zwischen Tourismus und Lebensqualität bewahrt werden kann, sodass Paris nicht eines Tages nur noch ein schönes Postkartenmotiv ist, das man aus sicherer Entfernung bestaunt.


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