Der Pass Culture, ein staatliches Förderprogramm zur Unterstützung des kulturellen Konsums junger Menschen, wird eingeschränkt. Ab dem 1. März erhalten Jugendliche unter 17 Jahren kein individuelles Guthaben mehr, um kulturelle Güter zu erwerben. Diese Änderung wurde durch ein am Freitag veröffentlichtes Dekret offiziell gemacht.
Neue Guthabenregelung ab 17 Jahren
Bislang erhielten Jugendliche über mehrere Jahre gestaffelt Guthaben: 20 Euro mit 15 Jahren, 30 Euro mit 16 und 17 Jahren und schließlich 300 Euro mit 18 Jahren. Dieses Modell wird nun abgeschafft. Künftig gibt es erst mit 17 Jahren 50 Euro und mit 18 Jahren 150 Euro.
Zusätzlich erhalten Jugendliche mit Behinderung oder aus einkommensschwachen Familien einen Bonus von 50 Euro.
Das französische Kulturministerium begründet diese Reform mit einer Vereinfachung des Systems: „Der Weg in die kulturelle Autonomie soll klarer strukturiert werden“, heißt es. Gleichzeitig verweist das Ministerium darauf, dass 15- und 16-Jährige weiterhin Zugang zu kostenlosen kulturellen Veranstaltungen über die Pass-Culture-App haben.
Budgetkürzungen als Hauptgrund
Hinter dieser Reform steckt vor allem ein finanzieller Hintergrund. Der Etat für den individuellen Pass Culture sinkt von 210,5 Millionen Euro im Jahr 2024 auf 170,5 Millionen Euro im Jahr 2025.
Laurence Tison-Vuillaume, Präsidentin der Gesellschaft Pass Culture, erklärte in einem Interview mit Le Monde: „Wie alle öffentlichen Dienste stehen wir unter finanziellem Druck.“ Daher habe sich das Ministerium entschieden, die Mittel gezielter für diejenigen einzusetzen, die sie am meisten brauchen.
Noch umstrittener ist jedoch der Einfrierstopp der kollektiven Förderung, die eigentlich Schulen zur Finanzierung kultureller Projekte zur Verfügung gestellt wird. Diese Maßnahme wurde bereits Anfang des Jahres angekündigt und hat heftige Kritik von Lehrkräften und Kulturschaffenden ausgelöst. Viele sprechen von einem „Schlag gegen die kulturelle Bildung“.
Hat der Pass Culture sein Ziel verfehlt?
Das ursprüngliche Ziel des Programms war es, sozialen Ungleichheiten im Zugang zur Kultur entgegenzuwirken. Doch laut einem Bericht des französischen Rechnungshofs ist dies nicht in dem Maße gelungen, wie erhofft.
Ein bemerkenswerter Fakt: Etwa 15 % der Jugendlichen haben ihren Pass Culture gar nicht erst aktiviert, so Tison-Vuillaume. Um das zu ändern, plant sie eine „Tour durch Frankreich“, um junge Menschen direkter über das Angebot aufzuklären.
Zusätzlich soll das System transparenter werden, insbesondere bei der Auswahl der „offreurs“ – der Kulturanbieter, die Veranstaltungen und Produkte über den Pass Culture anbieten. „Wir müssen die Auswahlkriterien offen und transparent gestalten“, betont Tison-Vuillaume.
Ein Schritt zurück für die kulturelle Bildung?
Der Pass Culture bleibt bestehen – aber in deutlich reduzierter Form. Während die Regierung auf eine effizientere Mittelverteilung verweist, sehen Kritiker eine schleichende Demontage eines wichtigen Programms.
Besonders die Streichung des individuellen Guthabens für 15- und 16-Jährige wirft Fragen auf. Sollte kulturelles Interesse nicht gerade in jungen Jahren gefördert werden?
Fest steht: Mit dieser Reform könnte die kulturelle Teilhabe für viele Jugendliche nicht erleichtert, sondern erschwert werden.
Von C. Hatty
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