Ein Kämpfer kehrt zurück – und Marseille steht hinter ihm. Nach fünf Monaten Gefangenschaft in Grönland hat Paul Watson, Gründer der Meeresschutzorganisation Sea Shepherd, sein Engagement für die Ozeane nicht verloren. Ganz im Gegenteil: Am 20. Januar wurde er vom Bürgermeister von Marseille, Benoît Payan, empfangen. Die Stadt, die ihm in seiner Gefangenschaft lautstark zur Seite stand, hat für Watson eine besondere Bedeutung. Und seine Botschaft ist klar: Der Kampf gegen die Walfänger geht weiter.
Marseille: Eine Stadt zeigt Solidarität
Während Watson hinter Gittern saß, zeigte Marseille mit einer ungewöhnlichen Geste ihre Unterstützung. Sein Porträt prangte übergroß auf dem Rathausplatz – eine deutliche Botschaft an die Welt, dass hier jemand nicht vergessen wird. Und Watson selbst ließ keinen Zweifel daran, wie viel ihm diese Solidarität bedeutete: „Ich möchte dem Bürgermeister und den Marseillais für den unglaublichen Rückhalt danken, den ich erhalten habe, während ich im Gefängnis war.“
Aber wie kam es überhaupt dazu? Im Jahr 2012 hatte Japan einen internationalen Haftbefehl gegen Watson erwirkt, und Dänemark nutzte diesen, um ihn in Grönland festzunehmen. Der Vorwurf: Watsons entschlossener Einsatz gegen japanische Walfangschiffe im Südlichen Ozean, einem international geschützten Walschutzgebiet. Doch statt die Bewegung zu schwächen, brachte die Haftzeit eine enorme mediale Aufmerksamkeit für Watsons Anliegen. Oder wie er selbst es ausdrückt: „Gefängnis war eine Gelegenheit, die internationale Aufmerksamkeit auf Japans Verbrechen zu lenken – das Töten von Walen in einem Schutzgebiet, das laut der Internationalen Gerichtshof illegal ist.“
Ein globaler Kampf gegen Ungerechtigkeit
Paul Watson macht jedoch deutlich, dass es nicht nur um ihn selbst geht. Seine Inhaftierung ist für ihn ein Symbol für ein größeres Problem: „Länder benutzen Interpol als politische Waffe gegen Whistleblower und Aktivisten“, erklärt er. Und das betrifft nicht nur ihn – es geht um hunderte weitere Menschen, die durch ähnliche Methoden zum Schweigen gebracht werden sollen. Doch Watson bleibt unerschütterlich: „Wir werden Interpol politisch und juristisch herausfordern.“
Sein Engagement geht weit über Japan hinaus. Der Fokus seiner nächsten Schritte? Island, wo Wale weiterhin gejagt werden sollen. Die Färöer-Inseln, wo jährlich hunderte Grindwale – eine Delfinart – brutal abgeschlachtet werden. Und natürlich der Südliche Ozean, in dem Japan trotz internationaler Proteste aktiv ist. Paul Watson zeigt keine Anzeichen von Resignation. Aber mal ehrlich: Hätte jemand wirklich etwas anderes von ihm erwartet?
Warum braucht die Welt Aktivisten wie Watson?
Watson ist nicht einfach nur ein Aktivist. Er ist eine Stimme der Meere, die unsere Aufmerksamkeit auf Verbrechen lenkt, die oft im Verborgenen geschehen. Ohne Menschen wie ihn würden viele der dramatischen Vorgänge in unseren Ozeanen unbemerkt bleiben. Denn seien wir ehrlich: Wer denkt im Alltag schon daran, dass mitten in der Arktis Wale abgeschlachtet werden oder dass riesige Fischereiflotten ganze Ökosysteme zerstören?
Aber hier ist das Problem: Solche Kämpfe kosten nicht nur Energie, sondern auch Freiheit – wie Watson selbst erfahren musste. Trotzdem bleibt er eine Ikone der Umweltbewegung, jemand, der bereit ist, persönliche Opfer zu bringen, um die Aufmerksamkeit der Welt auf die Meere zu lenken.
Ein Blick in die Zukunft: Kann der Walfang wirklich gestoppt werden?
Obwohl sich der globale Druck auf Walfangländer wie Japan, Norwegen oder Island in den letzten Jahrzehnten verstärkt hat, ist das Ende dieser Praktiken längst nicht in Sicht. Warum? Die Gründe sind komplex. Einerseits spielt kulturelle Tradition eine Rolle – vor allem in Japan, wo Walfleisch historisch ein Bestandteil der Ernährung war. Andererseits sind es wirtschaftliche Interessen, die den Walfang am Leben erhalten. Große Unternehmen und Regierungen haben wenig Interesse daran, ihre Einnahmequellen zu verlieren.
Doch Watson und seine Unterstützer sind der Meinung, dass diese Argumente längst überholt sind. Die meisten Menschen lehnen den Walfang ab, und Alternativen zur traditionellen Ernährung sind in den meisten Ländern längst verfügbar. Es stellt sich also die Frage: Wie lange kann sich die Walfangindustrie noch gegen den globalen Wandel stemmen?
Marseille: Ein sicherer Hafen – oder der Beginn einer neuen Mission?
Was hat Paul Watson als Nächstes vor? Während er sich in Marseille aufhält, scheint er Kraft für seine nächste Mission zu tanken. Ob er wieder selbst zur See fährt, lässt er offen. Klar ist jedoch, dass er weiterhin an vorderster Front gegen den Walfang kämpfen wird – sei es durch politische Lobbyarbeit, Medienkampagnen oder direkte Aktionen.
Marseille könnte dabei mehr als nur ein Zwischenstopp sein. Die Stadt hat in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, dass sie ein Herz für Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit hat. Vielleicht wird sie sogar zu einem zentralen Dreh- und Angelpunkt für Watsons künftige Aktivitäten. Wer weiß, ob hier nicht gerade eine neue Phase seines Kampfes beginnt?
Was wir alle von Paul Watson lernen können
Es ist leicht, sich von den Problemen dieser Welt überwältigt zu fühlen. Klimawandel, Artensterben, Umweltzerstörung – manchmal scheint es, als würde alles gleichzeitig schiefgehen. Doch Paul Watson zeigt uns, dass man etwas bewegen kann, wenn man entschlossen bleibt. Seine Botschaft ist klar: Es ist nie zu spät, für das Richtige einzustehen. Und obwohl sein Weg alles andere als leicht ist, beweist er, dass Mut und Durchhaltevermögen echte Veränderungen bewirken können.
Vielleicht sollten wir uns also öfter fragen: Was können wir selbst tun, um unsere Umwelt zu schützen? Es müssen keine radikalen Aktionen sein – oft reicht es schon, im Kleinen anzufangen. Aber eines steht fest: Der Ozean, der für 70 Prozent des Sauerstoffs sorgt, den wir atmen, braucht uns genauso sehr, wie wir ihn brauchen.
Quellen:
- FranceInfo
- Sea Shepherd Global
- Eigene Recherchen und Analysen
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