Tag & Nacht

Der rechtsextreme französische Präsidentschaftskandidat Eric Zemmour hält am Sonntag seine erste offizielle Wahlkampfveranstaltung in einem Stadion außerhalb von Paris ab. Die Polizei ist wegen der Gefahr von Zusammenstößen mit Demonstranten in höchster Alarmbereitschaft.

Eric Zemmour, 63-jähriger Autor und Fernsehjournalist, kündigte am Dienstag an, dass er bei den Präsidentschaftswahlen im kommenden April kandidieren und gegen den amtierenden Präsidenten Emmanuel Macron antreten will. Sein erster Auftritt erfolgt nur einen Tag, nachdem die rechtsgerichtete Partei der Republikaner die ehemalige Ministerin Valérie Pécresse als Kandidatin aufgestellt hatte.

Laut Zemmours Wahlkampfleitung haben sich rund 19.000 Menschen für die heutige Veranstaltung im Vorort Villepinte im Nordosten der Hauptstadt angemeldet.

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Rund 50 Gewerkschaften und andere Gruppen haben zu einer Demonstration in Paris aufgerufen, um gegen Zemmour zu protestieren, einen Anti-Islam- und Anti-Immigrations-Polemiker, der manchmal als „Frankreichs Trump“ bezeichnet wird und bereits zweimal wegen Hassreden verurteilt wurde. Es werden mehrere tausend Menschen erwartet. Stéphane Troussel, der sozialistische Vorsitzende der Region Seine-Saint-Denis, in der Zemmours Kundgebung stattfinden wird, hat eine Petition gestartet, in der das Verbot der Kundgebung gefordert wird.

Angesichts der Tatsache, dass Zemmour nach seinem dramatischen Einstieg in die französische Politik im September in den Meinungsumfragen immer weiter zurückfällt, wird die Veranstaltung von allen politischen Parteien genau beobachtet werden. Bislang war Eriv Zemmour im ganzen Land unterwegs, um für sein neuestes Buch „Frankreich hat noch nicht das letzte Wort gesprochen“ zu werben, was als eine Art Vorwahlkampftour diente.

Nach einer Reihe von Fehlern in jüngster Zeit, darunter der Vorfall mit dem Mittelfinger in Marseille, hat Zemmour erlebt, wie sich mehrere einflussreiche Persönlichkeiten der extremen Rechten von ihm distanziert haben, darunter auch sein wichtigster Geldgeber. Umfragen zeigen, dass die Wähler Marine Le Pen, die Vorsitzende der ultra-rechten Partei Rassemblement National, für eine kompetentere Präsidentin halten als Zemmour, der von der Mehrheit des rechten Wählerpotentials als spalterisch und arrogant empfunden wird.

Jüngste Umfragen zeigen, dass Zemmour bereits in der ersten Runde ausscheiden würde, würde die Wahl heute stattfinden. Und Emmanuel Macron würde vor Marine Le Pen gewinnen.

Zemmour stellte seine Kandidatur am Dienstag in einem sehr ungewöhnlichen Video auf YouTube vor, in dem er eine Rede in ein altmodisches Mikrofon sprach, während er an einem Schreibtisch saß und kaum in die Kamera blickte. Die Rede sollte an die berühmte Ansprache des Kriegshelden General Charles De Gaulle vom Juni 1940 erinnern, in der er dazu aufrief, den Widerstand gegen die Nazi-Besatzung Frankreichs fortzusetzen.

Vor Bildern von Unruhen, islamischen Gebeten und Terroranschlägen warnte Zemmour, dass Frankreich Gefahr laufe, von Einwanderern „erobert“ oder „kolonisiert“ zu werden und dass die Franzosen „ersetzt“ würden.

Ein Wahlprogramm mit konkreten Vorschlägen und Zielen ist Zemmour bis jetzt noch schuldig geblieben.


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