Tag & Nacht

Der Präsident, der sich um seine Wiederwahl bewirbt, hielt am Samstag in der La Défense Arena seine einzige Kundgebung vor dem ersten Wahlgang ab. Eine Demonstration der Stärke, da die Umfragen immer schlechter werden.

Eine Show nach amerikanischem Vorbild. Es ist 16.20 Uhr, als Emmanuel Macron durch die Menge läuft, umgeben von Dutzenden brennenden bengalischen Feuern. Seit Beginn der Veranstaltung war bereits eine Stunde vergangen, in der Unterstützer des Präsidenten für ihren Champion warben. Nach Angaben des Wahlkampfteams des Kandidaten kamen mehr als 30.000 Menschen zu seiner einzigen Kundgebung, acht Tage vor dem ersten Wahlgang. Da der Krieg in der Ukraine den Präsidenten daran hinderte, den Wahlkampf nach seinen Vorstellungen zu bestreiten, hatte er seine einzige Versammlung als Machtdemonstration konzipiert.

Ein wichtiger Auftritt für Emmanuel Macron, da seine Minimalkampagne einen Rückgang in den Umfragen erlebt. Und seine stärkste Kontrahentin Marine Le Pen holt in den Umfragen für beide Wahlgänge ihren vorherigen Rückstand auf und kommt ihm gefährlich nahe. „Ich weiß, dass eine Wahl, erst recht die Präsidentschaftswahl, immer schwierig ist“, mahnt ein enger Vertrauter von Emmanuel Macron.

„Auch wenn manche daran zweifeln, die Energie ist noch da“, rief der Staatschef auf der Tribüne während einer mehr als zweistündigen Rede, die von zwei Videos unterbrochen wurde, seinen Zuhörern zu.

Nach mehr als eineinhalb Stunden, in denen die Bilanz der fünfjährigen Amtszeit und das Programm für die kommenden fünf Jahre vorgestellt wurden, war jedoch erst am Ende der Rede einen offensiver Emmanuel Macron zu sehen, der sich – endlich – als ein kämpferischer Kandidat zeigte. „Glauben Sie nicht den Umfragen und den Kommentatoren, die sagen, dass die Wahl bereits entschieden ist und dass alles gut gehen wird“, sagte der Präsident. An den Brexit, aber auch an seinen eigenen Sieg im Jahr 2017 erinnernd, mahnte er, dass viele Wahlergebnisse in der Vergangenheit oft als „unwahrscheinlich“ erschienen.

„Ich will weder Arroganz noch Defätismus, sondern eine allgemeine Mobilisierung“. (Emmanuel Macron bei seiner Kundgebung in Nanterre)

„Ich höre weder auf diejenigen, die sagen, dass wir schon gewonnen haben, noch auf die anderen“, fuhr Emmanuel Macron fort. „Die Entscheidungen vom April“ sind „im Grunde einfach“: „Sie wollen ein Frankreich der Parität, der Ökologie und des Fortschritts? Helfen Sie uns, schließen Sie sich uns an. Ihr wollt ein Frankreich der Bildung, des Sports und der Kultur? Helft uns, schließt euch uns an…“.

Emmanuel Macron erwähnte besonders die beiden großen Themen Bildung und Gesundheit, mit dem Ziel „Ungleichheiten an der Wurzel zu korrigieren“.

Im Zusammenhang mit dem Skandal um die Pflegeheime bei Orpea hat Emmanuel Macron sogar den historischen Slogan der Neuen Antikapitalistischen Partei von Philippe Poutou aufgegriffen. „Unser Leben, ihr Leben ist mehr wert als alle Profite“, rief er. Der Kandidat forderte „alle von der Sozialdemokratie über den Gaullismus bis hin zu den Umweltschützern“ dazu auf, sich ihm anzuschließen.

Während seiner gesamten Rede griff der Präsident immer wieder seine Gegner, insbesondere die extreme Rechte, an.

„Die extremistische Gefahr ist umso größer, als seit mehreren Jahren Hass und alternative Wahrheiten in der öffentlichen Debatte banalisiert werden. Wir haben uns daran gewöhnt, rassistische Personen auf den Fernsehbühnen aufmarschieren zu sehen.“ Eine klare Anspielung auf Eric Zemmour. Als aus dem Publikum Buhrufe kommen, mahnt Macron „Pfeift sie nicht aus. Bekämpfen wir sie mit Ideen!“.

Der Präsident legt nach. „Wir haben uns daran gewöhnt, dass Kandidaten sich als Patrioten bezeichnen, während ihre Partei und ihre Ideen im Ausland finanziert werden.“ Griff er Marine Le Pen an. Die Kandidatin des Rassemblement National hat in den letzten Tagen in den Umfragen den Abstand zu Macron immer weiter verringert. Vor allem in der am Mittwoch veröffentlichten Elabe-Umfrage, in der im zweiten Wahlgang Emmanuel Macron 52,5% und die Kandidatin des RN 47,5% erreicht, bringt seine Anhänger ins Schwitzen.


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