Tag & Nacht

Die zwölf Präsidentschaftskandidaten erleben am Freitag, 8. April, ihren letzten Tag im Wahlkampf, bevor am Sonntag die erste Runde der Präsidentschaftswahlen 2022 stattfindet.

Heute ist der letzte Tag, an dem die kandidaten ihre ganze Kraft in den Ring werfen können, um die Franzosen noch von sich zu überzeugen. Danach wird es zu spät sein. Die zwölf Präsidentschaftskandidatinnen und -kandidaten werden nach Mitternacht am Freitagabend nicht mehr zu Wort kommen, bevor die Franzosen ihre Wahl treffen und am Sonntag ihren Stimmzettel in die Wahlurnen werfen.

Was sagen die jüngsten Umfragen?
Innerhalb einer Woche verlor Emmanuel Macron zwei Punkte, während Marine Le Pen und Jean-Luc Mélenchon jeweils zwei Punkte hinzugewannen. Der amtierende Präsident Emmanuel Macron liegt bei 26% der Wahlabsichten, die Kandidatin des Rassemblement National Marine Le Pen bei 22% und der linke Kandidat Jean-Luc Mélenchon bei 17%. In der zweiten Runde könnte Emmanuel Macron mit 53 zu 47% gewinnen, gegenüber 55 zu 45% vor einer Woche.

Alle anderen Kandidaten liegen unter der 10%-Marke: Die Republikanerin Valérie Pécresse und der Kandidat der rechtsextremen Reconquête Eric Zemmour liegen bei 9%, der grüne EELV-Kandidat Yannick Jadot bei 5%, der Kommunist und der Kandidat von Résistons Jean Lassale bei 3%, die Sozialistin Anne Hidalgo liegt bei 2%, gleichauf mit Nicolas Dupont-Aignan, dem Kandidaten von Debout la France, die Kandidaten der NPA Philippe Poutou und Lutte ouvrière Nathalie Arthaud liegen bei 1% der Wahlabsichten.

Emmanuel Macron beendet seine Kampagne am Freitag mit einem Interview in der Zeitung Le Parisien. Er greift Marine Le Pen frontal an: „Ich denke, dass Marine Le Pen ein verlogenes Sozialprogramm hat, weil sie es nicht finanzieren kann. Sie hat das Programm, das die Kleinsparer und die kleinen Renten am meisten gefährdet. Sie lügt die Menschen an“, so der scheidende Präsident und Kandidat. Außerdem beschuldigt Macron Eric Zemmour, „den Diskurs von Marine Le Pen völlig banalisiert“ zu haben. Emmanuel Macrons Fazit über die Kandidatin des Rassemblement National: „Ihre Grundlagen haben sich nicht geändert: Sie hat ein rassistisches Programm, das auf die Spaltung der Gesellschaft abzielt und von großer Brutalität ist“.

Die RN-Kandidatin Marine Le Pen rief vor fast 3.000 Menschen auf dem Messegelände in Perpignan zur Einheit auf. „Wenn das Volk wählt, gewinnt das Volk. Unser geliebtes Land braucht Sie. Sonntag, der 24. wird über das Schicksal des Landes entscheiden. Dieser große Abend, er kann nicht ohne Sie stattfinden. Die Geschichte kann nicht ohne Sie geschrieben werden“. Und sie fügte hinzu: „Ich beschwöre Sie, zur Wahl zu gehen. Man enthält sich nicht. Vor allem nicht, wenn man ein Patriot ist. Vor allem nicht, wenn das Land einen Ruck braucht“.

Jean-Luc Mélenchon war Gast in der 20-Uhr-Nachrichtensendung von TF1. Er bekräftigte, dass er im Falle seiner Wahl „das Einfrieren der Preise für lebensnotwendige Güter“ beschließen werde. Seine Feststellung: „Millionen von Landsleuten sind dabei, in prekäre Situationen abzurutschen, obwohl sie da nicht hingehören“. Zweite Maßnahme: „Blockierung der Preise und der Lagerbestände für Getreide“.

Éric Zemmour hielt eine Kundgebung im Palais des Sports in Paris ab. Als Gast des Fernsehsenders LCI sagte er, es gebe ausser ihm „keine nützliche Stimme, ich bin die nützliche Stimme für Frankreich“. Er wiederholte, dass er in seinen Augen der Einzige sei, der eine Vereinigung der rechten Kräfte in Frankreich herbeiführen könne: „Ich bin der Einzige, der diese Zusammenführung bewerkstelligen kann. Wir müssen all diese konservativen Wählerschaften zusammenbringen, die künstlich gespalten wurden“.

Die LR-Kandidatin Valérie Pécresse sprach vor 1.500 Aktivisten in Lyon und forderte die Franzosen auf, „sich nicht die Wahl stehlen zu lassen“. Sie erklärte: „Es gibt am Sonntag nur eine einzige Stimme der Rechten. Zwischen Stillstand und Extremismus gibt es nur einen einzigen dritten Weg, das sind wir“.

Yannick Jadot, Kandidat der Grünen (EELV), plädierte bei einer Kundgebung vor 500 Personen unter freiem Himmel in Nantes, die durch den Sturm Deigo gestört wurde, für Stimmen für das grüne Lager. „Der grüne Stimmzettel ist keine Stimme, die man alle fünf Jahre abgibt, um sich etwas zu gönnen. Es ist eine effiziente Stimme, aus Überzeugung, ohne Gefälligkeit. Schauen Sie sich seit den Kommunalwahlen an, wie der grüne Stimmzettel unsere Städte verändert hat“.

Der Kandidat der KP Fabien Roussel versammelte 5.000 Menschen im Zénith in Lille. „Dies ist der Beginn einer Wiedergeburt für den sozialen Fortschritt, für die Linke, für Frankreich“, versicherte er und versprach „den Beginn von Kämpfen, von Kämpfen, die wir weiterhin gemeinsam führen werden“. Er wandte sich auch an Wähler, die versucht sein könnten, für Le Pen oder Zemmour zu stimmen: „Der soziale Fortschritt sind wir, die sozialen Errungenschaften sind wir“.

Der Kandidat der NPA, Philippe Poutou, sprach am Donnerstagabend vor mehr als 1.000 Menschen in Toulouse. Der ehemalige Ford-Arbeiter sagte: „Was wir brauchen, ist ein Gehalt, nicht eine Arbeit“, und, dass die Linke sich nach dem zweiten Wahlgang „so breit wie möglich wieder aufbauen“ müsse.

Und das machen die Kandidaten an ihrem letzten Tag im Wahlkampf:

  • Marine Le Pen ist in Perpignan.
  • Valérie Pécresse ist in Cairanne (Vaucluse).
  • Nicolas Dupont-Aignan befindet sich auf der A10 im Departement Yvelines für eine „Operation Maut“.
  • Anne Hidalgo absolviert in Paris einen Besuch auf einem Markt.
  • Fabien Roussel hält in Paris einen „Apéroussel de fin de campagne“.
  • Yannick Jadot besucht in Lyon ein Biomasse-Heizwerk.
  • Philippe Poutou ist bei einer Kundgebung in Grenoble.
  • Nathalie Arthaud ist bei einer Kundgebung in Rouen.

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