Tag & Nacht

Die Lage im öffentlichen Nahverkehr bleibt angespannt, außer in Paris, wo sich die Situation in der Metro am dritten Tag des Streiks gegen die Rentenreform deutlich verbesserte. Aber die Sorge um die Gasversorgung wuchs. Auch an mehreren Gymnasien und Universitäten kam es anlässlich eines „Aktions- und Mobilisierungstages der Jugend“ am Donnerstag zu Blockaden.

Am dritten Tag der Proteste gegen die Rentenreform wurde der Streik in einer Raffinerie in der Normandie beendet und die Treibstofflieferungen wieder aufgenommen. Der Zugverkehr ist jedoch weiterhin gestört und auf der Baustelle des olympischen Dorfes in Saint-Denis, einem Pariser Vorort, fiel der Strom aus.

Die SNCF konnte wie am Mittwoch nur ein Drittel ihrer TGV-Züge und 40 % der Regionalzüge fahren lassen. Zahlreiche Berichte in den sozialen Netzwerken beschreiben überfüllte und zu wenige Züge. Die am stärksten gestörten Linien sind der RER D und die Transilien-Linie R in der Île-de-France, wo 80 % weniger Züge als sonst verkehren.

In der Pariser Metro verbessert sich die Situation deutlich, da auf der Hälfte der Linien ein normaler oder fast normaler Verkehr herrscht.

Für Freitag kündigte die SNCF einen weiterhin „stark gestörten“ Zugverkehr an, bei dem die Hälfte der TGV Inoui und Ouigo sowie 60 % der TER-Züge ausfallen. Und das soll das ganze Wochenende über gleich bleiben.

Die SNCF ruft daher die Reisenden auf, „ihre Reisen am 10. März und am Wochenende abzusagen oder zu verschieben“.

Der TGV-Verkehr wird insbesondere auf den Nord- und Atlantikachsen mit 60 % gestrichenen Züge stark eingeschränkt sein, während auf den Ost- und Südostachsen sowie bei den Ouigo-Zügen nur jeder zweite Zug fahren wird. Wie an den Vortagen werden Verbindungen von Provinz zu Provinz mit 90 % gestrichenen TGVs fast nicht existieren.

Nur 25 % der Intercités-Züge werden fahren. Im internationalen Verkehr werden zwei Drittel der Eurostar-Züge aufrechterhalten, ebenso wie 60 % der Thalys-Züge (Benelux), der Lyria-Züge (Schweiz) und der Verbindungen nach Deutschland. Nur ein Drittel der geplanten Züge nach Italien werden fahren und ein Viertel der Züge nach Spanien.

Im Großraum Paris wird der Verkehr der Vorortzüge weiterhin stark beeinträchtigt sein. Dies wird vor allem für den RER D und die Transilien-Linie R der Fall sein, wo nur 20 % der Züge fahren und viele Stationen in den Hauptverkehrszeiten auf der Linie D nicht bedient werden.

Auf der RER C wird ein Drittel des üblichen Betriebs stattfinden, auf den RER B und E sowie den Transilien-Linien J, K, L, N und P die Hälfte. Auf den Linien H und U werden zwei von drei Zügen fahren. Auf den Straßenbahnlinien T4 und T11 wird der Betrieb normal sein.

Die Generaldirektion für Zivilluftfahrt (DGAC) hat bis einschliesslich Freitag die Fluggesellschaften aufgefordert, auf 20 bis 30 % ihrer Flüge von und zu französischen Flughäfen zu verzichten. Transavia, die Low-Cost-Tochter von Air France-KLM, die Kurz- und Mittelstreckenflüge betreibt, strich am Donnerstag fast 60 Flüge.

Blockaden in Gymnasien und Universitäten
Die Studentengewerkschaft L’Alternative zählte am Vormittag Blockaden an rund 20 Einrichtungen, darunter die Universitäten von Montpellier, Besançon, Le Havre, Nanterre, Rouen und Grenoble, die Institute für politische Studien in Bordeaux und Straßburg sowie einer der beiden Campus der École Normale Supérieure (ENS) in Lyon.

Betreffend der Gymnasien berichtete das Bildungsministerium von 15 blockierten und sieben teilweise blockierten Schulen, während die Gewerkschaft La Voix lycéenne von 200 blockierten Gymnasien sprach.

Am Donnerstagnachmittag fand in Paris eine weitere Demonstration zwischen dem Bahnhof Saint-Lazare und dem Place de la République statt.

Raffinerien: Blockade in Port-Jérôme-Gravenchon aufgehoben.
In der Raffinerie von Esso-ExxonMobil in Port-Jérôme-Gravenchon (Normandie), einer der beiden großen Raffinerien in der Nähe von Le Havre wurde der Streik aufgehoben und die Auslieferung von Kraftstoffen wieder aufgenommen.

Überall sonst wurde der Streik mit Auslieferungsblockaden in den TotalEnergies-Raffinerien La Mède, Donges, Normandie, Feyzin sowie im Lager Flandern fortgesetzt. Auch in den Raffinerien in Fos-sur-Mer (Esso-ExxonMobil) und Lavera (Petroineos) wurde der Streik um 24 Stunden verlängert.

Laut öffentlichen Daten fehlte am Donnerstagmittag an 4,78% der französischen Tankstellen mindestens eine Kraftstoffart (Benzin oder Diesel), was eine leichte Verbesserung gegenüber dem Vortag (5,78%) darstellt. Die Engpässe betrafen vor allem die Tankstellen in Westfrankreich. In den Departements Mayenne, Sarthe und Calvados fehlte bei 20-25% der Tankstellen mindestens eine Kraftstoffart.

Strom: Deutliche Rückgänge bei der Stromerzeugung
Die Rückgänge der Stromproduktion beliefen sich laut EDF am Donnerstag um 8 Uhr auf 8.700 Megawatt (MW), was der Leistung von acht Atomreaktoren entspricht. Der Stromnetzbetreiber RTE (Réseau de transport d’électricité) schickte eine Anfrage an die Streikenden, die Produktionskürzungen zu stoppen, „um die Morgenspitze des Verbrauchs zu überbrücken“.

Die Gewerkschaften teilten außerdem mit, dass sie bei einer Protest-Aktion den Strom auf der Baustelle des olympischen Dorfes in Saint-Denis, einem Vorort von Paris, abgeschaltet hätten.

Gas: Das Netz läuft in Zeitlupe.
Die vier französischen Flüssiggasterminals, die Importe von verflüssigtem Erdgas (LNG) entgegennehmen, standen still.

Was die Gasspeicher betrifft, so sind 13 von 14 – die letzte ist jedoch eine kleine Anlage ohne Beschäftigte – blockiert. „Abgesehen von den wenigen Importen und dem Biogas gibt es keine weiteren Einspeisungen in das Gasnetz“, sagte Fabrice Coudour, Bundessekretär der Gewerkschaft FNME-CGT, der Nachrichtenagentur AFP. Er und schloss eine „mögliche Gasknappheit“ in einigen Tagen nicht aus. „Die Entschlossenheit ist umso ungebrochener, weil dieAnnahme von Artikel 7 im Senat die Wut noch verstärkt“.


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