Tag & Nacht

Gestohlene Gewehre, eingeschlagene Schaufenster, aufgebrochene Sicherheitsgitter – seit zwei Jahren geraten französische Waffenläden immer häufiger ins Visier von Kriminellen. In der Nähe von Tours wurde ein Geschäft innerhalb weniger Wochen gleich zweimal attackiert. Ein alarmierender Trend.


Ein Handel unter Beschuss

Ein Waffenladen bei Tours sichert seine Eingänge mit zusätzlichen Barrikaden, nachdem Einbrecher im August mit einem Auto versuchten, sich gewaltsam Zutritt zu verschaffen. Doch das massive Rollgitter hielt stand – die Täter mussten ohne Beute fliehen.

Weniger Glück hatte jedoch die zweite Filiale des Geschäfts in der Umgebung. Zwei Wochen später schlugen die Räuber dort erneut zu – diesmal mit Erfolg. Ganze 17 Jagdgewehre verschwanden in der Nacht.

„Sie haben ausschließlich Jagdwaffen mitgenommen“, berichtet Cynthia Cossenard, die Geschäftsführerin der betroffenen Armurerie. Der Schaden? Rund 30.000 Euro. Doch das ist nicht alles – die Täter sind weiterhin auf freiem Fuß.

Cossenard ist fassungslos: „Wir existieren seit 15 Jahren, aber so etwas haben wir noch nie erlebt. Und wir sind nicht die Einzigen.“


Über 500 gestohlene Waffen in zwei Jahren

Die Zahlen sind erschreckend. Mindestens 16 Waffenläden wurden in den vergangenen zwei Jahren ausgeraubt. Nach vorsichtigen Schätzungen beläuft sich die Zahl der gestohlenen Waffen auf über 500.

Doch warum sind gerade Waffenläden so begehrt?

Der illegale Waffenhandel boomt. Kriminelle Organisationen brauchen Nachschub – sei es für den Schwarzmarkt, für Einbrüche oder andere Straftaten. Jagdgewehre sind dabei besonders gefragt, da sie sich relativ leicht weiterverkaufen lassen.


Professionelle Banden am Werk?

Die Vorgehensweise der Täter lässt auf gut organisierte Gruppen schließen. Häufig setzen sie auf brachiale Methoden wie das Auto-Ramming – also das Durchbrechen von Eingängen mit einem Fahrzeug. Diese Technik erfordert Planung, starke Fluchtfahrzeuge und präzises Timing.

„Das sind keine Gelegenheitsdiebe“, meint ein Ermittler anonym. „Diese Leute wissen genau, was sie tun.“

Die Polizei tappt bislang weitgehend im Dunkeln. Überwachungskameras liefern oft nur vage Bilder vermummter Täter, Spuren sind rar, und gestohlene Waffen tauchen nur selten wieder auf.


Händler rüsten auf

Angesichts der zunehmenden Angriffe investieren viele Waffenhändler in bessere Sicherheitsmaßnahmen: dickere Panzerglasscheiben, verstärkte Rollgitter, zusätzliche Alarmanlagen. Doch selbst das garantiert keinen Schutz.

„Wir schlafen kaum noch ruhig“, gesteht ein betroffener Ladenbesitzer aus Südfrankreich. „Man fragt sich: Wer ist als Nächstes dran?“

Der Staat verschärft nun die Kontrollen und überlegt, Waffenlager an zentralen, gesicherten Orten zu bündeln. Doch ob das reicht, um die Welle der Raubüberfälle zu stoppen, bleibt fraglich.

Eines ist sicher: Die Gefahr ist real – und sie wächst.

Von C. Hatty


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