Tag & Nacht

In Redon und anderen betroffenen Gemeinden der Bretagne beginnt die langersehnte Entspannung – doch sie lässt auf sich warten. Das Wasser zieht sich zwar zurück, aber nur in Zeitlupe. Für viele bleibt die Rückkehr in die eigenen vier Wände eine quälende Geduldsprobe.

Ein Alltag zwischen Hoffnung und Verzweiflung

Jean-François Longuet steht seit Tagen vor seiner Haustür und fragt sich, wann er endlich wieder hinein kann. „Ich frage mich, wie wir das schaffen sollen“, sagt er und schaut auf das Wasser, das sich noch immer in manchen Räumen staut. Eine Woche lang ist er schon jeden Tag hergekommen, um nach dem Rechten zu sehen.

In den Straßen von Redon wird der Fortschritt sichtbar – aber nur Stück für Stück. Die ersten Keller werden ausgepumpt, einige Straßen tauchen langsam wieder auf. Feuerwehrleute sind im Dauereinsatz, um das Wasser aus Gebäuden zu schaffen. Doch am Morgen stand es mancherorts noch bei 1,60 Meter.

Ein drittes Mal unter Wasser

Jean-Paul Massiot, ein Rentner aus Redon, erlebt diese Situation nicht zum ersten Mal. „Das ist jetzt die dritte Überschwemmung für mich“, erzählt er mit einer Mischung aus Resignation und Frustration. Sein größtes Fragezeichen: Wie lange wird es dauern, bis die Versicherungen zahlen?

Viele Bewohner stehen vor einer ungewissen Zukunft. Die Straßen sind teils noch unpassierbar, einige Viertel komplett abgeschnitten. Besonders dramatisch: 53 Menschen haben immer noch keinen Strom. Für sie ist die oberste Priorität, so schnell wie möglich nach Hause zurückzukehren – wenn das Wasser es zulässt.

Hoffnung auf schnelle Unterstützung

Innenminister Bruno Retailleau war vor Ort und versicherte, dass das Verfahren zur Anerkennung als Naturkatastrophe beschleunigt werde. Das bedeutet: Betroffene könnten schneller an Entschädigungen kommen.

Doch eine Frage bleibt: Wie oft soll das noch passieren? Dass extreme Wetterereignisse wie diese in den letzten Jahren immer häufiger auftreten, ist kein Zufall. Der Klimawandel sorgt dafür, dass Starkregenfälle intensiver ausfallen und Flüsse über die Ufer treten. Wer jetzt noch glaubt, dass solche Katastrophen Ausnahmefälle bleiben, macht sich etwas vor.

Für die Menschen in Redon heißt es derweil: Warten, Pumpen, Hoffen. Und die bange Frage – wann kommt die nächste Flut?

Von Andreas M. Brucker


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