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Emmanuel Macron hat mit der Vorstellung seines Projekts „Nouvelle Renaissance du Louvre“ am 28. Januar einen ambitionierten Plan zur Modernisierung des weltberühmten Pariser Museums präsentiert. Ziel ist es, die Instandsetzung der veralteten Infrastruktur mit einer besseren Besucherlenkung zu verbinden. Die geplanten Maßnahmen spiegeln den wachsenden Druck wider, den das meistbesuchte Museum der Welt aufgrund der massiven Besucherströme und der alternden Bausubstanz bewältigen muss.


Eine neue Ost-Eingangshalle für den Louvre

Ein zentrales Element des Plans ist die Schaffung einer neuen großen Eingangshalle an der Ostseite des Gebäudes, um die ikonische Glaspyramide, die derzeitige Haupteingangsstelle, zu entlasten. Diese Erweiterung soll unterhalb des sogenannten „Cour Carrée“ (quadratischer Hof) errichtet werden und bietet sowohl neue Zugangswege als auch zusätzliche Ausstellungsflächen. Ein Architekturwettbewerb wird in den kommenden Jahren darüber entscheiden, wie die neue Eingangszone gestaltet wird. Die Fertigstellung ist bis spätestens 2031 vorgesehen. Die Finanzierung, geschätzt auf etwa 400 Millionen Euro, wird vollständig aus den eigenen Mitteln des Museums erfolgen, einschließlich Einnahmen aus Partnerschaften wie dem Louvre Abu Dhabi und durch private Sponsoren.


Ein neuer Raum für die „Mona Lisa“

Eines der Highlights des Plans ist der Umzug der „Mona Lisa“ in einen eigens dafür vorgesehenen Raum. Das berühmteste Gemälde der Welt wird künftig in einem „besonderen Bereich“ untergebracht sein, der unabhängig vom restlichen Museum zugänglich ist und über ein separates Ticketing-System verfügt. Dieser Schritt soll den Besucherstrom gezielt lenken und die oft überfüllten Säle des Louvre entlasten. Gleichzeitig wird eine bessere Umgebung für die Erhaltung des Meisterwerks von Leonardo da Vinci geschaffen.


Differenzierte Tarife und neue Einnahmequellen

Macron kündigte zudem eine Reform der Eintrittspreise an: Ab 2026 wird es für Besucher aus Nicht-EU-Ländern eine höhere Eintrittsgebühr geben. Diese „differenzierte Tarifierung“ soll dazu beitragen, die Renovierungskosten zu decken, ohne die Besucherzahlen signifikant zu senken. Der Louvre peilt mittelfristig an, seine jährliche Besucherzahl von derzeit etwa neun Millionen auf zwölf Millionen zu steigern.

Die Maßnahme steht im Einklang mit den allgemeinen Plänen der französischen Regierung, ausländische Touristen stärker zur Finanzierung kultureller Einrichtungen heranzuziehen. Während die genauen Preise noch nicht bekannt sind, wird erwartet, dass die Erhöhung vor allem wohlhabendere Touristen treffen dürfte, die bereit sind, für den Zugang zu einer der renommiertesten kulturellen Stätten der Welt tiefer in die Tasche zu greifen.


Kosten und Finanzierung: Ein langfristiger Ansatz

Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf 700 bis 800 Millionen Euro, verteilt über die nächsten zehn Jahre. Davon entfallen etwa 400 Millionen Euro auf die neue Eingangshalle und die zusätzlichen Flächen. Weitere 300 bis 400 Millionen Euro werden benötigt, um die alternden technischen Anlagen zu modernisieren und das Museum an die steigenden Besucherzahlen anzupassen. Der Anteil, den der französische Staat direkt beisteuert, ist dabei gering – der Fokus liegt auf Eigenmitteln, privatem Sponsoring und Einnahmen aus Eintrittsgeldern.

Der Renovierungsplan spiegelt den strategischen Ansatz wider, den der Louvre seit der Eröffnung seines Ablegers in Abu Dhabi verfolgt: die Diversifizierung der Einnahmequellen und eine stärkere Unabhängigkeit von staatlichen Zuschüssen. Dieser Ansatz könnte als Modell für andere internationale Museen dienen, die mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind.


Der Louvre im Kontext kultureller Diplomatie

Das Projekt „Nouvelle Renaissance du Louvre“ ist mehr als nur ein Modernisierungsplan – es ist ein Symbol für Frankreichs Anspruch, kulturelle Führungsrolle in der Welt zu übernehmen. Der Louvre steht wie kein anderes Museum für den Reichtum und die Vielfalt der Weltkulturen, gleichzeitig aber auch für die Notwendigkeit, diese in einer sich wandelnden Welt zu bewahren und zugänglich zu machen.

Die geplanten Maßnahmen könnten langfristig dazu beitragen, den Louvre als globale Marke weiter zu stärken. Doch sie werfen auch Fragen auf, insbesondere im Hinblick auf die soziale Zugänglichkeit. Kritiker könnten argumentieren, dass die differenzierte Eintrittsgebühr ein Hindernis für weniger wohlhabende Besucher darstellen könnte. Die Regierung und die Museumsleitung werden daher sicherstellen müssen, dass der Louvre weiterhin seinem Anspruch gerecht wird, ein Ort für alle zu sein.


Eine ehrgeizige Vision für die Zukunft

Mit dem Plan zur Renovierung des Louvre stellt Emmanuel Macron nicht nur die Weichen für eine zeitgemäße Neuausrichtung eines historischen Gebäudes, sondern auch für eine stärkere Positionierung Frankreichs im globalen Kulturbereich. Ob die ehrgeizigen Ziele erreicht werden können, wird von der Umsetzung der Maßnahmen, der Finanzierung und der Akzeptanz bei der breiten Öffentlichkeit abhängen. In jedem Fall bleibt der Louvre ein Spiegelbild der Herausforderungen und Möglichkeiten, denen sich die Kulturinstitutionen des 21. Jahrhunderts gegenübersehen.


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