Donnerstag, 17. April 2025, 17:30 Uhr – ein lauer Frühlingsnachmittag im belebten Viertel Villejean in Rennes. Kinder spielen, Nachbarn plaudern auf der Dalle Kennedy, einem urbanen Platz, der eigentlich für Gemeinschaft und Begegnung steht. Doch was dann geschah, glich einem Szenario wie aus einem Actionfilm – nur dass es bitterer Ernst war.
Drei maskierte Männer in schwarzer Kleidung, bewaffnet mit Kalaschnikows, eröffneten das Feuer. Einfach so. Ohne Vorwarnung. Drei Menschen wurden von Kugeln getroffen, ein vierter von einem flüchtenden Auto erfasst.
Die Szene? Purer Horror.
Militärisch organisiert, eiskalt ausgeführt
Was Zeugen berichten, lässt einem das Blut in den Adern gefrieren. Die Angreifer agierten wie eine Spezialeinheit: schnell, präzise, ohne Zögern. Sie feuerten Salven ab, als wollten sie Angst in jede Ritze des Viertels treiben. Ein Kind, das zufällig in der Nähe war, rannte davon, Sekunden bevor die ersten Schüsse fielen. Die Angst sitzt jetzt tief – bei Groß und Klein.
Eine Spirale aus Gewalt und Drogen
Leider ist das kein Einzelfall. Rennes steckt schon länger in einer gefährlichen Abwärtsspirale. Die Viertel Villejean und Maurepas sind seit Jahren Brennpunkte im Drogenkrieg rivalisierender Banden. Zwischen 2020 und März 2024 wurden in Rennes 24 Schießereien registriert – ein besorgniserregender Trend, der nun seinen traurigen Höhepunkt gefunden hat.
Die Stadt scheint dabei zwischen den Fronten zu stehen: Dealer gegen Dealer, Polizei gegen Chaos – und mittendrin Menschen, die einfach nur in Frieden leben wollen.
Polizei zeigt Präsenz – aber reicht das?
Nach der Tat reagierte die Stadt schnell. Die Einheit CRS 82 wurde beauftragt, für mehrere Tage im Viertel zu bleiben. Bürgermeisterin Nathalie Appéré forderte sogar einen nationalen Schulterschluss im Kampf gegen den Drogenhandel – ähnlich dem Vorgehen bei terroristischen Bedrohungen.
Eine starke Geste, sicher. Aber auch eine, die Fragen aufwirft. Warum braucht es erst eine solche Eskalation, um entschlossen durchzugreifen?
Ein Gefühl, vergessen zu sein
Viele Bewohner von Villejean und Maurepas trauen den aktuellen Maßnahmen nicht. Zu oft haben sie erlebt, wie die Einsatzkräfte kamen – und nach kurzer Zeit wieder verschwanden. Der Alltag aber bleibt gefährlich.
Ein Bewohner brachte es auf den Punkt: „Erst als ein Kind eine Kugel in den Kopf bekam, hat man uns zugehört. Und jetzt? In zwei Wochen ist das alles wieder vergessen – und wir gleich mit.“
Ein Satz, der weh tut. Weil er so ehrlich ist.
Zwischen Frust, Fassungslosigkeit und Hoffnung
Man fragt sich: Wie konnte es so weit kommen?
Es geht hier nicht nur um Waffen und Drogen. Es geht um Perspektivlosigkeit, fehlende Anlaufstellen für Jugendliche, und um eine Gesellschaft, die immer öfter wegsieht, wenn es unbequem wird. Klar – Repression ist wichtig. Aber sie allein wird das Problem nicht lösen.
Eine echte Lösung? Die braucht Mut. Und einen langen Atem.
Prävention, Bildung, Sozialarbeit – keine schnellen Schlagzeilen, aber auf Dauer die bessere Waffe gegen das, was da gerade in Rennes passiert. Nur so lässt sich verhindern, dass ein Platz wie die Dalle Kennedy nicht zum Synonym für Angst wird, sondern wieder das wird, was er einmal war: ein Ort der Begegnung.
Die Zeit drängt – für Rennes und viele andere Städte
Rennes steht beispielhaft für ein Problem, das längst nicht mehr auf einzelne Stadtviertel beschränkt ist. Überall in Frankreich – und in Europa – entstehen ähnliche Gefahrenherde. Wer jetzt nicht handelt, schaut irgendwann fassungslos auf eine Realität, die längst zur Normalität geworden ist.
Und mal ehrlich: Wollen wir wirklich so leben?
Catherine H.
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