Tag & Nacht






Die jüngsten russischen Angriffe auf die Ukraine verdeutlichen, dass Moskau seine militärischen Ziele unbeirrt weiterverfolgt und kein ernsthaftes Interesse an Friedensverhandlungen zeigt. In der Nacht vom 6. auf den 7. März 2025 starteten russische Streitkräfte einen der bislang massivsten kombinierten Angriffe mit Raketen und Drohnen. Ziel der Attacken waren vor allem Energie- und Gasinfrastrukturen in verschiedenen Regionen des Landes.

Besonders betroffen war die Stadt Dobropillia in der Region Donezk, wo mindestens 11 Menschen, darunter fünf Kinder, getötet wurden. Weitere Raketenangriffe in der Region Charkiw führten ebenfalls zu zivilen Opfern. Insgesamt kamen bei den jüngsten Attacken mindestens 14 Menschen ums Leben, dutzende weitere wurden verletzt. Die großflächige Zerstörung von Energieanlagen wird die Ukraine in den kommenden Wochen vor erhebliche Herausforderungen stellen.

Die Eskalation erfolgt in einer geopolitisch sensiblen Phase, da die USA kürzlich beschlossen haben, die Weitergabe von geheimdienstlichen Erkenntnissen an die Ukraine vorübergehend auszusetzen. Dieser Schritt könnte die Verteidigungsfähigkeit Kiews weiter schwächen und Russland in die Karten spielen.

Die Reaktionen aus der internationalen Politik folgten umgehend. Die Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Kaja Kallas, verurteilte die Angriffe scharf und betonte, dass Präsident Wladimir Putin keinerlei Interesse an einer diplomatischen Lösung des Konflikts zeige. Vielmehr sei es dringend erforderlich, die militärische Unterstützung für die Ukraine weiter zu intensivieren, um zukünftige Opfer zu verhindern. Auch Polens Premierminister Donald Tusk fand deutliche Worte und machte eine Beschwichtigungspolitik gegenüber Russland für die fortgesetzte Aggression verantwortlich.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hob hervor, dass die jüngsten Angriffe ein weiteres klares Zeichen dafür seien, dass Russland seine Kriegsziele nicht aufgegeben habe. Er rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, die Luftabwehrsysteme der Ukraine zu stärken und die Sanktionen gegen Russland zu verschärfen, um dessen Kriegsführung zu erschweren. Besonders die Zerstörung von Energieanlagen verdeutliche, dass Russland nicht nur militärische Ziele verfolgt, sondern bewusst zivile Infrastruktur ins Visier nimmt, um das Land zu destabilisieren.

Vor diesem Hintergrund wird die internationale Debatte über weitere Waffenlieferungen an die Ukraine erneut an Fahrt gewinnen. Insbesondere die USA und die EU stehen vor der Herausforderung, eine kohärente Strategie zu entwickeln, die sowohl der militärischen Realität als auch den diplomatischen Bemühungen Rechnung trägt. Die bisherigen Waffenlieferungen haben es der Ukraine ermöglicht, wichtige Offensiven gegen Russland zu starten, doch die anhaltende Zerstörung kritischer Infrastruktur zeigt, dass weitere Maßnahmen erforderlich sind.

Russland verfolgt offenbar eine langfristige Strategie der Erschöpfung. Durch kontinuierliche Angriffe auf zivile Ziele und Energieversorgungseinrichtungen soll die ukrainische Gesellschaft zermürbt und die Regierung in Kiew unter Druck gesetzt werden. Die Konsequenzen dieses Vorgehens sind weitreichend: Neben den direkten humanitären Auswirkungen könnte die Zerstörung von Infrastruktur auch zu einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage der Ukraine führen und die Fluchtbewegungen in Richtung EU weiter verstärken.

Zudem stellen sich zunehmend Fragen nach der Effektivität westlicher Sanktionen gegen Russland. Trotz umfangreicher Maßnahmen ist es Moskau weiterhin möglich, seinen Krieg zu finanzieren und Waffen zu produzieren. Die enge wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Ländern wie China, Iran und Nordkorea hat es Russland ermöglicht, trotz internationaler Isolation sein Militär zu stärken.

Die kommenden Wochen dürften entscheidend sein. Während die Ukraine auf weitere Unterstützung durch den Westen drängt, wird auch in Washington und Brüssel darüber diskutiert, wie der Krieg weitergeführt oder möglicherweise doch zu einem Verhandlungsweg zurückgefunden werden kann. Doch die aktuellen Ereignisse lassen wenig Raum für Optimismus: Russland zeigt sich entschlossen, den Krieg mit unverminderter Härte fortzusetzen, während die Ukraine weiterhin um ihre Existenz kämpft.

Von Andreas Brucker

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